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Löw macht beim DFB Platz für Neues: Warum auch Bierhoff und Keller diskutiert werden sollten

Daniel Rathjen

Update 10/03/2021 um 20:39 GMT+1 Uhr

Für Bundestrainer Joachim Löw ist die Zeit beim Deutschen Fußball-Bund nach der EM im Sommer vorbei. Gut möglich, dass sein Abschied ein Impuls für den Wunsch nach noch mehr Veränderung beim DFB wird. Denn beim Verband läuft hinter den Kulissen längst nicht alles reibungslos ab. Deshalb sind auch die Personalien von Direktor Oliver Bierhoff und Präsident Fritz Keller mindestens diskutabel.

Oliver Bierhoff (l.) und Joachim Löw

Fotocredit: Getty Images

Es ist Tag eins nach der "Hammer"-Meldung von Joachim Löw: Der Bundestrainer macht Schluss nach der EM im Sommer und somit Platz für Neues beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Doch wie neu wird der DFB tatsächlich?
Die Diskussionen über die Nachfolge des 61-Jährigen sind längst hochgekocht. Und Wunschkandidat Jürgen Klopp winkte schon mal gleich ab. Allein das zeigt: Die Suche wird nicht einfach.
Löw lasse dem DFB "die nötige Zeit, mit Ruhe und Augenmaß seinen Nachfolger zu benennen", sagte Präsident Fritz Keller. Sich selbst und seiner Mannschaft verschaffte Löw immerhin die Klarheit, um den Fokus voll auf das letzte gemeinsame Ziel zu richten.
Zuletzt wirkte es durchaus so, als könne er sich ohnehin nicht mehr voll mit der Ausrichtung seiner Bosse identifizieren. Vermutlich hat er sich zuletzt auch deshalb gegenüber einer Rückkehr der von ihm aussortierten Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng so offen wie noch nie zuvor gezeigt.

Kann sich der DFB in der Trainerfrage einigen?

Ottmar Hitzfeld (weil er bereits mehr wusste?) sagte in der vergangenen Woche im Interview mit der "Abendzeitung": "Es geht in meinen Augen darum, was Löw vorhat: Will er nur noch diese EM coachen oder will er danach weiterarbeiten? Dann müsste er zu seiner Entscheidung des angefangenen Umbruchs stehen. Wenn er sagt, ich will jetzt das Beste aus dem Turnier herausholen und dann aufhören, dann fällt er womöglich eine andere Entscheidung."
Löw muss nun keine Rücksicht mehr auf den Neuaufbau nehmen, den Oliver Bierhoff als Direktor aus sportlicher Sicht sowie Keller auf DFB-Führungsebene umsetzen wollen. Ob sie allerdings die richtigen Personen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, bleibt diskutabel. Es gilt als offenes Geheimnis, dass interne Machtkämpfe die Arbeit erschweren. Es erscheint fraglich, wie sich der zerstrittene Verband auf eine gute Lösung in der Trainerfrage einigen wird.
Oder sollten nach Löw auch noch Bierhoff und/oder Keller Platz für Neues machen?
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Warum Bierhoff bleiben wird

Es ist nicht so, dass Bierhoff in den vergangenen Jahren zwischendurch nicht auch mal an neue Herausforderungen gedacht hat. Nach Eurosport-Informationen suchte er diese sogar aktiv. Mit der Planung, Gestaltung und Errichtung der DFB-Akademie hat er jedoch ein für ihn wichtiges Projekt gefunden, dass sein Vermächtnis sein soll.
"Das wird noch mal einen Riesenschwung geben für den deutschen Fußball, weil wir eine Anlaufstelle für alle Bereiche haben", verspracht Bierhoff zuletzt. Auf rund 55.000 Quadratmetern auf der ehemaligen Trabrennbahn Frankfurt entsteht für circa 150 Millionen Euro die neue Talentschmiede mit Rasenplätzen, Hallen, Seminarräumen und Laboren.
Die Umsetzung fordert einen Großteil von Bierhoffs Arbeitszeit. Seit die Bauarbeiten laufen, scheint er insgesamt etwas weiter von der A-Nationalmannschaft weggerückt zu sein, auch emotional. Bei der Auswahl des neuen Bundestrainers wird Bierhoff lediglich sicher darauf achten, welchem Ruf dieser vorauseilt. Ralf Rangnick, gemeinhin ein Reformer, der in jedem Bereich mitsprechen möchte, käme in Bierhoffs Augen wohl weniger infrage als vielleicht ein Stefan Kuntz, der sich mehr auf das Team als um das Drumherum konzentrieren würde.
Bierhoffs Vertrag beim DFB läuft bis 2024 – so lange wird ihn die Akademie sicher vereinnahmen. "Das ist ein Jahrhundertprojekt. Und die möchte man auch begleiten", stellte er unmissverständlich klar.
Wer sollte nach der EM neuer Bundestrainer werden?

Warum es für Fritz Keller eng wird

Ist beim DFB von Zwist die Rede, fällt im gleichen Atemzug der Name des Präsidenten Fritz Keller. Rund 18 Monate ist der ehemalige Boss des SC Freiburg nun in Amt und Würden und noch immer gibt er insgesamt keine gute Figur ab. Bei TV-Auftritten wirkt er fachlich überfordert, mit seinen Alleingängen und seiner Beratungsresistenz habe er mittlerweile die Mehrheit der Mitarbeiter und im Präsidium gegen sich aufgebracht, heißt es.
Löw indes fühlte sich brüskiert, weil Keller nach der Katastrophen-WM 2018 eine öffentliche Diskussion über den Bundestrainer zugelassen hatte. Weitere Kritikpunkte an Keller: Aktionismus, fehlendes Netzwerk, cholerische Art und mangelnde Fußball-Kompetenz. Und immer wieder flammt der schwelende Konflikt zwischen Profilager (für das Keller eintritt) und der Basis von sieben Millionen Amateuren (für die unter anderem Generalsekretär Friedrich Curtius kämpft) auf.
Keller steckt in der Sackgasse. Das Problem: Ein Alternativkandidat ist weit und breit nicht zu sehen. Keller selbst appellierte zuletzt an die "Geschlossenheit – auf allen Ebenen". Nun ja. Vielleicht sollte er mit gutem Beispiel seinem Wunsch nach mehr Weiblichkeit in Führungsetagen nachgeben und die Tür für eine Kandidatin öffnen. "Wenn Sie mal bei uns ins Präsidium schauen, da sind fast nur Kerle, die sehen so aus wie ich: leicht übergewichtig, graue Haare. Wir brauchen aber mehr Frauen im Präsidium!", hatte Keller unlängst gefordert.
Fände sich da eine passende Frau, wäre das wohl wirklich die (notwendige) Erneuerung schlechthin für den DFB.

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