Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

EuroScout: Kelechi Iheanacho – Super-Super-Stürmer statt Aushilfsknipser

Dennis Melzer

Publiziert 23/09/2016 um 18:45 GMT+2 Uhr

Jung, talentiert, ehrgeizig - Eurosport.de präsentiert im EuroScout-Blog die Zukunft des Fußballs. Pep Guardiola ist bekannt dafür, seine Spieler über den grünen Klee zu loben. Sein nicht selten gebrauchtes Super-Super-Lob oder der Wunsch "am liebsten 1000 Dantes" haben zu wollen, haben nahezu Kult-Charakter. Nicht so euphorisch war Guardiola zunächst gegenüber Nachwuchsstürmer Kelechi Iheanacho.

Manchester City manager Pep Guardiola with Kelechi Iheanacho.

Fotocredit: Eurosport

Nach dem 2:1-Sieg im prestigeträchtigen Derby gegen Manchester United bescheinigte der Katalane seinem neuen Torwart Claudio Bravo "eine der besten Leistungen", die er je gesehen habe. Und das, nachdem dieser ein furchtbares Debüt gefeiert hatte, gleich mehrfach patzte und dabei Glück hatte, nur einmal hinter sich greifen zu müssen. Ironische Huldigung oder einfach ein Pep’scher Schutzmechanismus, um seinen Spielern selbst nach schwachen Spielen ein Wir-Gefühl zu vermitteln?
So oder so verwundern die Aussagen, bedenkt man, dass ein weitestgehend unbekannter Angreifer kurz zuvor zum Derbyhelden avanciert war. "Er war der einzige Stürmer, den ich zur Verfügung hatte", begründete Guardiola im Anschluss an die Begegnung. Keine Huldigung, kein euphorisches Hochstilisieren. Kelechi Iheanacho, der für den gesperrten etatmäßigen Torjäger Sergio Agüero im Sturmzentrum ran durfte, bereitete zunächst den ersten Treffer durch Kevin de Bruyne vor, ehe er wenig später selbst auf 2:0 erhöhte und so die Weichen auf Sieg stellte.
Spieler: Kelechi Promise Iheanacho
Geburtstag: 3. Oktober 1996
Geburtsort: Imo
Nationalität: Nigeria
Größe: 1,85
Fuß: links
Position: Mittelstürmer
Derzeitiger Klub: Manchester City
Rückennummer: 72
Vorherige Klubs: Taye Academy, Columbus Crew (als Trainingsspieler)
picture

Kelechi Iheanacho (Manchester City)

Fotocredit: AFP

Iheanacho wurde im nigerianischen Ibo geboren und wurde fußballerisch im Jugendzentrum der Taye Academy ausgebildet. Im Alter von 16 Jahren wurden etliche europäische Spitzenklubs erstmals auf den Youngster aufmerksam, als dieser bei der U17-Weltmeisterschaft 2013 in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu überzeugen wusste, seine Mit- und Gegenspieler in den Schatten stellte. Sechs Tore und fünf Vorlagen steuerte der Linksfuß im Wüstenstaat bei.
Im Januar 2014 schloss sich Iheanacho der Nachwuchsakademie Manchester Citys an. Kurz nach seiner Ankunft reiste er – obwohl formell noch kein offizieller Spieler der "Skyblues" – mit den Profis in die USA, wo er gleich in seinen ersten beiden Spielen gegen Kansas City und den AC Milan traf. Im Anschluss an die US-Tour erzielten die City-Verantwortlichen eine Einigung mit Columbus Crew und arrangierten, dass ihr Rohdiamant bis Oktober beim amerikanischen Erstligisten mittrainieren sollte.
Aufgrund von Problemen mit seiner Arbeitserlaubnis, durfte Iheanacho erst im Februar 2015 für Manchester auflaufen. Erstmals wurde er in der U19-Auswahl des Champions-League-Teilnehmers eingesetzt, musste gegen die A-Jugend von Schalke 04 jedoch nach nur elf Minuten verletzungsbedingt ausgewechselt werden.

Der Weg zu den Profis

Nach seiner Genesung wurde der Nigerianer zur Saisonvorbereitung der Profis eingeladen und nutzte seine Chance aus dem Stand. Zahlreiche Treffer und Vorlagen in Testspielen ebneten dem Knipser den Weg in die Mannschaft, die damals noch von Manuel Pellegrini trainiert wurde.
Der erkannte das Talent Iheanachos sofort, verriet damals:
"Er war der Grund, warum ich nach Edin Dzekos Abgang keinen neuen Stürmer verpflichtet habe".
Seinen Killerinstinkt stellte der mittlerweile 19-Jährige auch sofort unter Beweis, als er am fünften Spieltag der Premier League eine Minute vor Schluss eingewechselt wurde und in der Nachspielzeit den entscheidenden Treffer markierte. Sieben weitere Liga-Tore sollten in der letzten Saison folgen.

Abschlussstark und vielseitig

Was Pellegrini ihm da für eine Rakete "vererbt" hat, wird auch Guardiola erkannt haben, der sich vielleicht auch mit Lobpreisungen zurückhält, um das Top-Talent nicht zu verheizen. Iheanacho ist enorm stark im Abschluss, was er auch in der aktuellen Spielzeit mehrfach hinterlegte. Neben seinem starken Auftritt gegen die "Red Devils", zeichnete er sich insgesamt für zwei Premier-League- und ein Champions-League-Tor verantwortlich.
Iheanacho besticht außerdem durch seine Vielseitigkeit. Obwohl Pellegrini und Guardiola den Offensivspezialisten zumeist an vorderster Front einsetzten, kann er – dank enormaler Schnelligkeit und herausragender Technik - ebenfalls auf den Außenbahnen spielen.
Dass an Agüero bei City kein Weg vorbeiführt, ist nachvollziehbar. Der Argentinier zeigt sich in überragender Form, scheint von Jahr zu Jahr besser zu werden. Dennoch ist Iheanacho kein Aushilfsknipser oder Lückenfüller. Er ist die erste Option hinter Agüero, der Mann, der als Joker oder Starter immer in der Lage ist seinen Teamkollegen zu ersetzen. Auch, dass beide zusammen auf dem Platz stehen, ist denkbar, um noch mehr Offensivpower zu entfalten.
Macht Iheanacho so weiter, wird es nicht mehr lange dauern, bis sein Trainer auch öffentlich seine Zuneigung bekundet. Die wäre dann immerhin ehrlich.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung