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Indonesien: Mehr als 120 Tote und 300 Verletzte nach Fußballspiel - Tragödie in Malang

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VonEurosport

Update 03/10/2022 um 14:46 GMT+2 Uhr

Nach gewaltsamen Ausschreitungen bei einem Fußballspiel in Malang in der indonesischen Provinz Ostjava am Samstagabend (Ortszeit) ist die Zahl der Toten auf mindestens 125 gestiegen. Unter den Toten seien auch zwei Polizisten, teilte die indonesische Polizei am Sonntag mit. Zudem seien 300 Menschen verletzt worden. Die Tragödie in Malang war eine der schwersten Sportstadion-Katastrophen der Welt.

Ein abgebranntes Auto vor dem Stadion in Malang

Fotocredit: Getty Images

Tausende Menschen getrieben von Panik, um sie herum Aggression, Zerstörung und Tod, über allem ein Schleier aus Tränengas. Die erschütternden Szenen aus der Fußballarena im indonesischen Malang erinnerten an Bürgerkrieg - und führten zu einer der schwersten Stadionkatastrophen der Geschichte. Mindestens 125 Menschen starben bei der Tragödie in der Provinz Ostjava, unter den Opfern befinden sich auch Kinder. Etwa 300 Personen wurden verletzt.
"Ich bedauere dieses Unglück zutiefst und hoffe, dass diese Fußball-Tragödie die letzte unserer Zeit sein wird", sagte Indonesiens Präsident Joko Widodo während einer Fernsehansprache. Dabei versprach der Regierungschef "eine vollständige Untersuchung" der Vorfälle. Vom Fußballverband PSSI forderte Widodo verbesserte Sicherheitsvorkehrungen. Bis dies umgesetzt sei, sollten alle Spiele ausgesetzt werden.
Entsprechende Ermittlungen sollen bereits in dieser Woche beginnen. Sicherheitsminister Mohammad Mahfud Mahmodin kündigte am Montag an, binnen 24 Stunden eine Task Force zu bilden. "Wir gehen davon aus, dass die Untersuchung in den nächsten zwei oder drei Wochen abgeschlossen werden kann", sagte der Politiker.
Doch erste personelle Konsequenzen gab es bereits am Montag. Der örtliche Polizeichef wurde mit sofortiger Wirkung seines Amtes enthoben, neun weitere Beamte wurden bis auf Weiteres suspendiert.
Der Fußballverband PSSI unterbrach den Spielbetrieb in der ersten Liga. Dem gastgebenden Verein Arema FC wurde die Austragung von Heimspielen für den Rest der Saison untersagt. Zudem hat auch die Föderation eine Untersuchungskommission eingesetzt, die der Polizei bei der Aufklärung der Katastrophe helfen soll.
Unter Tränen bat der Präsident von Arema FC am Montag um Vergebung für die tragischen Ereignisse. "Als Präsident möchte ich mich bei allen Opfern, deren Angehörigen, allen Indonesiern und der Liga entschuldigen", sagte Gilang Widya Pramana vor laufenden TV-Kameras.
Die Polizei beschrieb das, was sich im mit 42.000 Zuschauern ausverkauften Kanjuruhan-Stadions ereignete hatte, als "Aufruhr". Nach dem 2:3 Aremas gegen Persebaya FC, der ersten Niederlage der Gastgeber gegen den Erzrivalen seit über 20 Jahren, hätten 3000 Arema-Fans wutentbrannt das Spielfeld gestürmt. Dabei seien zwei Polizisten getötet worden.
Als Reaktion setzte die Polizei Tränengas ein. Das löste eine Panik aus, wodurch zahlreichen Menschen zu Tode getrampelt wurden. In einer Stellungnahme wies die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch darauf hin, dass laut FIFA-Statut der Einsatz von Tränengas in Stadien nicht erlaubt sei.
Die TV-Bilder aus dem Stadion zeigen regelrechte Schlachten zwischen Polizisten und einem wütenden Mob, dabei wurden die Arena und Polizeifahrzeuge demoliert. Dazwischen waren Menschen zu sehen, die sich in Sicherheit bringen wollten und Verletzte trugen. Gewaltsame Auseinandersetzungen spielten sich auch vor dem Stadion ab. Davon zeugten 13 ausgebrannte Fahrzeuge, darunter ein Polizeilaster.
Als Reaktion auf die Tragödie forderte Amnesty International eine Untersuchung des Tränengas-Einsatzes. Die Zuständigen müssten im Falle von Rechtsverstößen vor Gericht gestellt werden.
Die Liebe zum Fußball schlägt in Indonesien regelmäßig in Gewalt um. In der Vergangenheit kam es bereits mehrfach zu tödlichen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Fanlager. Auch die Profis werden immer wieder zur Zielscheibe von Attacken und stehen teilweise unter Polizeischutz.
Ob unter diesen Voraussetzungen die für das kommende Jahr geplante U20-WM tatsächlich in Indonesien ausgetragen werden kann, erscheint mehr als fraglich. Zudem hat sich der Inselstaat für die Asien-Meisterschaft 2023 beworben.
Auch eine geplante Olympia-Kandidatur steht nun unter keinem guten Stern. Genau wie die Reise von Borussia Dortmund. Der BVB plant während der WM-Pause eine Partie nach Indonesien. PSSI-Generalsekretär Yunus Yussi hat bereits Kontakt mit dem Weltverband FIFA aufgenommen, um Sanktionen zu vermeiden.
Gianni Infantino sprach von einer Fußballwelt im "Schockzustand". "Dies ist ein dunkler Tag für alle, die am Fußball beteiligt sind, und eine unvorstellbare Tragödie", sagte der FIFA-Präsident.
Stadionkatastrophen haben in der Vergangenheit immer wieder für Entsetzen gesorgt. Weltweit gilt das Unglück im britischen Hillsborough-Stadion im Jahr 1989 als eines der verheerendsten, als beim Zusammenbruch der Tribünen 97 Fans des FC Liverpool ums Leben kamen.
2012 starben in Port Said in Ägypten bei Ausschreitungen nach einem Fußballspiel 74 Menschen. 1964 wurden bei einer Massenpanik während eines Olympia-Qualifikationsspiels zwischen Peru und Argentinien im Nationalstadion von Lima 320 Menschen getötet und mehr als 1000 Personen verletzt.
(SID)
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