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Lukas Podolski: Das hollywoodreife Ende einer einzigartigen Karriere

Henning Kuhl

Update 23/03/2017 um 12:55 GMT+1 Uhr

Lukas Podolski führt die Deutsche Nationalmannschaft bei seinem Abschiedsspiel in Dortmund zum 1:0 über England und erlebt eine emotionale Nacht. Die Fans feiern ihn, er entscheidet das Spiel per Traumtor zugunsten der DFB-Elf und genießt jeden Augenblick. Eurosport.de hat den Abschied miterlebt und blickt auf den filmreifen Ausstand des Weltmeisters zurück.

Lukas Podolski mit Kamera

Fotocredit: Imago

Aus Dortmund berichtet Henning Kuhl
Schon beim Betreten des Geländes rund um den Signal Iduna Park, mehrere Stunden vor Beginn der Partie zwischen Deutschland und England, wird klar: Das Duell als solches spielt heute maximal eine Nebenrolle. Köln-Flaggen, Köln-Schals, Podolski-Trikots, Podolski-Pullis, Podolski-Shirts, Banner, Plakate: Die Fans sind gekommen, um ihren Lukas Podolski bei seinem letzten Auftritt im DFB-Trikot zu verabschieden und zu feiern - ein "Happy End" zu erleben.
Auf dem Stadionheft ist der 31-Jährige mit zwei nach oben gerichteten Daumen zu sehen, dazwischen steht "Tschö, Poldi!". Im Pressebereich läuft eine Diashow, die Bilder seiner Karriere in der Nationalmannschaft präsentiert - mit längeren Haaren, mit ganz kurzen Haaren, mit blonden Haaren - alles steht im Zeichen des Weltmeisters.
Als Kapitän führt Podolski seine Mannschaft an diesem Abend zum Aufwärmen auf den Rasen, mit einem breiten Grinsen, unter tosendem Applaus und mit vielen Emotionen, wie er nach dem Spiel mitteilt:
Es sind Momente, die man nicht beschreiben kann und es ist schwer, das einem normalen Bürger zu erzählen. Die Nationalmannschaft war für mich immer eine Wohlfühloase, seit dem ersten Tag. Es passte einfach alles.

Gänsehaut und Basketball

Als er während des Warm-Ups mit den neun anderen Feldspielern der Startelf vor die Südtribüne geht, gibt's zum ersten Mal Gänsehaut. Die Fans applaudieren, singen seinen Namen - das Stadion stimmt umgehend ein, plötzlich sitzt kaum noch jemand auf seinem Sitz. Das gesamte Spiel über werden Fotos geschossen und Videos gedreht. Und wenn "Poldi" abzieht, geht ein Raunen durch das Stadion, als wollten die 60.109 Zuschauer persönlich dafür sorgen, dass ihr Held ein Tor erzielt.
In der 69. Minute der Höhepunkt: Aus rund 20 Metern zieht Podolski ab, mit links in den rechten Winkel, unhaltbar, unnachahmlich - Podolski eben. Das Stadion explodiert, die Ränge beben. So hatten sie es sich alle erwünscht. Podolski beschreibt diesen Moment nach der Partie, in kurzer Hose und Trikot bei Eiseskälte vor den Mikrofonen stehend, so:
"Ich hatte ein gutes Gefühl. Man kennt das ja vom Basketball", er, der regelmäßig und gerne zum Spalding greift, dreht sich und ahmt einen Wurf nach, ehe er weiterspricht: "Wenn der Ball die Hand verlässt, spürst du das. Dass der so reingeht, ist natürlich geil." Dann grinst er schelmisch:
Ich hoffe, dass die ARD wieder eine Auswahl stellt, für das Tor des Monats. Ich sammle die Medaillen.

"Ne Kölsche Jung" zum Anfassen

Um 22:32 Uhr wird er ausgewechselt, Bundestrainer Joachim Löw holt ihn vom Platz und flüstert ihm ein paar Worte ins Ohr. "Das ist nichts für die Öffentlichkeit, das sind intime Momente", sagt Podolski später. Einige Fans können ihre Tränen nicht zurückhalten, die anderen klatschen unermüdlich, es sitzt keiner mehr. Podolski klatscht mit allen Spielern und Betreuern ab, steht neben der Bank und winkt seinen Fans zu, die umgehend reagieren. Einige Zuschauer verlassen das Stadion.
Nach dem Spiel präsentiert sich der Weltmeister zum Anfassen, nimmt sich alle Zeit der Welt: Er klettert auf den Zaun, schmückt sich mit einer Köln-Flagge, umarmt die Fans, schießt Selfies mit ihnen, genießt den Augenblick. Begleitet wird das Ganze von "Ne Kölsche Jung" - man könnte meinen, dass Brings diesen Song nur für diesen Moment geschrieben hat.
Während die Mannschaft das Gelände bereits verlassen hat, gibt Podolski in aller Ruhe die letzten Interviews. Den Abend wird er mit seiner Familie ausklingen lassen. Sein Schlusswort:
"Man muss nicht immer Tränen verdrücken, damit das irgendwie nach außen wirkt. Für mich spielen sich Emotionen im Herzen ab und im Bauch - und da hat sich sehr, sehr viel abgespielt. Das ist ein schöner Abschied gewesen. Der ganze Abend war einfach geil. Es ist wie im Film.“
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