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La Liga | Krieger ohne Kampfgebiet: Der FC Barcelona ist zu groß für Arturo Vidal

Kevin Obermaier

Update 11/10/2018 um 10:43 GMT+2 Uhr

Arturo Vidal bezeichnete den FC Barcelona bei seinem Wechsel im Sommer als "höhere Stufe" und "größeren Klub" als den FC Bayern München. Selbstbewusst posaunte der 31-jährige Chilene, er habe "große Ziele" bei Barça. In seinen ersten zwei Monaten bei den Katalanen fristete er sein Dasein allerdings meist auf der Bank. Aus Kampfansagen wurde Frust. Ist der FC Barcelona zu groß für Arturo Vidal?

Arturo Vidal (FC Barcelona)

Fotocredit: Eurosport

Arturo Vidals Stimmung bei seiner Vorstellung beim FC Barcelona war geradezu überschwänglich:
Ich bin sehr froh, nun ein Teil von Barça zu sein, dem besten Klub der Welt.
Auch einen kleinen Seitenhieb auf die "Ex", den FC Bayern, konnte sich der Chilene nicht verkneifen:
Hier in Barcelona zu sein, ist eine weit höhere Stufe als bei den Bayern. Barça ist größer als Bayern.
Eines wurde an jenem Tag im Camp Nou Anfang August sofort klar: Vidal wollte es mit 31 Jahren noch einmal wissen, startete mit dem Dreijahresvertrag bei den Katalanen seinen womöglich letzten großen Anlauf, die Champions League zu gewinnen. Selbstbewusst posaunte er:
Ich freue mich darauf, solch ein berühmtes Trikot zu tragen und hier wichtige Dinge zu machen.
Worte, wie man sie vom "Krieger" kennt. Allerdings gibt es da, so viel ist mittlerweile klar, ein Problem: Das Barça-Trikot durfte Vidal bisher kaum tragen.

Krieger ohne Kampfgebiet

Der Chilene absolvierte für seinen neuen Arbeitgeber noch keine Partie über 90 Minuten. In neun Pflichtspielen stand Vidal gerade einmal 176 Minuten auf dem Feld. Seine Einsatzzeiten in der Champions League: fünf Minuten gegen Eindhoven, drei Minuten gegen Tottenham.
Zwei Monate nach seiner Vorstellung hat sich Vidals Stimmung deutlich verschlechtert, aus Überschwang wurde Frust. Im Kreise der Nationalelf meinte er zuletzt:
Natürlich bin ich genervt. Wie soll man zufrieden sein, wenn man nicht spielt? Gerade ich als Spieler, der immer gekämpft und immer in den besten Mannschaften der Welt gespielt hat?
Hinzu kam ein Wut-Emoji bei Instagram unmittelbar nach dem Spiel gegen die Spurs - laut Vidal nicht gegen Trainer Ernesto Valverde gerichtet, aber trotzdem Ausdruck einer allgemeinen Unzufriedenheit.
Vidal ist beim FC Barcelona immer noch der "Krieger", doch er ist ein Krieger ohne Kampfgebiet. Eurosport nennt die Gründe.

Fehlende Fitness

Wie steht es wirklich um Vidals Fitnesszustand? Wegen einer Entzündung im Knie verpasste der 31-Jährige die letzten zwei Monate bei den Bayern, konnte dem Team im Saisonendspurt in Champions League und DFB-Pokal nicht mehr helfen.
Während Vidal selbst beteuert, er sei "wieder gesund", sind sich andere da nicht so sicher. "Kicker"-Chefreporter Karlheinz Wild, enger Begleiter des FC Bayern, bezeichnete es beim Bekanntwerden des Wechsels als "Sensation", dass der deutsche Rekordmeister noch 18 Millionen Euro für Vidal bekommen habe - "so kaputt, wie das Knie ist".
Zwar kann Barça beim Medizincheck nichts Schwerwiegendes aufgefallen sein, andernfalls hätten sie Vidal nicht verpflichtet. Doch mittlerweile haben auch die Katalanen offenbar leichte Zweifel an der Fitness des Chilenen. Valverde hoffte bei Vidals Vorstellung, "dass er uns Energie im Mittelfeld geben kann". Diese Energie scheint (noch) nicht vorhanden zu sein.

Der "neue Xavi"

Doch auch ein fitter Vidal hätte es angesichts der großen Konkurrenz im Mittelfeld wohl nicht leicht, ins Team zu kommen. Valverde stehen für die drei Positionen in der Zentrale neun Spieler zur Verfügung. Außer Vidal sind das Sergio Busquets, Ivan Rakitic, Arthur, Sergi Samper, Rafinha, Denis Suárez, Carles Alenà und Philippe Coutinho.
Neben den gesetzten Busquets und Rakitic bekam im ersten Saisonabschnitt vor allem Arthur die Chance, ein 22-jähriger Brasiliner, der im Sommer für 31 Millionen Euro von Gremio Porto Alegre zu Barça gewechselt war und von der "Marca" bereits als der "neue Xavi" bezeichnet wurde. Auch wenn Valverde noch nicht ganz so weit geht, ist er von Arthurs Qualität überzeugt:
Er besitzt Fähigkeiten, die uns sehr guttun. Es ist schwer, ihn vom Ball zu trennen.
Vor allem folgende Aussage des Barça-Coaches nach dem Tottenham-Spiel wird Vidal nicht gerne gehört haben:
Arthur stand in einem wichtigen Spiel in der Startelf. Wir hoffen, dass das öfter der Fall sein wird.

Barças Spielidee

Arturo hat im Moment das Nachsehen gegenüber Arthur, weil der Brasilianer besser zu Barças Spielidee passt. Valverde favorisiert ein 4-3-3 mit einem enorm spielstarken Mittelfeld, so wie einst Pep Guardiola. Der Gegner soll im Idealfall allein durch die technische Überlegenheit geschlagen werden, und nicht durch kampfbetontes Spiel.
In dieses Bild passen etwa die Verpflichtung von Philippe Coutinho, einem mitspielenden Linksaußen, der die Kombinationen mit seinen Mitspielern sucht und das Mittelfeld so weiter verstärkt, sowie der Verkauf des Zentrumspielers Paulinho, der zwar zweikampfstark war, gegenüber Busquets und Rakitic in Sachen Technik und Spielverständnis allerdings deutlich abfiel.
Ohne Frage stellt Vidal gegenüber Paulinho in dieser Beziehung schon ein deutliches Upgrade dar, doch für Barças dominantes, offensiv ausgerichtetes Spiel befinden sich im Kader noch besser geeignete Spieler - unter anderem Arthur.

Barcelona noch zu groß für Vidal

Da mutet es schon etwas ironisch an, dass Valverde Vidal bei dessen Vorstellung eben genau dafür lobte, dass er nicht zu vergleichen sei mit den Akteuren, die er bereits im Kader hat und eigentlich viel besser zu seiner Spielidee passen:
Er ist ein Krieger und ein bisschen anders als die, die wir haben. Ich bin mir sicher, dass er uns kurz-, mittel- und langfristig helfen kann.
Im Moment sieht es eher nach mittel- und langfristig aus.
Laut Vidal ist der FC Barcelona "größer" als der FC Bayern. Eine streitbare Behauptung. Klar ist lediglich: Noch ist der FC Barcelona zu groß für Arturo Vidal.
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