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Das sagten Bundestrainer Joachim Löw und Oliver Bierhoff vor dem Holland-Spiel

Sebastian Würz

Update 16/11/2015 um 17:07 GMT+1 Uhr

Nach den Anschlägen von Paris und vor dem Länderspiel gegen die Niederlande beziehen Joachim Löw und Oliver Bierhoff Stellung. Der Bundestrainer macht deutlich: "Das Spiel hat eine klare Botschaft für Freiheit und Demokratie."

Joachim Löw ist vor dem Testspiel gegen die Niederlande nachdenklich

Fotocredit: Imago

Aufgezeichnet von Sebastian Würz
Joachim Löw über die Situation nach den Anschlägen: "Es geht mir den Umständen entsprechend ganz gut. Wir hatten etwas Zeit, uns Gedanken zu machen und den ersten Schock zu verarbeiten. Mit dem, was wir in dieser Nacht in der Kabine erlebt haben, kam natürlich auch der Gedanke, ob das Spiel gegen die Niederlande stattfinden kann. Als ich in Frankfurt gelandet bin, hatte ich zunächst das Gefühl, dass das Spiel nicht ausgetragen werden kann. Aber als wir eine Nacht darüber geschlafen haben, war uns allen klar, dass es stattfinden muss. Das Spiel hat auch eine klare Botschaft für die Freiheit und Demokratie aber auch Solidarität für Frankreich. Unsere Gedanken werden auch morgen bei den Opfern und ihren Angehörigen sein. Deswegen wünsche ich mir sehr, dass die sportliche Rivalität zwischen Deutschland und Holland in den Hintergrund rückt."
Löw über die Spieler: "Wir haben in der Nacht nach dem Spiel mit den Spielern gesprochen. In unserem ersten Schockzustand haben natürlich Spieler gesagt, dass man ein paar Tage später nicht spielen kann. Aber sie sind auch alle der Meinung, dass es gut ist, ein Zeichen zu setzen. Dass einige wegbleiben, hat damit nichts zu tun sondern war vorher abgesprochen. Mit Bastian Schweinsteiger habe ich vorher gesprochen. Er hat keine Winterpause, von daher war klar, dass er nur in einem Spiel antritt. Jerome Boateng hat eine Reizung am Knie und Jonas Hector eine Einblutung, von daher können sie nicht spielen."
Löw über die Nachrichtenanlage: "Am Anfang war natürlich eine große Unruhe und Angst zu spüren, weil wir zwar Informationen bekommen haben aber nicht wussten, was genau passiert. Wir mussten Entscheidungen treffen, ob man im Stadion bleibt, wo man sich relativ sicher gefühlt hat. Es war ein Gefühl der Zusammenarbeit und des Zusammenhalts, aber es war natürlich auch von Angst und Unsicherheit geprägt."

Löw: "Partystimmung nicht angebracht"

Löw über Sorgen vor einem Terroranschlag beim Spiel gegen die Niederlande: "Ich habe keine Sorge, weil ich glaube, dass die Sicherheitsmaßnahmen entsprechend erhöht worden sind."
Löw über die Stimmung im Stadion: "Ich erwarte keine Partystimmung. Das ist auch nicht angebracht. Das Wichtigste ist, dass die Zuschauer eine Einheit bilden, einen Zusammenhalt demonstrieren."
Löw über die Euro 2016: "Ich bin mir sicher, dass die EM stattfinden wird und die Regierung alles tun wird, um größtmögliche Sicherheit zu garantieren. Über ein anderes Land zu diskutieren macht keinen Sinn, weil so was überall passieren kann."
Löw über die Vorbereitung auf das Spiel: "Es ist natürlich schwer, den Spagat hinzubekommen. Man wird nicht so ganz einfach zur Tagesordnung übergehen können. Aber wir wollen auf dem Platz natürlich eine konzentrierte Leistung zeigen. Aber der sportliche Wert wird natürlich etwas in den Hintergrund treten. Es wird für mich nicht diesen Maßstab haben, wie es eigentlich geplant war."
Löw über das Spiel gegen Frankreich: "Das Spiel werde ich nicht mehr nach fachlichen Kriterien analysieren. Schon die Bombendrohung war natürlich nicht förderlich für die Konzentration auf das Spiel. Und nachdem zwei laute Knälle im Spiel zu hören waren, war das natürlich schon ein Thema."
Löw über die Solidarität der Franzosen: "Ich fand es eine großartige Geste der französischen Mannschaft und von Didier Deschamps. Sie hatten uns auch angeboten, dass wir in ihrem Hotel übernachten können und sie einen Teil der Zimmer räumen. Sie haben auch so lange gewartet, bis klar war, dass wir direkt nach Deutschland fliegen."

Bierhoff: "Treten für unsere Überzeugung an"

Oliver Bierhoff über die Entscheidung, das Spiel auszutragen: "Bei mir und einigen Spielern war es am Tag danach fast noch schlimmer, als man die Bilder gesehen hat und einem das Ausmaß richtig bewusst wurde. Wir haben sehr lange mit Spielern und Betreuern diskutiert. Man überlegt natürlich, welches Zeichen wir als Nationalmannschaft setzen können. Wir sind da auch gefordert. Da geht es nicht nur um persönliche Belange, sondern wir haben auch eine gewisse Funktion. Darum gehen wir mit voller Überzeugung dieses Spiel an. Wir treten für unsere Überzeugung, Werte und Freiheit dieses Spiel an."
Bierhoff über mögliche Zeichen während des Spiels: "Natürlich machen wir uns Gedanken, was wir da machen können. Wir versuchen natürlich, die Symbolik entsprechend darzustellen. Da bedarf es noch Gespräche, aber natürlich wird Anfang des Spiels etwas passieren."
Bierhoff über die Euro 2016: "Natürlich macht man sich Gedanken generell bei Großereignissen. Wir sollten als Sport aber auch eine Funktion übernehmen für das ganze System, zum Beispiel die Integration von Flüchtlingen."
Bierhoff über den Besuch der Politiker und die Flüchtlingspolitik: "Es ist natürlich klar, dass bei so einem Spiel Politik und Sport zusammenkommen. Es gab keine konkrete Einladung von uns, aber wir freuen uns natürlich, dass das Spiel eine entsprechende Aufmerksamkeit hat. Es ist wichtig, dass wir uns als Verband dieser Symbolik annehmen. Die Integration der Menschen ist wichtig, und wir müssen uns dafür einsetzen. Spieler wie Mesut Özil und Sami Khedira sind große Vorbilder."
Bierhoff über die Vorbildfunktion: "Die Pflicht, Vorbildfunktion zu sein, ist auf jeden Fall angebracht und wird umgesetzt. Es ist aber auch wichtig, in den Alltag zurückzufinden."
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