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Jürgen Klopp und der FC Barcelona: Passt das überhaupt zusammen?

Tobias Bach

Update 21/02/2017 um 07:06 GMT+1 Uhr

Jürgen Klopp vom FC Liverpool wird in den spanischen und englischen Medien als Nachfolger von Luis Enrique beim FC Barcelona gehandelt. Nach der 0:4-Schmach bei Paris Saint-Germain liegen bei Barça die Nerven blank. Die Enrique-Ära scheint im Sommer auszulaufen. Doch passt Klopp mit seiner eigenen Mentalität und seinem Spielstil überhaupt ins Star-Team der Katalanen? Pro und Contra.

Fest verbunden: Jürgen Klopp und der FC Liverpool

Fotocredit: SID

Pro:

Klopp kennt Umbruch

Für einen Wechsel von Jürgen Klopp zum FC Barcelona spricht, dass er frischen Wind in den Verein bringen würde. Bei Borussia Dortmund, und nun auch in den ersten Zügen beim FC Liverpool, hat er bewiesen, dass er eine neue Mannschaft aufbauen kann.
Früher oder später braucht Barça frisches Blut. Die Leistungsträger wie der verletzungsanfällige Andrés Iniesta, Javier Mascherano, Gerard Piqué oder Luis Suárez sind alle bereits 30 Jahre oder älter. Auch, wenn ein Suárez noch eine Weile in der absoluten Weltspitze spielen wird. Irgendwann braucht Barça neues Personal.

Der Jugend-Förderer

Passend dazu gilt Klopp als Förderer der Jugend, der Talente gerne einbindet und ihnen Spielpraxis gibt. Aktuelle Beispiele sind die "Reds"-Eigengewächse Ben Woodburn, der Liverpool bei seinem zweiten Einsatz gleich in das Halbfinale des Ligapokals schoss, und Rechtsverteidiger Trent Alexander-Arnold.
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Klopp nimmt Woodburn in den Arm

Fotocredit: Eurosport

In Barcelona haben es in den vergangenen Jahren wenige Spiele aus "La Masia" geschafft, sich bei den Profis zu etablieren. Denis Suárez und Sergi Roberto sind auf einem guten Weg, aber keine Stammspieler. Sturm-Talent Munir El Haddadi (FC Valencia) und Sergi Samper (FC Granada) wurden innerhalb Liga verliehen. Ein Marc Bartra flüchtete zum BVB. Bojan Krkic spielt mittlerweile in Mainz.

Spielweise

Klopp lässt mit den "Reds" am liebsten ein 4-3-3 oder 3-4-3 spielen. In der Offensive setzt er auf das Dreiergespann von Sadio Mané, Roberto Firmino und Philippe Coutinho. Bei Barça würde das Ganze nicht viel anders aussehen. Dort ist die Spielweise mit dem legendären MSN-Sturm um Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar ebenfalls auf drei Angreifer ausgerichtet.
"Gegenpressing-Papst" Klopp dürfte zudem die geringere Anzahl an Spielen in Spanien entgegenkommen. Der kraftraubende Spielstil würde bei Barça wohl nicht so viele Opfer fordern. Schon 2011 schwärmte Klopp über die Katalanen: "Das Gegenpressing, das Barça spielt, ist außergewöhnlich. Was die gegen den Ball veranstalten, ist das Allerbeste."

Contra:

Klopp fühlt sich wohl

Klopp hat sich perfekt auf der Insel eingelebt. Der 49-Jährige wurde von Anfang an mit offenen Armen von den Fans aufgenommen und kommt als "The normal one" mit seinen lockeren Sprüchen positiv bei den Engländern an. Mit diversen Fernsehauftritten und durch sein perfektes Englisch verstärkt er diese Sympathie auch noch.
In Liverpool hat er alles, was er braucht und arbeitet für einen Verein, der perfekt zu ihm zu passen scheint. Daran ändert auch der schwache Januar nichts. Weshalb sollte Klopp das alles aufgeben? Zudem würde ihn der Verein niemals gehen lassen.

Mentalität

Der "Reds"-Coach ist ein Mentalitätsmonster und vergleicht seinen Fußball gerne mit Heavy-Metal-Musik. In Liverpool feiern ihn die Fans dafür, wenn er eine erfolgreiche Grätsche im Mittelfeld wie einen Titel bejubelt. In Barcelona würden ihn die Anhänger nur komisch anschauen. Dort hat die Schönheit des Spiels oberste Priorität. Auch wenn sein Spielsystem zu dem von Barcelona passt: es kommt darauf an, mit welchem Stil man das System ausfüllt.
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Jürgen Klopp in seinem Element

Fotocredit: Imago

Tiki-Taka ist nicht die Welt von Jürgen Klopp. Er lässt nach Ballgewinn gerne schnell nach vorne spielen. Barça legt sich den Gegner in der Regel lieber mit langen Ballstafetten in den eigenen Reihen zurecht. Eine seiner größten Stärken ist die Motivation und sein Umgang mit den Spielern. Aber hat das bei den Weltstars in Barcelona überhaupt eine große Bedeutung? Der Klub ist zu wenig emotional für Klopp.

Philosophie

Klopp war bei Mainz 05 und Borussia Dortmund der große Macher. Unterstützt von Christian Heidel in Mainz, von Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc in Dortmund, konnte er sich seine Mannschaft in beiden Fällen nach eigenen Wünschen und seiner Philosophie aufbauen. Beim FC Liverpool hat er diese Möglichkeit ebenfalls. Bei allen drei Vereinen passte sein Denken zum Verein.
In Barcelona steht hinter dieser Symbiose ein großes Fragezeichen. Die Katalanen haben eine feste eigene Identität und feiern ihren Klub als "Més que un club" (Mehr als ein Verein). Die Spielphilosophie wurde durch Johann Cruyff und Pep Guardiola verfestigt.
Kommt ein Trainer von Außen, muss er sich an diese Philosophie anpassen. Klopp sagte einst dazu: "Wenn man als Trainer nach Barcelona kommt, sagen sie: Vergiss nicht, wir spielen so wie Pep gespielt hat. Das ist der größte Einfluss, den man als Trainer haben kann."

Fazit:

Jürgen Klopp wird nicht zum FC Barcelona wechseln - zumindest nicht in nächster Zeit. Klopp fühlt sich in Liverpool pudelwohl und hat noch einen Vertrag bis 2022. Sein Englisch ist in kürzester Zeit auf ein bemerkenswertes Niveau gestiegen, aber wie sieht es mit Spanisch aus? Katalanisch?
Im September sagte Klopp der "Daily Mail", der größte Unterschied der Primera Division zur Premier League sei, "dass der FC Barcelona 50 Prozent seiner Spiele mit seiner B-Mannschaft spielen könnte. Es gibt Spiele, in denen Messi nur 4,3 Kilometer läuft, aber fünf Tore schießt. Es ist wie eine Erholungseinheit. So etwas gibt es in England in keinem Spiel."
Scheint nicht so, als würde ihn Spanien reizen...
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