Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Jürgen Klopp wird als neuer Trainer des FC Liverpool vorgestellt : Brauche keinen Ronaldo oder Messi

Florian Bogner

Update 09/10/2015 um 19:18 GMT+2 Uhr

Liverpool versinkt im Klopp-Fieber: Emotional und gierig verkaufte sich der neue Coach des FC Liverpool bei seiner Vorstellung als "the normal one". Nach einer Art Regierungserklärung in gutem Englisch erklärte er: "Es ist Zeit für einen Neustart." Und: "Ich brauche keinen Ronaldo und keinen Messi." Titelversprechen gab er keines. Klopps Credo: "Ich will es nicht zu kompliziert machen."

Jürgen Klopp während seiner Antritts-Pressekonferenz beim FC Liverpool

Fotocredit: AFP

Seit Freitag ist Jürgen Klopp neuer Trainer des FC Liverpool. Schon vor der ersten offiziellen Pressekonferenz strahlte der Premier-League-Klub im Pay-Video-Bereich der Vereinsseite ("LFCTV") ein rund 20-minütiges Antrittsinterview aus, in dem sich Klopp gut erholt, äußerst leidenschaftlich und vor allem sprachlich gut vorbereitet auf die neue Aufgabe zeigte. Beeindruckend auch seine abschließende Message an die Liverpool-Fans, hier im Original-Wortlaut: "We have to change from doubters to believers. Now."
Hier die Abschrift des ersten Interviews als Liverpool-Trainer:

Jürgen Klopp über…

…seine Ankunft am Donnerstag: "Es fühlt sich großartig an. Es war ein verrückter Tag. Es ist eine große Ehre für mich, hier zu sein. Einer der besten Momente meines Lebens. Es fühlt sich wie ein Traum an."
…das, was für ihn den Ausschlag für sein Ja-Wort gab: "Alles. Alles, was ich gehört, gelesen und gefühlt habe, wenn ich Spiele von Liverpool gesehen habe. Ich liebe Fußball. Die Intensität des Fußballs hier ist sehr gut für mich. Ich habe oft darüber nachgedacht, in England zu arbeiten. Liverpool war für mich dabei immer die erste Wahl. Jetzt hier zu arbeiten, ist das Beste, was ich mir vorstellen könnte."
picture

Jurgen Klopp (Liverpool)

Fotocredit: From Official Website

…den Entscheidungsprozess: "Es war keine besonders schwere Entscheidung. Ich habe nach meinem Ende in Dortmund vor vier Monaten viel über meine Zukunft nachgedacht und wie ich mich weiterentwickeln kann. Vier Monate Urlaub waren genug nach 15 Jahren im Job. Die Saison wieder losgehen zu sehen, war sehr hart für mich. Ich habe mich dennoch erholt und in der Pause gemerkt, dass ich mich auch für andere Dinge interessiere, dass ich nicht nur ein Fußballverrückter bin. Ich habe mich mit vielen interessanten Personen unterhalten. Und ich hatte das Gefühl, bereit zu sein, falls ein interessantes Angebot kommt. Und so ist es gekommen. Aber ich bin wirklich gut erholt. Ich hatte in Dortmund sechs sehr coole Jahre und eins, das ein bisschen schwierig war."
…seinen Eifer, anzufangen: "Ich bin ziemlich aufgeregt. Ich will es sehen, ich will es fühlen, ich will es riechen, alles. Als ich vor einem Jahr mit Dortmund hier gespielt habe, war das schon etwas Besonderes für mich, der aufregendste Ort, an dem ich je war. Der Signal Iduna Park ist super, auch das Stadion von Mainz war gut, aber mehr Geschichte als hier geht nicht."
…seine Idee von Fußball: "Fußball ist ganz einfach, man kann es mit Stöcken im Park spielen. Aber es ist so besonders wegen der Fans. Das ist, was ich denke. Und wir müssen die Fans unterhalten, wie in dem Song (von Robbie Williams, d. Red.). Wir müssen ihr Leben besser machen. Fußball ist nicht so wichtig, wir retten keine Leben, wir sind keine Ärzte. Aber unsere Aufgabe ist es, die Fans ihre Probleme für 90 Minuten vergessen zu lassen. Dafür lebe ich. Weil ich das Spiel so liebe. Ich kann das nachvollziehen aus meiner Zeit in Stuttgart, als ich selbst Fan war. Ich kann das nachvollziehen, wenn jemand sagt: Stevie G! Robbie Fowler! Das ist ziemlich cool."
picture

Jürgen Klopp (Screenshot LFC-TV)

