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Real Madrid droht erneute Wechseldebatte um Gareth Bale
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Publiziert 22/04/2020 um 12:02 GMT+2 Uhr
Gareth Bale und Zinédine Zidane werden in diesem Leben wohl keine engen Freunde mehr. Zu oft störte sich der Franzose an Bales lascher Einstellung, zu wenig spielte der Waliser aus eigener Sicht in den vergangenen Jahren. Doch ein Wechsel des Offensivstars kam bislang nicht zustande, obwohl ein Abschied fast in jeder Transferperiode so gut wie beschlossen schien. Kommt er in diesem Sommer?
Zinédine Zidane (links) und Gareth Bale
Fotocredit: Getty Images
Kiew, 26. Mai 2018. Es ist kurz nach 23 Uhr Ortszeit.
Gareth Bale wird von Trainer Zinédine Zidane im Champions-League-Endspiel gegen den FC Liverpool beim Zwischenstand von 1:1 nach gut einer Stunde Spielzeit eingewechselt. Keine drei Minuten später liegt der Waliser quer in der Luft und bringt Real Madrid mit einem Fallrückzieher der Marke Tor des Jahres in Führung. Am Ende gewinnen die Königlichen mit 3:1 und holen sich zum dritten Mal in Folge den Henkelpott.
Also pure Freude beim Matchwinner, der zum Spieler des Spiels gewählt wurde? Mitnichten!
"Ich muss jede Woche spielen und das ist in dieser Saison nicht immer passiert", äußert Bale unmittelbar nach Abpfiff seinen Unmut über seine Jokerrolle im Endspiel gegenüber "BT Sport" und fügt noch vielsagend hinzu: "Ich muss mich im Sommer mit meinem Agenten beraten und diskutieren, wie es weitergeht."
Mit Zidane soll Bale laut Medienberichten in der Triumphnacht kein Wort mehr gesprochen haben.
Gareth Bale und Zinédine Zidane: Es passt nicht
Das Verhältnis zwischen Bale und Zidane gilt nicht erst seit Kiew als stark gestört. Dem Franzosen stößt angeblich die oft lustlose Einstellung des Offensivakteurs auf. Außerdem missfällt dem Welt- und Europameister wohl, dass der Waliser trotz seiner langen Zeit bei Real immer noch kaum Spanisch spricht. Zudem gilt Bale nicht gerade als Arbeitstier im Training.
Daher berücksichtigt Zidane den 30-Jährigen auch in der aktuellen Spielzeit nur sporadisch, was beim Linksfuß nicht besonders gut ankommt.
Nur 46 Prozent aller Pflichtspiele (18 von 39) absolvierte Bale. Zwar fiel der Waliser mit kleineren Verletzungen einige Partien aus, doch als er fit war, pendelte er bei Zidane zwischen Startelf, Ersatzbank und Tribüne.
Zum Vergleich: In seiner Debütsaison absolvierte Bale unter Carlo Ancelotti 73 Prozent aller Partien, ein Jahr später sogar 81 Prozent. Seit Zidane aber Real Anfang 2016 übernommen hat, sinken Bales Spielanteile - vor allem in die Startelf schafft er es immer seltener. 2019/2020 war das in lediglich 33 Prozent der Fall. Persönlicher Negativrekord.
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Gareth Bale (links) und Zinédine Zidane bei Real Madrid
Fotocredit: Imago
Causa Bale: Savage versteht Zidane nicht
Der ehemalige walisische Nationalspieler Robbie Savage (39 Länderspiele) kann den Umgang Zidanes mit Bale nicht verstehen. Gegenüber "Goal" sagt Savage über seinen Landsmann: "Er ist der am meisten unterschätze Spieler der letzten 20 Jahre."
Mit Blick auf die Statistiken schätzt Savage, der mit Leicester City im Jahr 2000 den englischen Ligapokal gewann, die Leistungen Bales im Real-Trikot höher ein als die von Brasilien-Legende Ronaldo, Luís Figo und auch Zidane: "Er hat wettbewerbsübergreifend 105 Tore erzielt, 13 Pokale gewonnen, drei Tore in Champions-League-Endspielen geschossen, einschließlich des spektakulären Fallrückziehers gegen Liverpool."
Ronaldo erzielte 104 Pflichtspieltreffer und gewann drei Titel mit den Königlichen, Figo deren sieben (56 Tore). "Der große Zidane schoss nur 49 Tore, holte sechs Titel und traf einmal in einem Champions-League-Finale (beim 2:1-Sieg 2002 gegen Bayer 04 Leverkusen, Anm. d. Red.)", erklärt Savage. Daher sehe er Bale von seinen Leistungen her vor den drei Madrid-Legenden. Ein Vergleich, der zumindest im Fall Zidane hinkt, da der heutige Trainer auf einer deutlich defensiveren Position spielte.
