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Leicester City: Die 11 Schlüsselmomente der Titel-Sensation

James Dutton

Publiziert 03/05/2016 um 10:50 GMT+2 Uhr

Der Titelgewinn von Leicester City in der Premier League gehört zu den größten Sensationen der Sportgeschichte. Eurosport.de beleuchtet die elf Schlüsselmomente des modernen Märchens, bei dem auch Ex-Nationalspieler Robert Huth und die ehemaligen Bundesliga-Profis Christian Fuchs und Shinji Okazaki wichtige Rollen spielten.

Leicester-Helden Morgan, Ranieri, Huth (v.l.n.r.)

Fotocredit: Imago

1. Andy King, 4. April, 2015:

Acht Spiele in Folge ohne Sieg, nur vier Dreier in der gesamten Spielzeit und blanke Abstiegsangst - vor West Hams Gastspiel deutete alles auf den direkten Wiederabstieg von Leicester City hin. Sieben Punkte lag das Team von Nigel Pearson schon hinter dem AFC Sunderland auf Relegationsplatz 17. Und dann traf Andy King vier Minuten vor dem Spielende. Die Wende.
Die "Foxes" gewannen drei Begegnungen in Folge und sieben der letzten neun Spiele. Am 16. Mai wurde die bemerkenswerte Rettung durch das 0:0 in Sunderland endgültig gesichert.

2. Die Verpflichtung von Claudio Ranieri:

Pearson musste trotzdem gehen. Der Klub war von seinen Führungsqualitäten nicht mehr überzeugt und verpflichtete ausgerechnet Claudio Ranieri, den old-fashioned Trainer-Routinier aus Rom, der noch nie einen Titel gewonnen hatte. Bei seinen ehemaligen Arbeitgebern FC Chelsea, Juventus Turin und dem FC Valencia wurde er gefeuert, bei Inter und der Roma trat er freiwillig zurück. Seinen Posten als griechischer Nationalcoach - seine letzte Anstellung vor dem Leicester-Engagement - war er nach der peinlichen Heimpleite gegen die Färöer nach nur vier Monaten wieder los. Skeptiker erwarteten ein Fiasko.
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Leicester Citys-Meistercoach Claudio Ranieri

Fotocredit: Eurosport

3. Das Zerwürfnis zwischen José Mourinho und Teamärztin Eva Carneiro

Nach dem Happy End kam der Happy Anfang. Gleich im ersten Spiel der neuen Saison knallten die "Foxes“ Sunderland mit 4:2 weg. Dafür mühte sich Meister Chelsea nur zu einem 2:2 zuhause gegen Swansea City - eine Partie, die vor allem wegen der harschen öffentlichen Kritik von "Blues"-Coach José Mourinho an Teamärztin Eva Carneiro für Aufregung sorgte. Das Zerwürfnis der beiden führte schließlich zur Entlassung der Medizinerin. Durch die unterirdische Behandlung der bei den Profis sehr beliebten Carneiro verlor der portugiesische Star-Trainer allerdings den Respekt seiner Spieler. Im Dezember musste "the special one" wegen Erfolglosigkeit selber gehen. Chelseas angestrebte Titelverteidigung war längst dahin.
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José Mourinho und Chelsea-Ärztin Eva Carneiro

Fotocredit: Imago

4. Ranieris Pizza-Bestechung

Leicesters bemerkenswerter Saisonstart ließ aufhorchen. Erst Ende September kassierten die "Foxes“ die erste Niederlage. Nach neun Spieltagen waren sie Fünfter und hatten schon 16 Punkte, fast die Hälfte der anvisierten 40 Zähler - aber Ranieri war nicht zufrieden. Sein Team spielte bis dahin kein einziges Mal zu Null und kassierte 17 Gegentore. Der Coach versprach seiner Mannschaft "Pizza für alle" als Lohn für ein Zu-Null. Am 24. Oktober beim 1:0 gegen Crystal Palace war es endlich soweit. Ranieri musste zum Pizza-Essen einladen.

5. Die Verletzung von Arsenal-Stratege Santi Cazorla

Chelseas Absturz und ManCitys chronische Unbeständigkeit sorgten für ein offenes Titelrennen. Am 21. November stand Leicester erstmals ganz oben. Trotzdem galt Arsenal als vermeintlich aussichtsreichster Titelkandidat, bis sich der spanische Spielmacher der "Gunners", Santi Cazorla, Anfang Dezember schwer am Knie verletzte und monatelang ausfiel. Obwohl Leicester auch nach dem 23. Spieltag wieder Spitzenreiter war, wurde die Tabelle von nahezu allen Experten weiter als kurzzeitige Bildstörung bewertet.
Am 14. Februar setzte sich Arsenal durch den Last-Minute-Siegtreffer von Danny Welbeck im Spitzenspiel gegen Leicester mit 2:1 durch und kam bis auf zwei Punkte an den euphorisierten Außenseiter heran. Nach darauffolgenden Niederlagen gegen ManUnited und Swansea waren es aber auf einmal wieder acht Zähler Rückstand.