Fotocredit: Eurosport

…die Anpassung an England: "Da denke ich nicht dran. Ich werde mich anpassen, klar, aber ich kenne den englischen Fußball. Es ist immer noch Fußball, nach denselben Regeln, das wird nicht so schwer sein. Aus Erfahrung weiß ich: zuhören, sehen, fühlen - und dann drüber nachdenken, was man ändern will. Das ist jetzt wichtig. Ich will es nicht zu kompliziert machen. Es ist wichtig, dass die Spieler leicht verstehen, was ich will. Ein Spieler muss von hier (klopft sich aufs Herz, d. Red.) spielen. Das war der Grund, wieso ich überhaupt als Profi spielen konnte."
…den Reiz an Liverpool: "Ich war nie für den leichten Weg zu haben. Für mich ist es der momentan interessanteste Job im Weltfußball. Die Lage mit zwölf Punkten in der Liga ist nicht so schlecht. Aber in den Zeitungen steht, dass das ein Desaster sei. Niemand ist zufrieden, niemand ist geduldig. Das ist interessant. Meine Aufgabe ist also, etwas zu ändern. Aber dazu brauche ich Hilfe. Wir müssen mit den Spielern einen gemeinsamen Weg finden. Ich weiß, was ich will. Als Erstes muss ich mit den Spielern sprechen. Und herausfinden, wer bereit dazu ist, das zu tun, was ich vorschlage oder auch manchmal, was ich will. Wer das tut, ist dann ein guter Freund von mir. (lacht)"
…die Ziele: "Klar sind wir aktuell nicht das beste Team der Welt. Aber wen interessiert es? Wir wollen es morgen sein oder zumindest irgendwann in der Zukunft. Wir haben gute Torhüter, gute Abwehrspieler, gute Mittelfeldspieler, gute Stürmer. Ich will nicht Cristiano oder Lionel haben. Ich will diese Jungs. Es war eine Entscheidung für diese Jungs, die hier sind."
…den Spielstil, den er etablieren will: "Einen wilden! (lacht) Alle großen Teams spielen Ballbesitzfußball: Bayern, Barcelona, Real Madrid, ManCity. Aber kein Team hat so angefangen. Das erste ist immer, eine stabile Defensive zu haben. Nur dann kann man auch von sich überzeugt sein. Das ist das Erste, was wir entwickeln müssen. Darauf wollen wir aufbauen. Lasst uns versuchen, das Team auf der Welt zu sein, das am schwierigsten zu schlagen ist. Die Erwartungen können ein Problem sein, ein echter Rucksack. Aber mit 20 Kilo auf dem Rücken läuft sich nicht so gut. Siegen ist wichtig, aber genauso wichtig ist es, wie man gewinnt und wie man spielt. Ich glaube an eine Spielphilosophie, die sehr emotional ist, sehr schnell und sehr stark. Meine Mannschaften müssen Vollgas geben und ans Limit gehen in jedem Spiel. Es ist wichtig eine Philosophie zu haben, die die eigene Mentalität wiedergibt, die Ideale des Klubs widerspiegeln und die eine klare Richtung vorgibt. Taktisch ja, aber mit viel Herz."
...das "transfer committee": "Es ist wirklich sehr lustig, weil es für mich überhaupt kein Problem ist, wie es ist. Ich will kein Geld ausgeben, das der Verein nicht hat. Ich will auch keinen Spieler halten, der nicht bleiben will."
picture

Jürgen Klopp (Screenshot LFC-TV)

Fotocredit: Eurosport

…seine Co-Trainer Zeljko Buvac und Peter Krawietz, die er mitbringt: "Sie sind meine Brüder im Geiste, Zeljko und Pete, großartige Kerle, absolute Football-Maniacs."
…sein Saisonziel: "Erfolg haben und so erfolgreich wie möglich zu sein. Es gibt ManCity, ManUtd, Chelsea, Arsenal, Tottenham und noch andere. Alle wollen Erfolg haben. Es ist nicht wichtig, an was ich gerade denke. Es ist wichtig, was wir tun können, um unsere Situation zu ändern. Mir sind die Fans ein bisschen zu nervös, ein bisschen zu pessimistisch, ein bisschen zu zweiflerisch. Sie glauben nicht dran. Sie erinnern sich zu viel an alte Zeiten. Aber wir haben jetzt die Chance, neue Geschichten zu schreiben. Wenn es nicht das beste Jahr der Vereinsgeschichte wird, dann müssen wir einfach weiterarbeiten."
Jürgen Klopps Wechsel nach Liverpool ist ...
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung