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Real Madrid macht's besser als der FC Bayern München: Carlo Ancelotti gelingt Umbruch par excellence

Christoph Niederkofler

Update 13/02/2024 um 15:23 GMT+1 Uhr

Real Madrid greift wieder einmal nach den Sternen - trotz unvergleichlicher Verletztenmisere und herausforderndem Umbruch. In den Problemen ist der spanische Rekordmeister mit dem FC Bayern München ohne jeglichen Zweifel vereint, in der Lösungsfindung liegen zwischen den beiden Schwergewichten aber Welten. Carlo Ancelotti manövriert meisterlich und macht's den Bayern vor.

Bellingham vor Leipzig-Duell verletzt: Ancelotti nimmt's gelassen

Der Spitzenreiter watscht seinen ärgsten Verfolger ab. Ein Szenario, welches am vergangenen Samstag nicht nur der Bundesliga vorbehalten war.
Real Madrid zerlegte den FC Girona nach allen Regeln der Kunst, die königliche Dampfwalze zermalmte den Emporkömmling aus Katalonien und quetschte den letzten Funken Hoffnung auf den historischen Titelgewinn aus ihm heraus.
Angesichts der bislang nahezu makellosen Saison - die beiden einzigen Pflichtspielniederlagen geschahen gegen Atlético Madrid - war die Machtdemonstration gegen Girona jedoch eher eine logische Konsequenz als ein Weltwunder. Und doch wohnte dem 4:0-Triumph ein ganz besonderer Geist inne.
Denn wie der FC Bayern München durchlebt auch Real momentan turbulente Zeiten. Ob die unvergleichliche Verletzungsmisere in der Abwehr oder der herausfordernde Umbruch im Kader - die Parallelen zum deutschen Rekordmeister sind frappierend. Doch an die Souveränität, welche die Königlichen trotz aller Widerstände an den Tag legen, kommen die Bayern bislang nicht heran.

Real macht's vor: Wer braucht schon eine Abwehr?

"Heute haben wir den Rekord für die meisten verletzten Innenverteidiger gebrochen." Dieser Satz hätte gut und gerne auch von Bayern-Trainer Thomas Tuchel aus der Hinrunde stammen können. Vielmehr ließ sich aber Carlo Ancelotti zu diesem Scherz hinreißen, nachdem er seine Defensivreihe gegen Girona blind zusammengewürfelt hatte. Eine andere Option hatte der 64-Jährige schlichtweg nicht.
Neben den Langzeitverletzten David Alaba und Éder Militão (beide Kreuzbandriss) vergrößerten die kurzfristigen Ausfälle von Antonio Rüdiger und Kapitän Nacho Fernández die Personalsorgen des spanischen Rekordmeisters, der eine ungewöhnlich starke Präferenz für Abwehrchefs aufweist. Stattdessen regelten Ferland Mendy, Daniel Carvajal, Aurélien Tchouaméni und Lucas Vázquez die Angelegenheit. Und zwar mit Auszeichnung.
Ganz zu schweigen von dem Mann zwischen den Pfosten. Bis August 2023 hatte Andriy Lunin in seinen fünf Jahren in Madrid lediglich 17 Partien absolviert. Aufgrund des Kreuzbandrisses von Thibaut Courtois rückte der Ukrainer bis zur Ankunft von Chelsea-Leihgabe Kepa Arrizabalaga in den Kasten. Da Letzterer aber nicht vollends überzeugte, gilt Lunin seit November wieder als vorübergehende Nummer eins.
Mit 15 Gegentoren in 24 Spielen stellt Real die mit Abstand beste Defensive der spanischen Liga. Eine von Verletzungen verfluchte Abwehr und ein Plan C im Tor? Los Blancos schütteln alle Sorgen ab.

Die Musketiere aus Madrid: Einer für alle, alle für einen!

Doch wie kommt es, dass die Lösungsfindung in der spanischen Hauptstadt geschmeidiger - und vor allem deutlich ruhiger - abläuft als in München? Ancelotti beruft sich dabei auf einen altbekannten Grundsatz des französischen Schriftstellers Alexandre Dumas.
"Der Schlüssel zum Erfolg ist immer, gute Spieler zu haben, die ihre Qualität für das Kollektiv nutzen", schilderte der Italiener. Mit anderen Worten: Einer für alle, alle für einen!
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Jude Bellingham und Carlo Ancelotti

Fotocredit: Getty Images

"Qualität ist das Wichtigste", führte Ancelotti weiter aus. "Aber wenn man das so wie heute mit Engagement und Einstellung kombiniert, kann man auf einem sehr hohen Niveau spielen."
Dieses simple Konzept lässt Real wieder einmal nach den Sternen greifen. 18 Liga-Spiele in Folge ungeschlagen und nur eine Niederlage im laufenden Wettbewerb (1:3 gegen Atlético) sind Leverkusen-esque Züge, das frühe Aus im spanischen Pokal (2:4 gegen Atlético) hingegen die einzige negative Parallele zu den Bayern. Und ein Ende der Dominanz ist nicht in Sicht.

Bellingham, Vinícius - und Mbappé? Die Chance der Konkurrenz war gestern

Denn so sehr sich der Außenstehende in den vergangenen Monaten den Umsturz in Spaniens Fußball-Monarchie auch gewünscht haben - die Chance dazu liegt irgendwo im Gestern vergraben.
Real Madrid hat sich den Weg in seine nächste goldene Ära nämlich längst gepflastert, das Mittelfeld der Zukunft hat sich bereits jetzt im Estadio Santiago Bernabéu verankert. Wo einst Casemiro, Luka Modric und Toni Kroos Angst und Schrecken verbreiteten, scharren nun Tchouaméni, Edouard Camavinga, Federico Valverde und Jude Bellingham mit den Hufen - mit einer unglaublichen Vielfältigkeit.
Während Tchouaméni und Camavinga kurzerhand als Aushilfsverteidiger glänzen können, avanciert Bellingham nur wenige Meter von seiner in Dortmund angewohnten Stammposition prompt zum Top-Torjäger der spanischen Liga (16 Treffer). Ein gewisser Weltfußballer namens Karim Benzema geriet damit ziemlich schnell in Vergessenheit.
"Verzweifelte Not-Transfers im Winter" scheinen im Vokabular der Madrilenen nicht zu existieren, vielmehr liebäugeln Los Blancos bereits mit ihren nächsten Zauberern. Neben Vinícius Júnior und Rodrygo sorgt mit Endrick ab Juli 2024 der nächste brasilianische Stürmer für Furore. Darüber hinaus soll der Traum von der Verpflichtung von Superstar Kylian Mbappé so real wie noch nie zuvor sein.
Am Dienstagabend steht für den Rekordsieger der Champions League der nächste Programmpunkt auf dem Plan, im Achtelfinale der Königsklasse wartet Bundesligist RB Leipzig (ab 21:00 Uhr im Liveticker). An der Souveränität dürfte es auch ohne den verletzten Bellingham keine Zweifel geben.
Denn trotz aller Widerstände gerät Real nicht ins Wanken, vielmehr finden die Königlichen gerade unter diesen Umständen zu einer noch gewaltigeren Stärke - eine Eigenschaft, von der sich der FC Bayern wohl nur allzu gerne eine fette Scheibe abschneiden würde.
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