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Carlo Ancelotti und Vinícius Júnior sagen Rassismus den Kampf an: "Die Liga gehört jetzt den Rassisten"
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Publiziert 22/05/2023 um 16:18 GMT+2 Uhr
Vinícius Júnior ist zum wiederholten Male rassistisch angefeindet worden. Der Flügelstürmer von Real Madrid sah sich am Sonntagabend in Valencia zahlreichen Beleidigungen ausgesetzt, unter anderem bezeichneten Teile des Publikums den Brasilianer als "Affen". Während sich Vinícius mit einem emotionalen Statement zu Wort meldete, stellte sich Real-Trainer Carlo Ancelotti hinter seinen Schützling.
Ancelotti stellt sich vor Vinícius: La Liga hat ein Rassismus-Problem
Quelle: Perform
"Sie wollen über Fußball reden?", fragte Carlo Ancelotti eine Reporterin nach dem Spiel mit ernster Miene. "Ich möchte nicht über Fußball reden. Was heute passiert ist, sollte nicht passieren."
Damit bezog sich der Italiener auf den Eklat, der sich zuvor auf dem Rasen des Estadio Mestalla zugetragen hatte. Vinícius Júnior wurde vor und während der Partie zwischen Real Madrid und dem Valencia CF (0:1) mehrfach rassistisch beleidigt, unter anderem skandierten Teile des Publikums den Begriff "Affe".
"Wir haben ein Problem. La Liga hat ein Problem", führte Ancelotti aus. "Wir müssen das Spiel abbrechen - jedes Spiel", setzte er sich für ein härteres Durchgreifen bei rassistischen Vorfällen ein. "Ich würde dasselbe sagen, wenn wir 3:0 führen würden."
Mit der Entscheidung des Schiedsrichters, das Spiel letztlich doch fortzusetzen, zeigte sich Ancelotti überhaupt nicht einverstanden. "Sie hätten das Spiel abbrechen sollen, denn es ist nicht so, dass nur eine Person verrückt geworden ist. Das ganze Stadion ist verrückt geworden." Auf die Nachfrage der Reporterin: "Aber was ist mit seiner Reaktion?", reagierte Ancelotti prompt: "Es gibt kein Aber!"
Ancelotti: "Vinícius ist nicht das Problem"
Auf der anschließenden Pressekonferenz verlieh Ancelotti seinen Worten Nachdruck. "Ich finde es schlimm, dass ich darüber nachdenken musste, einen Spieler auszuwechseln, weil die Atmosphäre rassistisch war", erklärte der 63-Jährige. "Die spanische Liga hat ein Problem. Das Problem ist nicht Vinícius. Er ist das Opfer."
Wenig später legte sich der ehemalige Bayern-Trainer sogar mit einem Reporter an, der behauptete, dass die Anhänger "dumm" (span. tonto) und nicht "Affe" (span. mono) gerufen hätten.
"Sie haben 'Affe' gerufen, nicht 'dumm'. Der Schiedsrichter hat das Spiel unterbrochen, um das Rassismusprotokoll zu eröffnen", unterstrich Ancelotti lautstark. "Wenn das Stadion ihn als 'dumm' bezeichnet, müssen die Protokolle nicht eröffnet werden."
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Vinicius ist erneut rassistischen Äußerungen ausgesetzt
Fotocredit: SID
Vinícius: "Die Liga gehört den Rassisten"
Vinícius selbst meldete sich in den Sozialen Netzwerken mit einem emotionalen Statement zu Wort.
"Das war nicht das erste Mal, nicht das zweite und nicht das dritte Mal. Rassismus in La Liga ist normal", schrieb er auf Twitter. "Die Liga, die einst Ronaldinho, Ronaldo, Cristiano und Messi gehörte, gehört jetzt den Rassisten."
"Eine wunderbare Nation, die mich willkommen geheißen hat und die ich liebe, hat sich dazu bereit erklärt, das Bild eines rassistischen Landes in die Welt zu exportieren", führte er weiter aus. "Es tut mir leid für die Spanier, die damit nicht einverstanden sind, aber ab heute ist Spanien in Brasilien als ein Land der Rassisten bekannt."
Er bedauere diesen Umstand zutiefst, könne angesichts der regelmäßigen Vorfälle aber keine andere Meinung vertreten. "Bei allem, was jede Woche passiert, habe ich leider keine Möglichkeit, Spanien zu verteidigen. Ich stimme zu. Aber ich bin stark und ich werde alles tun, um gegen die Rassisten vorzugehen."
Valencia entschuldigt sich - Diakhaby steht Vinícus bei
Am Montag verkündete Valencia, den Vorfall aufklären zu wollen und verurteilte das Verhalten der Fans aufs Schärfste. "Ein solches Verhalten hat im Fußball nichts zu suchen und entspricht nicht den Werten des FC Valencia und unserer Fanszene", hieß es in der Pressemitteilung des Vereins.
Dank der Zusammenarbeit mit der Polizei konnte bereits ein Anhänger identifiziert werden, weitere sollen folgen. "Valencia hat ein Disziplinarverfahren eingeleitet, wird die maximale Härte, einschließlich eines lebenslangen Stadionverbots gegen die beteiligten Fans, anwenden und arbeitet eng mit den Behörden zusammen", hieß es weiter.
Mit Mouctar Diakhaby meldete sich auch ein Spieler des spanischen Klubs zu Wort. "Natürlich unterstütze ich Vinícius gegen die rassistischen Beledigungen", schrieb der 26-jährige Innenverteidiger auf Twitter. "Ich hoffe, dass mein Verein alles Notwendige tun wird, um diejenigen, die diese Taten begangen haben, streng zu bestrafen."
"Nichts zu sagen, bedeutet, Komplize zu sein", schloss er ab.
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