Bale mit üppigem Vertrag bei Real Madrid
Insgesamt kommt Bale bislang auf 249 Einsätze im Real-Trikot, legte zu seinen 105 Toren noch weitere 67 vor und gewann unter anderem bereits je viermal die Königsklasse und die Klub-WM.
2013 kam Bale von Tottenham Hotspur für über 100 Millionen Euro nach Madrid. Sein aktueller Vertrag läuft noch bis 2022. Mit angeblich über 650.000 Euro Wochengehalt gehört er zu den Topverdienern im Kader der Königlichen.
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Gareth Bale im Champions-League-Spiel gegen Manchester City
Fotocredit: Imago
Und genau hier liegt die Krux: Gepaart mit seinem Marktwert, aktuell laut "transfermarkt.de" immer noch bei 32 Millionen Euro, wäre ein Bale-Wechsel für den abwerbenden Verein ziemlich kostspielig. Aufgrund der Corona-Pandemie kann sich wohl kaum ein Klub dieses finanzielle Gesamtpaket leisten. Und auch für Real würde es schwer werden, einen neuen Starspieler bei einem möglichen Bale-Abschied zu verpflichten. Wenn der Waliser denn überhaupt wechseln will.
"Gareth glaubt, dass er immer noch eine Zukunft bei Real Madrid hat. Er hat eine Frau und drei Kinder, die alle sehr glücklich in Madrid sind und auch Gareth fühlt sich dort sehr wohl", erklärt Bales Spielerberater Jonathan Barnett und ergänzt: "Er ist glücklicherweise in einer Position, in der er selbst entscheiden kann, wo er nächste Saison spielt."
Interessenten aus England, USA und China
Heißt im Klartext: Zidane sind die Hände gebunden. Zudem soll Bale bei einem möglichen Abgang wohl nicht zu einem Gehaltsverzicht bereit sein. Außerdem möchte Real bei einer Restvertragslaufzeit von noch über zwei Jahren im Falle eines Wechsels noch eine Ablösesumme für den 30-Jährigen generieren.
Das machte auch Real-Präsident Florentino Pérez deutlich, als er einem möglichen Bale-Wechsel nach China im vergangenen Sommer den Riegel vorschob, da ein chinesischer Klub den Waliser zwar mit einem hohen Gehalt lockte, aber keine Ablöse zahlen wollte.
"Wenn er gehen würde, wäre es besser für uns alle", sagte Zidane zuvor und brachte damit seine Meinung über den 30-Jährigen zum Ausdruck. Bales Berater konterte bei "ESPN": "Zidane ist eine Schande. Er zeigt keinerlei Respekt für jemanden, der so viel für Real getan hat."
Das Tischtuch zwischen Spieler und Trainer schien endgültig zerschnitten.
Doch auch Wechselgerüchte aus den USA und aus England führten nicht zu einem Transfer des Offensivstars weg von Madrid. Er blieb.
Bale: Im Sommer droht wieder ein Wechseltheater
Seit der Ankunft Zidanes in Madrid herrschte nahezu in jeder Transferperiode Wechseltheater rund um Bale. Auch in diesem Sommer ist wieder damit zu rechnen. Ob der Waliser Real dann wirklich den Rücken kehrt, bleibt offen. Bale will zwar mehr Spielzeit, sein Vertrag sowie das Leben in der spanischen Hauptstadt scheinen jedoch starke Argumente für einen Verbleib zu sein.
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Ein häufiges Bild in dieser Saison: Gareth Bale auf der Ersatzbank von Real Madrid
Fotocredit: Imago
In zwei Jahren, wenn sein Kontrakt ausläuft, ist er 32 Jahre alt. Dass der 79-fache Nationalspieler dann noch einmal einen solchen Vertrag mit so üppigen Bezügen irgendwo bekommt, ist mehr als unwahrscheinlich. Daher könnte er diesen trotz der Dissonanzen mit Zidane aussitzen.
Und Zidane? Der Startrainer muss sich überlegen, ob es nicht für alle Beteiligten vielleicht besser wäre, sich zusammenzusetzen und die Unstimmigkeiten beiseite zu räumen. Denn ein gutaufgelegter Bale ist für Real immer noch ein Ass im Ärmel. Gerade in großen Spielen. Das hat nicht nur das Champions-League-Finale 2018 in Kiew gezeigt.
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Quelle: Eurosport
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