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FC Chelsea - Guardiola-Mitleid und Tuchel-Gesang: Warum die Blues in Schieflage gerieten

Dennis Melzer

Update 10/01/2023 um 07:58 GMT+1 Uhr

Beim FC Chelsea geht die sportliche Talfahrt weiter. In der dritten FA-Cup-Runde wurden die Blues von Manchester City mit einer 0:4-Packung abgewatscht. Die Fans scheinen bereits nach wenigen Monaten genug von Neu-Trainer Graham Potter zu haben. Entsprechend schallte der Name seines Vorgängers durchs Stadion. Den größten Zuspruch gab es ausgerechnet vom gegnerischen Trainer.

Fans feiern Tuchel: Chelsea-Coach Potter reagiert nach Klatsche

Die mitgereisten Fans nahmen die erneut schwache Leistung ihres FC Chelsea mit einer ordentlichen Portion Galgenhumor.
"We've got super Tommy Tuchel", schallte es im Etihad Stadium zu Manchester aus knapp 7000 Kehlen, während die Hausherren, bei denen die beiden großen Stars Kevin De Bruyne und Erling Haaland fehlten, die Blues auf dem Rasen demontierten und mit einer 0:4-Packung zurück in die Hauptstadt schickten.
Eine Hommage an Thomas Tuchel, den ehemaligen Trainer, denjenigen, der Chelsea 2021 völlig überraschend zum Champions-League-Titel geführt hatte. Denjenigen, der nur ein Jahr später ebenso überraschend vom neuen Klubbesitzer Todd Boehly vor die Türe gesetzt worden war.
Boehly holte Graham Potter, der seinerzeit erfolgreich mit Brighton & Hove Albion in die Saison gestartet war. Potters Dienste ließ Chelsea sich übereinstimmenden Medienberichten zufolge rund 15 Millionen Euro kosten.

Nur ein Sieg aus den vergangenen acht Ligaspielen

Nach einem verheißungsvollen Start (neun Pflichtspiele ohne Niederlage, d. Red.), geriet Potter zuletzt sowohl medial als auch beim eigenen Anhang mehr und mehr in die Kritik. Der Grund: Die Blues haben das Siegen verlernt – von den vergangenen acht Ligaspielen wurde lediglich eines gewonnen (drei Remis, vier Niederlagen).
Doch nicht nur Potter fiel in Ungnade, auch Boehly wurde in Manchester nicht sonderlich subtil angezählt. Neben Tuchel besangen die Fans nämlich auch den langjährigen Boss Roman Abramowitsch. Unter dem russischen Oligarchen, der Chelsea aufgrund des Angriffs seines Heimatlandes auf die Ukraine verkaufen musste, gewannen die Blues zwischen 2003 und Februar 2022 zweimal die Königsklasse und fünfmal die englische Meisterschaft.

Potter: "Wir verstehen den Frust"

"Wir verstehen ihren Frust, wir respektieren das", sagte Potter nach der Niederlage mit Blick auf die Fan-Gesänge. Er ergänzte: "Aber wir müssen weiter arbeiten. Es gibt immer andere Meinungen, auch negative, wenn die Ergebnisse nicht stimmen."
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Graham Potter (l./FC Chelsea) und Pep Guardiola (Manchester City)

Fotocredit: Getty Images

Unterstützung, die beinahe in Mitleid umschwang, erhielt der 47-Jährige ausgerechnet von Trainer-Kollege Pep Guardiola. "Ich würde Todd Boehly raten, dass er ihm Zeit geben sollte", erklärte der Katalane. Guardiola schob nach: "Ich weiß, dass für große Klubs Ergebnisse wichtig sind. Das, was Graham bei Brighton gemacht hat, war hervorragend. Wenn wir auf diesem Niveau sind, ist es weder für Graham und Chelsea noch für irgendein anderes Team einfach."
Dass er selbst zu Beginn seiner Karriere beim FC Barcelona nur wenig Anlaufzeit benötigte, begründete Guardiola mit einem Namen. "Ich hatte Lionel Messi in der ersten Saison. Weil er da war, brauchte ich keine zwei Jahre", so Guardiola.

Auch Havertz mit Kritik konfrontiert

Auf einen Spieler von Messis Format kann Potter zwar nicht zurückgreifen, sein Team verfügt dennoch nominell über enorme Qualität. Jedoch bringen die Chelsea-Stars ebenjene Fertigkeiten dieser Tage nicht auf den Platz. Auch Kai Havertz, 2021 entscheidender Torschütze beim Triumph im Königsklassen-Finale, durchschreitet nach der enttäuschenden WM ein sportliches Tal.
Im Duell mit den Citizens verursachte der gebürtige Aachener einen kuriosen Elfmeter. Nach einem Eckball hatte Havertz die Kugel mit ausgestrecktem Arm aus dem Strafraum gefaustet. "Was Havertz da macht, ist lächerlich. Ich meine, was denkt er sich dabei", schimpfte der ehemalige Nationalspieler Dean Ashton bei "talkSPORT".
Zudem bemängelte Ashton beim deutschen Nationalspieler "fehlende Aggressivität". Auch der früherere Chelsea-Profi Frank Leboeuf schoss sich auf Havertz ein: "Die Spieler, die die Achse formen, sind beschämend. Ich weiß nicht, was Kai Havertz macht", sagte er bei "ESPN". Potter wechselte Havertz bereits in der Halbzeit aus, den Strafstoß bezeichnete der Übungsleiter im Nachgang der Partie als "seltsam".

Chelsea mit Verletzungssorgen

Zur Wahrheit gehört bei aller berechtigten Kritik auch, dass Chelsea derzeit mit enormen Verletzungssorgen zu kämpfen hat. Christian Pulisic und Raheem Sterling zogen sich in der vergangenen Woche Verletzungen zu, zuletzt musste auch Pierre-Emerick Aubameyang (Rückenprobleme) passen. Schon länger fehlen wichtige Säulen wie Reece James, N'Golo Kanté, Ben Chilwell, Wesley Fofana oder Ruben Loftus-Cheek.
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Christian Pulisic verletzte sich zuletzt

Fotocredit: Getty Images

"Es gibt einige Herausforderungen, wir sind in der Premier League in einer schwierigen Lage. Es gab bei Chelsea eine massiven Umbruch", sagte Potter bezüglich des Besitzerwechsels. Die vielen Verletzungen machten die Situation "nicht einfacher."
Er sei sich bewusst, dass er bessere Ergebnisse liefern muss. Platz zehn in Englands Beletage nach 17 Spielen und ein Rückstand von zehn Punkten auf einen Champions-League-Rang sind für einen Klub mit derart hohen Ansprüchen desolat. Dennoch ist sich Potter sicher, dass er fest im Sattel sitzt.

"Ich habe die volle Unterstützung"

"Ich weiß um die Verantwortung, die wir hier haben. Ich weiß aber auch um meine Qualitäten. Ich habe hier die volle Unterstützung der Eigentümer, der Spieler und der Mitarbeiter", so Potter abschließend.
Damit sich daran nichts ändert, sollte schnellstmöglich die Wende gelingen. Sonst dürfte Tuchels Schatten noch deutlich länger über dem Stadion an der Stamford Bridge liegen.
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