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Girona grüßt vor Real Madrid und Barça von der Tabellenspitze - ein Hauch von Leicester City

Robert Bauer

Update 29/09/2023 um 08:17 GMT+2 Uhr

Der FC Girona schreibt die derzeit wohl größte Underdog-Story im europäischen Fußball. Das Team aus Katalonien mischt die spanische Liga auf und grüßt völlig überraschend vor Real Madrid und dem FC Barcelona von der Tabellenspitze. Einen Anteil am Erfolg hat dabei auch ein Ex-Bayern-Profi. Bahnt sich ein Märchen à la Leicester City aus dem Jahr 2016 an oder handelt es sich nur um ein Zwischenhoch?

Portu (m., FC Girona) bejubelt seinen Treffer mit seinen Teamkollegenen Pablo Torre und Yan Couto

Fotocredit: Getty Images

Eine ganze Stadt steht Kopf!
"Girona schwebt in einem Traum, aus dem es nicht aufwachen will", schrieb die katalanische Tageszeitung "Diari de Girona" am Donnerstagmorgen nach dem 2:1-Erfolg ihres Heimatklubs beim einstigen Bayern-Schreck FC Villarreal und versicherte weiter: "Nein, das ist kein Traum, nein. Es ist real!"
Tatsächlich führen nicht etwa die beiden spanischen Fußball-Großmächte Real Madrid oder der FC Barcelona die heimische Liga nach sieben Spieltagen an, sondern erstmals in seiner Vereinsgeschichte das frech aufspielende und noch ungeschlagene Außenseiter-Team aus dem Nordosten Kataloniens.
"Der Blick auf die Tabelle bereitet mir große Freude. Für einen Spieltag Spitzenreiter zu sein bedeutet, stolz auf den Verein und auf die Spieler zu sein", sagte Gironas Trainer Míchel nach dem sechsten Sieg seiner Mannschaft in Serie und ergänzte: "Die Fans werden glücklich schlafen."
Davon ist auszugehen. Schließlich hat die aufsehenerregende Erfolgsgeschichte des Klubs nun ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Girona: Aus Liga zwei an die La-Liga-Tabellenspitze

Es ist noch gar nicht lange her, zwei Jahre um genau zu sein, da lauteten Gironas Gegner in der zweiten spanischen Liga noch AD Alcorcón und Real Sociedad B. An Partien gegen die Topklubs des Landes war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht zu denken.
Zumal die "Albirrojos" (zu deutsch: Die "Roten") am Ende der Saison 2021/22 als Tabellensechster gerade noch so in die Aufstiegsplayoffs rutschten. Dort aber überraschte das Team von Coach Míchel, der den Verein zu Beginn der Spielzeit übernommen hatte, und kehrte letztlich dank eines 3:1-Erfolges im Final-Rückspiel bei CD Teneriffa ins Oberhaus zurück. Es war erst der zweite Aufstieg für Girona in La Liga nach 2017.
Im ersten Jahr nach der Rückkehr hielt man die Klasse als Tabellenzehnter ganz souverän und sorgte darüber hinaus mit Siegen über Real Madrid (4:2) und den FC Sevilla (2:0, 2:1) für Highlights.

Peps Bruder hilft tatkräftig mit

Dennoch nahmen die Verantwortlichen auch dank des Geldes der City Football Group, eine Holding-Gesellschaft, der unter anderem auch Manchester City angehört, im Sommer auf dem Transfermarkt ein paar personelle Anpassungen vor, was sich letztlich auszahlen sollte.
"Meiner Meinung nach ist Girona eine der Mannschaften, die sich im Sommer am besten verstärkt hat", urteilt Fußball-Experte Felix Martín von Eurosport in Madrid: "Sie haben erfahrene Profis wie Daley Blind (vom FC Bayern; Anm. d. Red.), aber auch junge Spieler wie Eric García, Sávio oder Pablo Torre geholt. Dazu kamen mit Yangel Herrera und Portu zwei alte Bekannte zurück, die den Verein bereits kennen."
Tatkräftig mitgeholfen hat dabei Pep Guardiolas Bruder Pere, der ebenso viele Anteile wie die City Football Group an Girona besitzt und seit 2017 als Vorstandsvorsitzender im Verein tätig ist. Als ehemaliger Spielerberater ist er immerhin in der Szene bestens vernetzt.
"Pere löst alle Probleme, die mit der Entwicklung in Girona verbunden sind. Ich finde es gut, wie sich der Verein entwickelt. Er hat tolle Aussichten", befand Neuzugang Artem Dovbyk.
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Pere Guardiola im Jahr 2013

