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Bukayo Saka macht den "Slippy" Gerrard - Arsenal kämpft gegen Zweifel im Duell mit Manchester City an

Christoph Niederkofler

Update 17/04/2023 um 23:55 GMT+2 Uhr

Das Titelrennen in der Premier League spitzt sich weiter zu. Der FC Arsenal verspielte am Sonntag beim 2:2-Remis gegen West Ham United eine Zwei-Tore-Führung und stieß damit die Tür für Manchester City meilenweit auf. Das Unentschieden gegen die Hammers könnte dabei kaum schicksalhaftere Züge annehmen. Immerhin wandelt Arsenal-Juwel Bukayo Saka auf den Spuren von Steven "Slippy" Gerrard.

Arsenal-Kollaps gegen West Ham: Arteta bemängelt Einstellung

Ungläubig blickte Bukayo Saka in den bewölkten Himmel Londons.
In der 52. Minute hatte der 21-Jährige die Vorentscheidung zum 3:1 auf dem Fuß, doch Saka setzte den Elfmeter deutlich neben den Kasten von West-Ham-Keeper Lukasz Fabianski. Nur zwei Minuten später bestrafte Jarrod Bowen diesen Fehlschuss und stellte auf 2:2. Arsenal war gebrochen - und das Titelrennen in England offener denn je in dieser Saison.
Zwar liegt Manchester City immer noch vier Punkte hinter dem Spitzenreiter aus London, die Skyblues haben jedoch ein Spiel weniger als die Gunners. Darüber hinaus hängt das direkte Duell zwischen Arsenal und ManCity am 26. April (21:00 Uhr im Liveticker) wie ein Damoklesschwert über dem Titeltraum der Hauptstädter. Geht Arsenal auf den letzten Metern tatsächlich die Puste aus?
Nach dem Rückschlag am Sonntagnachmittag scheinen sich jedenfalls die ersten Zweifel im vor wenigen Wochen noch so beeindruckendem Selbstbewusstsein der Londoner einzunisten. Und mit Saka rief ausgerechnet eine Identifikationsfigur des Vereins den bösen Geist einer dramatischen Titelentscheidung herbei.

Wird Saka zu "Slippy" Gerrard?

Der Fehlschuss von Arsenal-Juwel Saka könnte nämlich fatale Folgen haben. Aufgrund der aktuellen Situation hat nicht nur Arsenal den Gewinn der Premier League selbst in der Hand, sondern plötzlich eben auch Manchester City. Ein Sieg im direkten Duell würde City bis auf einen Punkt heranrücken lassen - mit einem weiteren Spiel in der Hinterhand.
Und es dauerte nicht lange, bis die Verbindung hergestellt war. Nach dem vergebenen Sieg über West Ham verglichen zahlreiche Fans Sakas Aussetzer vom Punkt mit einer der tragischsten Titel-Entscheidungen in der Premier-League-Geschichte - Steven Gerrards Ausrutscher in der Schlussphase der Saison 2013/14.
Damals führte Liverpool die Tabelle nach 35 Spieltagen mit fünf Punkten Vorsprung auf den FC Chelsea an, einen weiteren Zähler dahinter lag ManCity. Wie auch heute hielten die Citizens vor neun Jahren bei einem Spiel weniger.
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Steven Gerrard leistete sich in der Saison 2013/14 einen fatalen Fehler

Fotocredit: Getty Images

Am 36. Spieltag empfing Liverpool Chelsea zum Top-Spiel, ein Sieg hätte wohl die sichere Meisterschaft bedeutet. Doch Gerrard verpatzte in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit eine simple Ballannahme, rutschte dabei weg und überließ Stürmer Demba Ba die Kugel. Der ehemalige Hoffenheimer ließ sich nicht zweimal bitten und netzte zum 1:0 ein.
Chelsea entschied das Spiel letztlich 2:0 für sich und öffnete damit auch die Tür für Manchester City. Die Skyblues triumphierten in ihrem Nachholspiel und zogen einen Spieltag später an Liverpool, das sich ein 3:3 bei Crystal Palace leistete, vorbei. Am letzten Spieltag machte City schließlich den Deckel drauf und schnappte sich den Titel mit zwei Punkten Vorsprung - der Mythos von "Slippy" Gerrard war geboren.
Wie so oft im Fußball, kann man Triumph und Misserfolg nicht an einer einzigen Szene festmachen. Zwar ist Saka bei seinem Elfmeter nicht ausgerutscht, die Ähnlichkeit zum Gerrard-Debakel sind wegen der möglichen Folgen aber nur allzu frappierend. Sollte Arsenal die erste Meisterschaft seit der Saison 2003/04 tatsächlich noch aus der Hand geben, dürfte Saka ein unrühmlicher Eintrag in die Geschichte blühen - und City erneut zum Nutznießer einer dramatischen Schlüsselszene werden.

