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Ousmane Dembélé beim FC Barcelona am Scheideweg
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Publiziert 05/06/2020 um 10:38 GMT+2 Uhr
Die Ehe zwischen Ousmane Dembélé und dem FC Barcelona ist keine glückliche. Nun rückt der Scheidungstermin näher. Der Franzose soll die erfolglose Zeit in Katalonien hinter sich lassen und anderswo einen Neustart wagen. Die Frage bleibt aber, ob die Karriere des 23-Jährigen noch zu retten ist. Welcher Klub den dritten Karriereanlauf des ehemaligen Dortmunder Streikführers unterstützen soll.
Ousmane Dembélé
Fotocredit: Getty Images
"Das ist so nicht vorgesehen."
Der Beraterstab von Ousmane Dembélé gibt sich derzeit alle Mühe, die aufkommende Gerüchtewelle um seinen Klienten frühzeitig zu brechen. So ließ man via "L'Équipe" verbreiten, eine Flucht des Franzosen aus Barcelona stünde aktuell gar nicht zur Debatte, auch wenn Juventus Turin "großes Interesse" habe.
Allein das Gerede stoppen wird man so nicht. Denn, dass sich der 23-Jährige eher heute als morgen auf die Suche nach einem neuen Verein machen sollte, scheint längst beschlossene Sache.
Sein jetziger Verein - der FC Barcelona - hat langsam aber sicher die Geduld mit Dembélé verloren. Das Projekt gilt bei Barça intern als gescheitert, das Tischtuch zerschnitten.
Zu viele Fehltritte, zu wenig Leistung
Nach seinem erstreikten Wechsel von Borussia Dortmund nach Barcelona im Jahr 2017 konnte der Franzose die weit über 100 Millionen Euro Ablöse nur zu selten rechtfertigen, leistete sich stattdessen zahlreiche disziplinarische Fehltritte und fiel ständig verletzt aus - insgesamt verpasste er schon 86 Pflichtspiele, absolvierte nur 74.
Nun haben die Klub-Bosse wohl endgültig die Nase voll.
Momentan pausiert der Flügelstürmer passenderweise seit Anfang Februar wegen eines Sehnenrisses im Oberschenkel. Mindestens bis August wird er fehlen. Bei Barça mehren sich auch deshalb die Zweifel, dass er wieder zur alten Stärke zurückfinden kann.
Leihe, Verkauf oder gar ein Tausch?
Der Spieler soll die Chance auf einen Neustart bekommen. Und Juventus - auch wenn die Dembélé-Seite noch schüchtern ist - bietet genau das. Der italienische Dauer-Meister hat einen Plan mit dem (noch immer jungen) Franzosen.
In Italien könnte Dembélé nach überstandener Verletzung zu einem wichtigen Baustein bei Juve werden. Dort soll er Juan Cuadrado auf der rechten Außenbahn ablösen. Dem 32-Jährigen gehört dort nicht unbedingt die Zukunft.
Kleiner Haken an der Sache: Juventus wäre ein Leihgeschäft mit Kaufoption am liebsten, um das geringste wirtschaftliche Risiko während der Corona-Krise einzugehen.
Barcelona favorisiert - aus der gleichen Argumentation heraus - einen Verkauf. Der klamme Weltklub muss sparen. Dembélé kassiert angeblich 12 Millionen Euro pro Saison, mit Prämien könnten noch einmal 6,6 Millionen dazukommen. Schon bei einer Ablöse von 42 Millionen Euro - weit unter Marktwert also - ist man angeblich gesprächsbereit.
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Ousmane Dembélé vom FC Barcelona
Fotocredit: Imago
Oder doch ein Tausch? Dembélé würde dabei nach Turin wechseln, im Gegenzug würden die Spanier den Mittelfeldmann Miralem Pjanic an Land ziehen. Auch eine diskutierte Möglichkeit.
Beide Vereine und der Beraterstab bringen sich also für einen Verhandlungsmarathon in Stellung. Und Dembélé? Dem dämmert so langsam, dass er in Kürze aus seinem großen Traum einer Weltkarriere an der Seite von Lionel Messi erwachen dürfte.
Wie "Mundo Deportivo" berichtet, beschäftigt sich der Franzose schon aktiv mit der "Alten Dame". Er könne sich das grundsätzlich vorstellen, heißt es. Obwohl er mit sich hadert.
Aus dem Neymar-Ersatz wurde ein Streitfall
Denn eigentlich war das alles anders geplant.
Nach der - das Ende ausgeklammert - starken Zeit beim BVB, war der Wechsel nach Barcelona für den damals 20-Jährigen die Erfüllung eines Kindheitstraumes. Als Neymar-Nachfolger nahm er die Arbeit in Spanien auf.
Den Druck, der dadurch entstehen sollte, wischte er beiseite. Oder er nahm ihn gar nicht richtig wahr. Denn Dembélé wähnte sich vermutlich schon am Ziel.
Er genoss das süße Leben in vollen Zügen. Durchgemachte Nächte an der Spielekonsole, Fast Food und Partys waren keine Seltenheit. Der Alltag als Fußball-Profi kam zu kurz.
Die Folge: Probleme mit der Pünktlichkeit, verpasste Videokonferenzen, Streit mit dem Verein um Lappalien und Undiszipliniertheiten auf dem Platz.
Der Klub reagierte, stellte Dembélé einen Koch und zusätzlich einen Aufpasser an die Seite. Ganz in den Griff bekam man das Sorgenkind aber nie. Auch weil der anfällige Oberschenkel immer wieder Probleme machte.
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Ousmane Dembélé und Lionel Messi
Fotocredit: Getty Images
Rivaldo findet drastische Worte
Trainer Quique Setién äußerte sich bei seinem Amtsantritt im Januar noch zuversichtlich, schwärmte von seinem Flügelstürmer. Der habe "außergewöhnliche Fähigkeiten" und man werde "versuchen, seine beste Form auf den Platz zu bringen.
Kurze Zeit später musste der 61-Jährige ernüchtert feststellen: "Er muss seine Physis in den Griff bekommen. Aber wenn er keine Kontinuität hat..."
Barça-Legende Rivaldo fand drastischer Worte. "Für Barcelona ist der Moment gekommen, Ousmane Dembélé zu verkaufen."
Nun also steht der Franzose am Scheideweg. Italien und Juventus Turin könnte ein neuer Anfang für ihn sein, eine Chance. Jeder andere Klub natürlich auch.
Ein Vereinswechsel allein wird die Probleme aber nicht aus der Welt schaffen.
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Quelle: Perform
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