6. Jamie Vardy bricht den Tor-Rekord von Ruud van Nistelrooy

Als 22-Jähriger arbeitete Jamie Vardy noch als Schichtarbeiter in einer Fabrik für Fußprothesen und spielte in der achten Liga bei Stocksbridge. Dabei musste er sogar für ein halbes Jahre eine Fußfesel tragen, weil er in einer Kneipenschlägerei einem Freund zur Seite stand und einem Mann die Nase brach. Als 28-Jähriger brach er den Tor-Rekord von ManUnited-Stürmerstar Ruud van Nistelrooy. Nach seinem Elfmeter-Treffer Ende August gegen Bournemouth traf er bis zum 1:1 gegen Manchester United Ende November in elf Begegnungen in Folge - eine neue Bestmarke. Inzwischen ist Vardy Nationalspieler und einer der englischen Hoffnungsträger für die EM.
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Jamie Vardy

Fotocredit: AFP

7. Mourinho wirft seinen Spielern vor, Leicester unterschätzt zu haben

Der exzentrische Chelsea-Coach wetterte nach dem 1:2 am 16. Spieltag bei Leicester City: "Ich fühle mich betrogen. Ich habe mich vier Tage lang auf dieses Spiel vorbereitet und vier verschiedene Situationen herausgearbeitet, in denen Leicester viele Tore schießt. Zwei davon haben gegen uns zu Treffern geführt." Nach der Partie wurde Mourinho entlassen, aber es passt ins Bild, dass ausgerechnet er die Stärken der "Foxes“ hervorhob.
Nicht nur die Chelsea-Stars haben Leicester in der ersten Saisonhälfte gewaltig unterschätzt. Es hat lange gedauert, bis die Premier-League-Konkurrenz ein Gegenmittel entwickelte. Am zweiten Weihnachtsfeiertag gelang Jürgen Klopps FC Liverpool ein 1:0 gegen das Ranieri-Team - es war Leicesters zweite Saisonpleite nach zuvor zehn Spielen in Folge ohne Niederlage. Erst jetzt änderten die Gegner ihre Strategie, aber auch Ranieri änderte seine Taktik. Ein Beleg für die Flexibilität des vermeintlich so antiquierten Trainers waren die vier 1:0-Siege in Serie von Spieltag 29 bis 32. Die Folge: Sieben Punkte Vorsprung für den Überraschungs-Tabellenführer.

8. Robert Huth Fußball-Gott

Nach dem Misserfolg gegen Liverpool folgten zwei Nullnummern. Die weit verbreitete Einschätzung war: Jetzt beginnt der Absturz in Raten. In Tottenham drohte das dritte 0:0, ehe Robert Huth sieben Minuten vor dem Ende das goldene 1:0 köpfte. Das anschließende 1:1 bei Schlusslicht Aston Villa war noch ein kleiner Schwächeanfall, aber spätestens nach dem 3:0 gegen Stoke, dem 2:0 gegen Liverpool und dem 3:1 bei ManCity war jedem klar: Der Erfolg von Leicester ist keine Fata Morgana - und Huth mehr als nur ein kantiger Ausputzer. Der Ex-Nationalspieler machte gegen City sogar zwei Tore. Nebenbei wurde er auch noch zum deutschen Rekordspieler in der Premier League.
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Robert Huth von Leicester City

Fotocredit: Imago

9. Unkonstante Konkurrenz

Immer wieder hatte die prominente Konkurrenz die Gelegenheit, Leicester unter Druck setzen, und immer wieder spielten ManCity, Arsenal und Tottenham so unkonstant, dass es fast schon wieder konstant war. Beispiel 28. Spieltag: Leicester müht sich zu einem 2:2 gegen West Brom, aber Arsenal blamierte sich zuhaue gegen Swansea (1:2), die "Spurs" verloren bei West Ham (0:1) und Manchester City wurde in Liverpool abgeschossen (0:3). Leicester baute seine Tabellenführung aus: Drei Punkte vor Tottenham, sechs vor Arsenal und zehn vor City.

10. Verletzungen? Fehlanzeige!

Ranieri hatte das Glück, kontinuierlich auf seine erprobten Schlüsselspieler setzen zu können. Verletzungspech? Fehlanzeige. Diesen Luxus hatte von der Konkurrenz kaum einer seiner Kollegen. So wurden Vardy, Mahrez, N'Golo Kanté und Co. zu einer verschworenen und bestens auf einander abgestimmten Einheit. Vom 28. bis zum 34. Spieltag etwa konnte Ranieri jede Partie mit der gleichen Elf beginnen. Vardy war der inspirierende Anführer in den ersten drei Monaten der Spielzeit, Mahrez explodierte in der Saisonmitte, und im letzten Drittel köpften Huth und der Jamaikaner Wes Morgan in der Abwehrzentrale alles weg.
"Der Spirit in der Mannschaft war vom ersten Spieltag an unglaublich", analysierte Ranieri. So einmalig, dass der Coach jetzt sogar damit rechnen kann, zum Ritter geschlagen zu werden.

11. Die 83. Minute an der Stamford Bridge

Bis zur 83. Minute führte Tottenham Hotspur am 36. Spieltag beim FC Chelsea mit 2:1. Bei einem Sieg wären die "Spurs" auf fünf Punkte an Leicester herngerückt und hätten damit theoreitsch noch immer die Chance gehabt, selbst Meister zu werden. Doch dann kam Chelsea-Star Eden Hazard, traf sehenswert zum 2:2-Endstand. Damit war klar: Das Märchen von Leicester bekommt sein Happy End...
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