Arsenal fehlt die Rücksichtslosigkeit

Dieses Gedankenspiel bleibt aber vorerst, was es ist: ein Gedankenspiel. Immerhin hat Arsenal noch sieben Spiele vor sich und kann weiterhin die magische 90-Punkte-Marke knacken. Für die Gunners geht es nun in erster Linie darum, den Dämpfer gegen West Ham möglichst schnell zu vergessen. Das weiß auch Arsenals ehemaliger Innenverteidiger Matthew Upson.
"Das Wichtigste für sie ist jetzt, dass sie sich nicht vom Zweifel an der eigenen Leistung anstecken lassen", erklärte der heutige "BBC"-Experte. "Sie befinden sich immer noch in einer großartigen Position - man muss diese Mentalität beibehalten, man muss weiter an sich glauben. Das ist die Aufgabe für Arsenal im Moment."
Die Tatsache, dass Arsenal erneut eine Zwei-Tore-Führung verspielt hat, sei laut Upson besonders besorgniserregend. Den Gunners habe "die Rücksichtslosigkeit" gefehlt, um den Sieg einzufahren. "Es sind einfach kleine Entscheidungen, die eine große Wirkung haben", so der 43-Jährige.
Bereits vor einer Woche lag die Truppe von Coach Mikel Arteta gegen Liverpool 2:0 vorne, musste sich letztlich aber mit einem 2:2 zufriedengeben. Arsenal ist damit übrigens erst die fünfte Mannschaft der Premier-League-Geschichte, welche in zwei aufeinanderfolgenden Spielen eine solche Führung verspielt.
Mit ManCity habe Arsenal einen Konkurrenten im Nacken sitzen, der derartige Ausrutscher bestrafen kann. "Arsenal kämpft gegen eine Mannschaft, die einen unerbittlich jagt", unterstrich Upson. "Die Spieler werden enttäuscht sein. Aber das ist der Standard, den sie selbst gesetzt haben."

Arteta und Ödegaard lassen sich nicht einschüchtern

In London will man vom drohenden Ärger aus Manchester nichts wissen, geschweige denn einen möglichen Totalschaden der Mannschaft herbeireden.
"Wir dürfen nicht vergessen, dass wir immer noch an der Tabellenspitze stehen und alles selbst in der Hand haben", gab Spielmacher Martin Ödegaard gegenüber "Sky Sports" zu Protokoll. "Wir müssen die gleiche Mentalität an den Tag legen und sicherstellen, dass wir das nächste Spiel gewinnen."
Arteta pflichtete seinem norwegischen Schützling bei und sprach von einer unerwünschten Achterbahnfahrt, in die sich Arsenal am Samstag verirrt habe. "Wir haben ihnen Hoffnung gemacht. Dann gerieten wir in eine Achterbahnfahrt", bemängelte der spanische Übungsleiter. "Davon sind wir nie weggekommen."
Die Luft an der Tabellenspitze sei laut Arteta nicht unbedingt dünner geworden. "Ich weiß nicht, wie es vor ein paar Monaten war. Wir können das nicht kontrollieren."
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Mikel Arteta glaubt weiterhin an seine Mannschaft

Fotocredit: Getty Images

Auch nach dem Rückschlag gegen West Ham bleibt die Marschroute bei Arsenal klar. In den kommenden sieben Wochen wird weiter am Titel-Coup gefeilt, die Zügel sollen in dieser entscheidenden Phase nicht aus der Hand gegeben werden.
Einen bedeutenden Vorteil haben die Gunners gegenüber ihren Verfolgern jedenfalls. Die Citizens tanzen nämlich auf drei Hochzeiten, kommen dank Liga, Champions League und FA Cup auf noch mindestens zehn Partien. Arsenal muss sich hingegen nur noch in der Premier League beweisen, ist dort noch insgesamt siebenmal gefordert.
Sieben Spiele für die Ewigkeit. Sieben Spiele, um sich für die harte Arbeit der letzten Jahre zu belohnen - und um Saka vor einem möglichen Gerrard-Fluch zu bewahren.
Bestenfalls bereits am 26. April bei Manchester City.
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