Fotocredit: Imago

Youngster Sávio dreht auf

Jene klare Strategie auf dem Transfermarkt gepaart mit Míchels taktischer Intelligenz habe letztlich zu Gironas beeindruckenden Ergebnissen geführt, so Martín weiter. Sechs Siege aus sieben Spielen (bei einem Remis), sowie ligaweit die beste Offensive gemeinsam mit Real Madrid (18) unterstreichen dies.
Das Angriffsspiel der "Gironistas", wie das Team auch gerne genannt wird, zeichnet sich dabei größtenteils durch Flanken aus. Auch deshalb wird die Viererkette im bewährten 4-1-4-1-System im Spiel nach vorne zu einer Dreierkette, um Überzahlsituationen auf den Flügeln zu schaffen.
Einer der Schlüsselspieler ist dabei Youngster Sávio (19), Leihgabe vom französischen Zweitligisten und ebenfalls City-Football-Group-Klub Troyes, der in der noch jungen Saison bereits sechs Scorerpunkte (zwei Tore, vier Vorlagen) auf seinem Konto hat. "Sein Start war einfach spektakulär", schwärmt Eurosport-Experte Martín vom jungen Brasilianer.
Der Youngster sucht auf dem linken Flügel immer wieder das Eins-gegen-Eins-Duell und versucht, seine Mitspieler im Zentrum, vorzugsweise Stoßstürmer Dovbyk, in Szene zu setzen.
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Girona-Neuzugang Savio (r.) dreht jubelnd ab

Fotocredit: Getty Images

Ex-Bayern-Profi Blind als defensive Stütze

Allerdings haben auch der ehemalige Münchner Blind und sein kongenialer Partner in der Innenverteidigung, David López, ihren Anteil am gegenwärtigen Erfolg. Genau wie Yangel Herrera, Leihgabe von Manchester City (bekanntermaßen ein Klub der City Football Group), der als Denker und Lenker in der Mittelfeldzentrale agiert.
"Es ist kein Zufall, dass wir ganz oben stehen. Wir als Mannschaft haben großen Spaß und wollen noch mehr erreichen", kündigte Kapitän Aleix García nach dem Sieg in Villarreal an.
Und auch die hiesige Tageszeitung "Diari de Girona" träumt nach dem herausragenden Saisonstart bereits von mehr. "So hat Leicester auch angefangen", war in Anlehnung an den sensationellen Triumph der Foxes in der Premier-League-Saison 2015/16 zu lesen.
Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.
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Ex-Bayern-Profi Daley Blind im Trikot des FC Girona

Fotocredit: Getty Images

Girona vor Härtetest gegen Real Madrid

Ob Girona tatsächlich ein ernsthafter Kandidat für einen der vorderen Tabellenplätze ist, wird sich spätestens am kommenden Samstag zeigen, wenn die Überraschungsmannschaft im heimischen Montilivi-Stadion Real Madrid (18:30 Uhr im Liveticker) empfängt.
"Sollte alles normal laufen, glaube ich, dass Girona im Laufe der Saison die Kraft ausgehen wird. Aufgrund des Niveaus, das sie gegenwärtig an den Tag legen, würde es mich jedoch nicht überraschen, wenn sie den Sprung in das internationale Geschäft schaffen würden", erklärt Martín.
Egal, wie es letztlich ausgehen sollte, die Unterstützung der gesamten Stadt ist Míchel und seinem Team in jedem Fall sicher.
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