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Fußball

Oscar - der heimliche Star der Seleção

Christoph Volk

Publiziert 28/05/2015 um 16:07 GMT+2 Uhr

Auch wenn er nicht spielt, ist er das Thema in Brasilien: Neymar. Durch das fiese Foul des Kolumbianers Juan Zúñiga ist die WM für den Ausnahmekönner bereits nach dem Viertelfinale beendet. Die Suche nach einem Ersatz läuft zwar auch Hochtouren, doch sie kann nur erfolgslos verlaufen: Kein Spieler wird die Lücke schließen können, die Neymar hinterlässt.

Eurosport

Fotocredit: Eurosport

"Das brasilianische Team besteht aus großen Spielern", war Oscar bereits nach dem Auftaktsieg über Kroatien bemüht, die Last auf mehrere Schultern zu verteilen. Ob er auch einer dieser großen Spieler ist, wird er im Halbfinale gegen Deutschland beweisen müssen.
Spieler:Oscar
Geburtsdatum:9. September 1991
Geburtsort:Americana, Brasilien
Nationalität:Brasilien
Größe:1,80m
Fuß:rechts
Position:Offensives Mittelfeld
Derzeitiger Klub:FC Chelsea (seit Juli 2012)
Rückennummer:11
Frühere Klubs:São Paulo, Internacional
Wie schwer es werden wird, aus dem überdimensionalen Schatten von Neymar zu treten, bekam er bereits gegen Kroatien zu spüren. Zwei Tore, eines ein Geniestreich, das andere ein irrtümlich gegebener Elfmeter, reichten, um Man of the Match zu werden. Schaut man sich das Spiel aber etwas genauer an, hätte diese Auszeichnung eindeutig an Oscar gehen müssen.
Den ersten Treffer Neymars bereitete er vor, auch das Zuspiel auf Fred vor dessen Schauspieleinlage im kroatischen Strafraum kam von ihm. Die Entscheidung in der Nachspielzeit besorgte er dann per Distanzschuss selbst. Brasilien gewann 3:1 und startete mit dem Schwung ins Turnier, den es bei den Erwartungen im Land dringend benötigte.
Wäre es nach den Fans gegangen, hätte Oscar in diesem Spiel nicht auf dem Platz gestanden, vielleicht nicht einmal im Kader. Trotz elf Toren und zehn Vorlagen in 47 Spielen für Chelsea galt seine Saison im Heimatland als zu schwach für einen Stammplatz in der Seleção.
Scolari hielt immer an ihm fest
"Ich musste niemandem etwas beweisen", gab er sich nach dem Abpfiff zwar trotzig, wusste aber auch, dass er genau das in der Arena Corinthians zuvor eindrucksvoll getan hatte. Gegen Ende der Saison war ihm ein wenig die Puste ausgegangen, in den Testspielen der Nationalmannschaft konnte er auch nicht überzeugen.
Luiz Felipe Scolari war das egal. Er war von Oscars Qualität überzeugt und ignorierte dieöffentliche Meinung, die lieber Willian in der Startelf sehen wollte."Die Zahlen belegen, dass er die meisten Bälle erobert hat. Er hat auch die meisten Angriffe über rechts eingeleitet. Er hat gedribbelt und viele Pässe gespielt", konnte "Felipão" die Genugtuung über seine richtige Entscheidung nur schwer zurückhalten.
Die Nationalmannschaft ohne einen Spieler wie Oscar wäre aber auch einfach nicht authentisch. Er ist ein Spielmacher, wie ihn Brasilien schon seit einer gefühlten Ewigkeit serienweise hervorbringt. Ein Ballzauberer und Trickser, der an jedem Angriff beteiligt ist. Der die Ideen hat, Tempo und Rhythmus des Spiels diktiert und immer Torgefahr ausstrahlt. Im Verein macht er das von der Zehn aus, bei Scolari ist er auf der rechten Seite gesetzt.
Fußballerisch ist er Neymar ebenbürtig
Dass er es auch pragmatisch und effizient kann, bekamen die Kroaten zu spüren, gegen die er mit der Pieke traf. "Ich hatte keine andere Wahl", war ihm die Ästhetik seines zehnten Treffers im Trikot der Seleção herzlich egal. Ihn plagten zu diesem Zeitpunkt Krämpfe in beiden Beinen, darum entschied er sich für die kurze und möglichst einfache Bewegung, die er noch aus Kindertagen kennt: "Wie die meisten aus der Mannschaft habe auch ich Futsal gespielt. Da lernt man so etwas."
Auch gegen die deutsche Elf ist kein "Jogo Bonito" zu erwarten. Die vermeintliche Leichtigkeit, mit der Neymar die tonnenschwere Last schulterte, war sonst nur bei Thiago Silva ansatzweise zu erkennen. Und mit dem Innenverteidiger fehlt eine weitere wichtige Stütze in Scolaris System. Technisch und taktisch verfügt Oscar zweifelsohne über die Mittel, das Spiel an sich zu reissen und Neymar fußballerisch zu ersetzen.
Als Persönlichkeit auf und – fast noch wichtiger – Symbol abseits des Rasen jedoch nicht. Doch der Vater einer fünf Wochen alten Tochter will ja bereits früh erkannt haben, dass Brasilien über einige große Spieler verfügt. Ob er damit richtig liegt und ob er einer von ihnen ist, gilt es gegen die DFB-Auswahl zu beweisen.
Christoph Volk
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