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Zinédine Zidane verpasst Real Madrid schon im ersten Spiel ein neues Gesicht

Matias Peiroten

Publiziert 10/01/2016 um 19:33 GMT+1 Uhr

José Angel Berraondo, Fleitas Solich und Pedro Llorente López. Sagt Euch nichts? Diese Herren sind die einzigen Trainer, denen bisher ein besserer Einstand bei Real Madrid gelang als Zinédine Zidane. Oder anders: Dem Franzosen gelang der beste Start in eine königliche Trainerlaufbahn seit 1959. Der neue Real-Coach muss sich daran gewöhnen, nur mit den Erfolgreichsten gemessen zu werden.

Top-Einstand als Chef-Trainer bei Real Madrid: Zinédine Zidane

Fotocredit: Imago

"Es tut mir leid für Benítez und ich bin ihm sehr dankbar, aber wenn wir ehrlich sind und uns das Spiel heute ansehen: der Wechsel hat uns gut getan", analysierte Luka Modrić den 5:0-Erfolg der "Madrileños" über Deportivo La Coruña.
Was sich am Meisten geändert hat, ist die Einstellung. Wir spielen schneller, wir spielen wieder wie eine Mannschaft.
Äußerungen wie die des Kroaten lassen die Traurigkeit über die Entlassung Rafa Benítez' verblassen. Gefühlt war der Champions-League-Sieger von 2005 schon seit seiner Wechsel-Farce und dem damit verbundenem Pokal-Aus gegen den Drittligisten FC Cadíz, Anfang Dezember 2015, entlassen.
Mit der Real-Ikone Zidane hat Vereinspräsident Florentino Pérez endlich wieder den erhofften Glamour an der königlichen Seitenlinie stehen. Ein Defizit, das Rafa Benítez schon vor Amtsantritt angehaftet hat (Pérez hatte ihm damals, Gerüchten zufolge, zum Abnehmen aufgefordert).

Der Glamour kehrt zurück

Aber mit Zidane ist nicht nur der Glamour, sondern auch das Spektakel ins erfolgsverwöhnte Santiago Bernabéu zurückgekehrt. Die "aficionados" wollen dort vor allem eins sehen: Tempofußball und Tore. Ein Spektakel, das mit der minimalistischen Spielweise Benítez' (mit Ausnahme der 10:2-Gala gegen Rayo Vallecano), nicht zu vereinbaren war.
Unter Druck versuchte der Spanier zwar, das Real-Selbstverständnis umzusetzen, mit seinem eigenem Fußballverständnis war dies allerdings nicht zu realisieren. Das Ganze gipfelte in der 0:4-Pleite beim Clásico gegen den FC Barcelona, als das Pressing komplett nach hinten losging und man ins offene Messer der "Blaugrana lief.

Einstellung als Knackpunkt

Die von Modrić angesprochene Einstellung ist der Knackpunkt. Während die Spieler bei Benítez den nötigen Respekt vor dem Trainer vermissen ließen und das magische Dreieck um Ronaldo, Bale und Benzema sich nur sporadisch am Verteidigen beteiligte, zeigte das Spiel gegen Deportivo ein anderes Real Madrid:
Insbesondere Ronaldo und Bale, der seine Leistung mit einem Dreierpack veredelte, waren sich nicht zu schade hinten auszuhelfen, in Zweikämpfe zu gehen und manchmal die Grätsche auszupacken. Ein Real mit einer klar erkennbaren, neuen Handschrift stand auf dem Platz.
Die gesteigerte Intensität, die Zidane von seiner Mannschaft forderte, schlug sich auch in den Zahlen nieder: 66 Ballgewinne standen bei Abpfiff zu Buche - 12 mehr als im Schnitt unter Benítez.
Zidane selbst zeigte sich zwar zufrieden, sieht allerdings noch Luft nach oben: "Das Ziel war es unser Spiel mit dem Ball von hinten aufzubauen, viele Seitenwechsel zu integrieren und häufig das Tempo zu wechseln. Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen und werden uns ab jetzt immer weiter verbessern."
Verbesserungspotenzial gibt es insbesondere in der Defensive. Zwar stand gegen La Coruña die Null, aber wirklich sattelfest wirkte die Viererkette der Madrilenen nicht. Ein Gegner eines anderen Kalibers hätte die Chancen, die die Real-Abwehr zuließ, wohl dankend angenommen.

Iscos Wiedergeburt

Eine wahre Wiedergeburt erlebte derweil Isco: Unter Benítez noch Stammgast auf der Bank, beförderte Zidane den 23-Jährigen zurück in die Startaufstellung, wo er auf Anhieb eine starke Leistung ablieferte. Sein Coach zeigte sich im Anschluss "besonders zufrieden mit Isco".
Isco selbst konnte sich einen Seitenhieb auf Benítez nicht verkneifen und postete bei Instagram: "Glücklich über den Sieg und glücklich darüber den Fußball wieder genießen zu können." Klares Statement.
Einen kleinen Wermutstropfen gab es an diesem Abend höchstens für einen: Zehn mal versuchte Ronaldo, ein Tor zu erzielen - erfolglos. Kritik am Weltfußballer ließ Zidane allerdings nicht zu.
Ronaldo war sehr stark. Natürlich will er immer treffen, ab er ist dennoch sehr glücklich - wie alle anderen auch.
Mit Zidane an der Seitenlinie hat der spanische Rekordmeister auch wieder die Fans für sich gewonnen. Mit einem speziell modifizierten Highlight-Video seiner Laufbahn wurde "Zizou" auf der Trainerbank im Santiago Bernabeú, das erst zum dritten Mal in dieser Spielzeit ausverkauft war, willkommen geheißen, begleitet von frenetisch feiernden Anhängern - eine Hommage an den Weltstar. Bereits im Vorfeld wurde Zidane eine besondere Ehre zuteil: Sein Trikot mit der "5" ist nun wieder für die Anhänger käuflich.
Eins kann man nach dem Debüt Zidanes auf jeden Fall festhalten: Der Offensivfußball hat seinen Weg zurück nach Madrid gefunden, was für den Moment die Fans, Spieler, Trainer und vielleicht sogar Florentino Pérez glücklich macht.
Auch wenn gegen den Meister von 2000 noch nicht alles geklappt hat und manchmal vielleicht das berühmte Glück des Tüchtigen mithalf: Zidane hat den richtigen Weg eingeschlagen und Madrid schon jetzt wieder ein wenig königlicher gemacht, eben ein Stück "Realer"...
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