FC Chelsea spielt remis in hitzigem Duell gegen Tottenham - Thomas Tuchel und Antonio Conte sehen Rot

Nach zögerlichem Beginn wurde Chelsea mit zunehmender Spieldauer immer spielbestimmender. Die so hoch gelobte Gäste-Offensive rund um Heung-Min Son und Harry Kane hingegen war völlig abgemeldet.

Stattdessen zeigten die Hausherren teilweise Hochgeschwindigkeitsfußball in Reinkultur: N’Golo Kanté steckte rechts im Strafraum durch zu Raheem Sterling, der wiederum per Hacke ablegte für Kai Havertz. Der Schuss des deutschen Nationalspielers aus acht Metern halbrechts wurde von Hugo Lloris im Tottenham-Tor gerade noch entschärft (19.).

Bei der anschließenden Ecke war der französische Keeper allerdings machtlos: Neuzugang Marc Cucurella trat den Standard von der linken Seite an den zweiten Pfosten, wo der ebenfalls neu zu Chelsea gewechselte Kalidou Koulibaly völlig freistehend aus zehn Metern wuchtig per Direktabnahme ins rechte Eck traf (19.).

Die Mannschaft von Antonio Conte zeigte sich beeindruckt - phasenweise spielten ausschließlich die Blues von Thomas Tuchel. Allerdings verpasste Mason Mount mit einem Schlenzer aus 15 Metern das mögliche 2:0 (37.).

Kurz vor der Halbzeit sprang dann auch noch Ruben Loftus-Cheek fünf Meter vor dem Tor an einer Halbfeld-Flanke von Jorginho vorbei – sonst wäre es noch einmal richtig gefährlich geworden (44.).

Tottenham musste nun liefern und kam im zweiten Durchgang direkt zu einer ersten Möglichkeit. Nach Zuspiel von Kane tauchte Son links im Strafraum durch, sein Abschluss aus spitzem Winkel wurde allerdings von Edouard Mendy entschärft (46.).

Anschließend übernahm Chelsea allerdings wieder die Kontrolle. So hatte Raheem Sterling nach einer gespielten Stunde das 2:0 auf dem Fuß, zielte nach Vorarbeit von Loftus-Cheek aus sieben Metern aber drüber (61.).

Im direkten Gegenzug hatte dann Kane die Möglichkeit zum Ausgleich, völlig freistehend vor Mendy traf der Stürmer die Kugel allerdings nicht richtig und zielte links vorbei (61.).

Wenig später lag der Ball dann aber doch im Tor der Hausherren. Pierre-Emil Höjbjerg nutzte einen Ballverlust von Jorginho im eigenen Sechzehner aus und traf aus 18 Metern mit rechts ins linke untere Toreck (68.). Der Treffer wurde allerdings heiß diskutiert: Nur kurz zuvor wurde ein klares Foul von Rodrigo Bentancur an Kai Havertz in der Hälfte der Gäste nicht geahndet, umso verärgerter reagierte der FC Chelsea auf den Ausgleichstreffer.

Nach langen Diskussionen ging es schließlich weiter – und Chelsea drückte nun auf den Siegtreffer. So verpasste Kai Havertz nach maßgenauer Flanke von Reece James aus fünf Metern das 2:1 (75.). Aber nur zwei Minuten später machte es James selbst besser.

Nach Ballgewinn in Tottenhams Hälfte ging es über Kanté und Sterling nach rechts zum mitaufgerückten James, der den Ball aus zehn Metern völlig freistehend in die Maschen drückte (77.).

In der Schlussphase verpassten die Hausherren dann sogar noch den dritten Treffer. Mount zielte aus zwölf Metern nur Zentimeter links vorbei (85.). Und so kam es tatsächlich, wie es kommen musste. Bei einer Ecke spät in der Nachspielzeit erzielte Harry Kane per Kopf den glücklichen Ausgleich für Tottenham (90.+6).

Dieser Treffer in buchstäblich letzter Minute ließ nach Abpfiff die Emotionen hochkochen. So gerieten Thomas Tuchel und Antonio Conte beim Handshake aneinander – es entwickelte sich ein regelrechtes Gerangel, bei dem der Unparteiische Anthony Taylor beide Cheftrainer mit Rot bedachte. Es war das unrühmliche Ende dieser aufregenden Partie.

Thomas Tuchel (Trainer FC Chelsea): "Ich dachte, wenn wir uns die Hände schütteln, schaut man sich in die Augen, er hatte eine andere Meinung. Es war nicht nötig, aber vieles war nicht nötig. Fußball ist eine emotionale Angelegenheit. Wir müssen ihn nicht aufheizen. Man hat emotionale Trainer an der Seitenlinie und das war's. Die Rote Karte für beide Trainer ist auch eine Fehlentscheidung. So wie vieles in diesem Spiel. Es gab ein klares Foul an Kai Havertz und die Situation geht immer weiter. Richarlison stand im Abseits und seit wann kann man auf einem Fußballplatz an den Haaren ziehen? Wir haben 90 Minuten lang dominiert. Wir waren scharf, wir waren hungrig, es war eine Top-Leistung. Es tut mir für alle meine Spieler leid, dass wir nicht das Ergebnis bekommen haben, das wir verdient hätten."

Antonio Conte (Trainer Tottenham Hotspur): "Ich bin der Meinung, dass es besser ist, über das Spiel zu sprechen. Es war ein schwieriges Spiel für beide Mannschaften und wir versuchen in jedem Spiel, konkurrenzfähig zu sein. Chelsea hat gezeigt, dass sie eine wirklich gute Mannschaft sind. Im Vergleich zur letzten Saison haben wir uns verbessert, aber wenn wir Chelsea Probleme bereiten wollen, müssen wir besser sein. Ich möchte mich nicht zur Situation äußern, das ist nicht das Wichtigste. Wenn es ein Problem gibt, ist das eine Sache zwischen mir und ihm. Es ist normal, hierher zu kommen und zu leiden, aber gleichzeitig haben wir Chancen kreiert, um im Spiel zu bleiben."

Reece James (FC Chelsea): "Ich denke, wir hätten das Spiel gewinnen müssen. Es gab zwei umstrittene Tore für sie. Ich denke, die Schiedsrichter und der vierte Offizielle müssen sich das noch einmal anschauen. Es ist frustrierend für uns, wenn man das Spiel verdient gewonnen hat. Ich weiß nicht, was sie gesehen haben, aber wir müssen das Positive aus dem Spiel mitnehmen. Wir haben sie das ganze Spiel über beherrscht. Ich liebe es, Tore zu schießen, und ich war in der richtigen Position. Ich helfe dem Team einfach so gut ich kann."

Harry Kane (Tottenham Hotspur): "Wir wussten, dass es ein harter Kampf wird. IN der ersten Halbzeit waren wir überhaupt nicht im Spiel, im zweiten Durchgang haben wir dann umgestellt und sind besser reingekommen. Am Ende bin ich einfach froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte."

Premier League goes MMA?

Schon nach dem 1:1-Ausgleich in der 68. Minute eskalierte die Situation zwischen den beiden Cheftrainern erstmals. Anlass war ein nicht geahndetes Foul an Kai Havertz, das dem Ausgleichstreffer vorausging. In der Folge schaukelten sich die beiden Bänke gegenseitig immer höher, bis es schließlich nach Abpfiff so völlig eskalierte. Beim Handshake gerieten die beiden dann vollends aneinander: Tuchel packte die Hand seines Gegenübers so fest, dass dieser sich kaum befreien konnte. Die Folge: Beide Cheftrainer sahen die Rote Karte und werden die nächsten Spiele ihrer Teams definitiv verpassen.

Seit nun acht Premier League-Partien wartet Tottenham auf einen Sieg gegen Chelsea. Daran änderte nun auch der späte Ausgleich nichts.