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Luis Rubiales tritt als spanischer Verbandspräsident zurück und hinterlässt einen Scherbenhaufen
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Publiziert 11/09/2023 um 13:55 GMT+2 Uhr
Nun also doch: Luis Rubiales tritt als Präsident des spanischen Fußballverbandes zurück. Einsichtig zeigte er sich dennoch nicht, betont lediglich, dass er sich auf sein eigenes Leben konzentrieren müsse. Zurückgelassen hat der 46-Jährige einen Scherbenhaufen beim spanischen Fußballverband. Wer auch immer die Nachfolge antreten wird, steht vor einer schwierigen Aufgabe.
Luis Rubiales.
Fotocredit: Getty Images
Ein Wort des Bedauerns kam Luis Rubiales nicht über die Lippen. Doch das mit dem Rücktritt, "ja, das werde ich machen", sagte der umstrittene Präsident des spanischen Fußballverbandes in einem am Sonntagabend ausgestrahlten Interview mit dem englischen TV-Journalisten Piers Morgan, "weil ich meine Arbeit unter diesen Umständen nicht fortsetzen kann."
Mitte August, Spaniens Fußballerinnen hatten gerade das WM-Finale gewonnen, hatte Rubiales bei der Siegerehrung Jenni Hermoso gegen deren Willen auf den Mund geküsst. Rubiales tat das als Akt der Freude ab, er sei keinesfalls übergriffig gewesen - doch schnell entwickelte sich weltweit ein enormer Sturm der Entrüstung.
Rubiales, weiter stur und uneinsichtig, entschuldigte sich halbgar, lehnte einen Rücktritt aber vehement ab und blieb auch dabei, als ihn der Weltverband FIFA provisorisch sperrte. Im Gespräch mit Morgan stellte er sich nun als Opfer dar. "Luis, du musst dich auf deine Würde konzentrieren und dein Leben fortsetzen", hätten ihm Freunde und Familie geraten, sagte der 46-Jährige.
Und würde er nicht handeln, dann "würde ich den Menschen, die ich liebe, und dem Sport, den ich liebe, schaden", meinte Rubiales. Der spanische Verband, in dem er bis zuletzt zahlreiche Fürsprecher hatte, bestätigte am Sonntagabend, dass er das Rücktrittsgesuch seines Präsidenten erhalten habe.
Erleichterung bei Politikern
Bei zahlreichen Politikern sorgte das für Erleichterung. "Wir sind mit dir, Jenni, und mit allen Frauen", schrieb die zweite Vizepräsidentin Yolanda Diaz bei "X" (früher "Twitter"). Gleichstellungsministerin Irene Montero postete: "Es ist vorbei".
In einem Brief erklärte Rubiales auch seinen Rücktritt als Vizepräsident des europäischen Fußballverbands UEFA. "Nach der raschen Suspendierung durch die FIFA und den übrigen gegen mich eingeleiteten Verfahren ist es offensichtlich, dass ich nicht in der Lage sein werde, in mein Amt zurückzukehren", schrieb er. "Das Festhalten an der Position werden weder für den Verband noch für den spanischen Fußball etwas Positives bewirken."
Nachfolge noch unklar
Wer auf Rubiales folgt, ist noch offen - sie oder er aber steht vor einem Scherbenhaufen: Hermoso und ihre Kolleginnen traten in den Streik, der schon länger umstrittene Nationaltrainer Jorge Vilda als Rubiales-Vertrauter wurde von seinen Aufgaben entbunden. Landesweit gab es Proteste, die Regionalverbände forderten das Aus von Rubiales. Hermoso stellte Strafanzeige, die Staatsanwaltschaft reichte Klage ein, und die Sportgerichtsbarkeit befasst sich mit dem Fall.
Selbst Rubiales' Mutter stand plötzlich in der Öffentlichkeit. Angeles Bejar trat wegen der "unmenschlichen und blutigen Jagd" auf ihren Sohn in den Hungerstreik, schloss sich in ihrer Heimat Motril in der Kirche ein - und musste dann wegen eines Schwächeanfalls in einer Klinik behandelt werden.
Der Verband stehe für "Respekt, Transparenz, Integrität", heißt es auf der Homepage der RFEF. Dass wochenlang ein offensichtlich übergriffiges Verhalten des Präsidenten gebilligt wurde, passt jedoch keineswegs zu diesen Werten. Glaubwürdigkeit wiederherzustellen, ist nun eine der wichtigsten Aufgaben des Verbandes.
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(SID)
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Quelle: Perform
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