Cool bleiben, Leicester! Noch neun Stufen bis zum Himmel
Publiziert 07/03/2016 um 15:25 GMT+1 Uhr
Der Titel ist für Leicester City zum Greifen nahe. Während sich die Konkurrenten die Punkte klauen, ist das einzige Team an der Spitze, das nicht strauchelt.
Jamie Vardy (l.) und Danny Simpson nach dem Sieg mit Leicester gegen Watford
Fotocredit: Imago
Ein englischer Fußball-Fan wurde in der vergangenen Woche dann doch schwach. Er traute dem Braten nicht, wie es so schön heißt.
Also ging er auf das Angebot des Wettanbieters "Landbrokes" ein und ließ sich die offerierten 93.000 Euro auszahlen. Kein schlechter Deal, schließlich hatte er nur 64 Euro eingesetzt.
Andererseits: Die Chance auf 323.000 Euro hat er damit vertan. So viel hätte es nämlich für ihn gegeben, wenn Leicester City es tatsächlich schaffen würde, in diesem Jahr Meister in England zu werden (Quote 1:5000).
Die Chancen darauf sind am Wochenende jedenfalls nicht geringer geworden. Nach dem 1:0 gegen den FC Watford durch das Tor von Riyad Mahrez (56.) und das gleichzeitige Unentschieden der Verfolger Arsenal und Tottenham aus London beträgt der Vorsprung der "Foxes" an der Spitze satte fünf Punkte.
Luftschlösser absolut erwünscht
Im Gegensatz zu dem englischen Fan, der seinen Wettschein abgab, scheint die Mannschaft von Trainer Claudio Ranieri mit unter anderem Robert Huth und Christian Fuchs noch nicht die Nerven zu verlieren. Der Titel, die Sensation, ist zum Greifen nah. Das Motto für die verbleibenden neun Partien sollte also heißen: Einfach cool bleiben.
"Noch neun Stufen bis zum Himmel", titelte die britische Zeitung "The Independent" indes passend. Der Bau von Luftschlössern ist in Leicester dabei ausdrücklich erwünscht. Die Euphorie im Umfeld des Vereins aus den Midlands kann in dieser Situation nur beflügelnd wirken und seine Männer weiter tragen. Die wissen sowieso, worauf es ankommt.
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Leicester hebt ab
Fotocredit: Eurosport
"Unsere Fans träumen, wir arbeiten - eine perfekte Kombination", konstatiert Ranieri und stellt klar: "Wir sind nicht nervös, die anderen sind nervös. Die haben extrem viel Geld für den Titel ausgegeben."
Vor allem Arsenal ist im Saisonfinale in der Bringschuld. Coach Arsène Wenger kämpft gegen das Verlierer-Image an, das ihm einst José Mourinho angeheftet hat, doch seine Mannschaft inklusive Mesut Özil und Per Mertesacker lahmt.
Weil auch Manchester United, der FC Chelsea und Manchester City in diesem Jahr unter ihren Erwartungen bleiben, war die Chance auf die Meisterschaft für die Gunners eigentlich so groß wie lange nicht mehr. Nun sind acht Punkte in neun Spielen noch aufzuholen, doch dazu müsste Leicester eben straucheln.
Arsenal stolpert zur Unzeit
Am 20. Spieltag stand Arsenal noch auf Rang eins, danach knirschte es im Getriebe. Bei einem Blick auf die Tabelle ab dem 21. Spieltag wäre die Wenger-Crew mit 10 Punkten nur auf Rang 14. "Sie finden immer einen Weg zu verlieren. Sie finden immer einen Weg zu versagen", schimpfte die "Daily Mail". Leicester sammelte dagegen in neun Spielen doppelt so viele Zähler. Ladehemmung bei Arsenal zur Unzeit.
"Es ist der Moment gekommen, in dem wir sagen müssen: Leicester ist der einzige Titelkandidat, der nicht wankt. Sie sind die Einzigen, die den Druck genießen und die Einzigen, die wissen, was sie tun", schrieb "The Telegraph".
Ranieris Ausrichtung für den Schlussspurt ist klar: "Ich habe zu meinen Spielern gesagt: Jedes Match ist jetzt ein Finale."
Am Ziel dürften sodann alle Dämme brechen und die große Party würde steigen.
Eine solche wurde übrigens Mittelfeldspieler Danny Drinkwater am Samstag verwehrt. Er wollte mit seinen Leicester-Jungs Andy King, Matty James und Ben Hamer in der Londoner Szene-Disko "Drama" auf seinen 26. Geburtstag anstoßen, wurde aber vom Türsteher abgewiesen.
Im "Mirror" wurden Fotos veröffentlicht, wie sie vergeblich versuchen, doch noch in den Club zu kommen und wild telefonierten, schließlich aber frustriert wieder ins Taxi steigen mussten.
Er wird es verschmerzen können. Am Saisonende mit der Trophäe in der Hand erst recht.
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