Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

José Mourinho beim FC Chelsea vor dem Aus? Großes Mundwerk kann Fehler nicht mehr überdecken

Florian Bogner

Update 27/10/2015 um 15:24 GMT+1 Uhr

Das Duell mit Jürgen Klopps FC Liverpool am Samstag gerät für José Mourinho beim FC Chelsea zum Endspiel, denn seine verbalen Entgleisungen können die gravierenden Mängel im Team nicht mehr länger übertünchen. Verliert Chelsea erneut, droht "The Special One" eine ganz gewöhnliche Entlassung.

José Mourinho muss derzeit viel Kritik einstecken

Fotocredit: AFP

Die Pleite des FC Chelsea am Wochenende bei West Ham United nochmal in Kurzfassung: Nicht gegebenes Tor von Cesc Fàbregas (Abseits), von der Torlinientechnologie verhindertes Kopfballtor von Kurt Zouma, Platzverweis für Nemanja Matic, Tribünenverweis für Co-Trainer Silvino Louro und Trainer José Mourinho, 1:2-Niederlage.
Nein, es läuft gerade nicht besonders gut für den FC Chelsea, speziell für Trainer Mourinho. Er kämpft zurzeit an vielen Fronten; Defensive schwach, Offensive schwach, Medien böse, Schiedsrichter doof, Verband FA sowieso. Die neueste Entwicklung: Weil Mourinho nach der West-Ham-Niederlage die offizielle Pressekonferenz schwänzte, drohen ihm nun fünf Spiele Sperre.
Die FA hat schon bekannt gegeben, dass er erneut bestraft wird, aber nicht wie. Über einen Einspruch des Portugiesen gegen die Bestrafung für einen vorangegangenen Motzki-Anfall - 50.000-Pfund und die Auflage, sich bis November 2016 nichts weiteres zu Schulden kommen zu lassen - ist nämlich noch gar nicht entschieden.
Dass es diese Saison noch gut ausgehen wird für ihn, darf man arg bezweifeln. Er ist nicht mehr unantastbar. Ex-Schiedsrichter-Boss Keith Hackett brachte nach dem West-Ham-Spiel zum Ausdruck, was viele in England mittlerweile über Mourinho denken: "Er scheint einfach ein sehr unglücklicher Typ zu sein, der immer die Schiedsrichter als Sündenböcke für die schlechte Leistung seiner Mannschaft benutzt."

Mourinhos Ende: Wenn nicht jetzt, dann zum Saisonende?

Was die Sache mit der Fünf-Spiele-Sperre vereinfachen würde: Mourinhos Entlassung, vor wenigen Wochen noch undenkbar, nun tatsächlich im Raum stehend. Diese ist laut englischen Medien dann fällig, wenn Chelsea am Samstag gegen Jürgen Klopps FC Liverpool (13:45 Uhr im Liveticker) verliert. Das League-Cup-Spiel bei Stoke City heute (20:45 Uhr) wird hingegen keine große Bedeutung beigemessen; verlieren sollte es Chelsea, das mit einer B-Elf antreten wird, aber auch nicht.
Und selbst, wenn sich die Ergebnisse nun einstellen: Spätestens zur kommenden Länderspielpause Mitte November will Klubeigner Roman Abramowitsch seine sportliche Führung genauestens überdenken, heißt es in England. Und wenn er Mourinho nun noch im Amt lässt, so könnte sich der reiche Russe doch auch dafür entscheiden, zur kommenden Saison einen neuen Weg einzuschlagen. Als mögliche Nachfolger werden die Ex-Chelsea-Trainer Carlo Ancelotti, Guus Hiddink und, siehe da, Bayern-Trainer Pep Guardiola genannt. Mourinho wird derweil schon bei Paris Saint-Germain und Inter Mailand gehandelt.
Auch wenn das alles etwas verfrüht erscheint, hat der Portugiese diese Saison Schwächen gezeigt, die ihn nicht mehr unbedingt als "Special One" ausweisen und die durch seine verbalen Exzesse auch nicht mehr übertüncht werden können. Los ging es schon im Sommer, als Chelsea ziemlich uninspiriert auf dem Transfermarkt agierte. Dass Torwart Asmir Begovic, der eigentlich nur als Courtois-Backup geholt wurde, zum jetzigen Zeitpunkt die meiste Einsatzzeit aller Neuzugänge hat, zeugt jedenfalls nicht gerade von gelungenen Ergänzungen.

Nur 4,2 Torschüsse pro Spiel

Weder Pedro, der seit seinen drei Scorerpunkten in den ersten beiden Spielen wirkungslos ist, noch der Ex-Augsburger Abdul Rahman Baba, den Mourinho erst viermal in der Startelf aufgeboten hat, stellten sich bislang als Verstärkungen heraus, obwohl sie über 20 Millionen Euro gekostet haben. Und der eigenen Ankündigung, Radamel Falcao schon hinzubekommen, hat Mourinho noch nicht Folge geleistet.
Hinzu kommt, dass sich eigentlich alle seine Stars in Formtiefs befinden - auch, weil Mourinho sie nicht schützt. Auf die Frage, welcher Spieler in seiner Elf unantastbar sei, meinte er schon vor Wochen: keiner. Eden Hazard, den Spieler des Jahres der Vorsaison, setzte der Coach zuletzt sogar auf die Bank.
Stürmer Diego Costa hat immerhin schon drei Saisontore mehr erzielt, nämlich drei, läuft aber auch seiner Form hinterher. Fortsetzen ließe sich die Reihe durch Fàbregas, Oscar, Gary Cahill oder John Terry. Bezeichnend: Bester Torschütze ist bislang Willian mit nur vier Pflichtspieltreffern. In Ligaspielen schießt die Chelsea-Offensive diese Saison nur 4,2-mal pro Spiel auf des Gegners Tor.

Keine Lösung für Defensivschwäche

Das größte Problem ist jedoch die wackelige Abwehr. Durch den Ausfall von Torhüter Thibaut Courtois per se geschwächt, schaffte es Mourinho nicht, eine solide Viererkette und ein funktionierendes Abfangnetz im Mittelfeld aufzubieten - und das ist die eigentliche Sensation, baut Mourinhos Spielphilosophie doch seit jeher auf einer stabilen Defensive auf.
Doch diese Premier-League-Spielzeit ist der Gegentorschnitt von 0,8 auf 1,9 in die Höhe geschnellt. "Wir kassieren zu viele Tore und müssen besser verteidigen", sagte Mourinho schon vor der Niederlage gegen West Ham, hat aber offenbar keine vernünftige Lösung parat.
picture

Es wird einsam um Chelseas Coach José Mourinho

Fotocredit: Imago

Will der 52-Jährige seinen Job behalten, muss er also vor allem am Defensivverhalten seiner Mannschaft ansetzen. Leicht wird es für Chelsea jedenfalls nicht, den schon auf elf Punkte angewachsenen Rückstand auf Spitzenreiter Manchester City bis Neujahr zu verkleinern.
Bis dahin stehen nämlich noch Auswärtsspiele bei Tottenham Hotspur (29.11.), dem Überraschungsteam Leicester City (14.12.) und Manchester United (28.12.) an. Ob Mourinho dann dabei, gesperrt oder gefeuert sein wird, werden die nächsten zwei Wochen zeigen.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung