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FC Liverpool wieder Meister-Kandidat: Herr der Ringe Jürgen Klopp küsst Mohamed Salah und Co. wach

Dennis Melzer

Update 04/01/2024 um 12:14 GMT+1 Uhr

Der FC Liverpool ist nach einer schwachen Vorsaison wieder im Kreise der ganz Großen in England angekommen, nach 20 Spieltagen grüßen die Reds von der Tabellenspitze. Die Entwicklung der Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp zeigt, dass das Feuer rund um den deutschen Übungsleiter auch nach über acht Jahren noch nicht erloschen ist. Im Januar 2024 drohen allerdings Komplikationen.

Jürgen Klopp

Fotocredit: Imago

Mit einem Mal war Jürgen Klopps breites Grinsen weggewischt, ein Hauch von Panik huschte über das Gesicht des Liverpool-Trainers.
Besorgten Blickes suchte er am Montagabend den Rasen an der Anfield Road ab, der kurz zuvor noch als Bühne für seine glänzend aufgelegte Mannschaft gedient hatte. Glänzend war auch der Grund der Klopp'schen Angst – der 56-Jährige hatte während der Jubel-Runde seinen Ehering verloren.
In seiner Not bat er einen Ordner, ihn doch bitte bei der Suche nach dem abhandengekommenen Schatz zu unterstützen, nur wenige Augenblicke später war die Erleichterung groß: Ein Kameramann hatte den Ring entdeckt und Klopp schaltete nach einem kurzen Küsschen auf den Ring zurück in den Gute-Laune-Modus.
Eigentlich mache er sich gar nicht viel aus Schmuckstücken, gab Klopp zu verstehen. Aber ohne seinen Ehering könne er nicht leben. Dementsprechend gab er dem Finder auch ein besonderes Versprechen. Der Kameramann dürfe fortan immer sein Gesicht filmen, stellte Klopp in Aussicht.

Liverpool deklassiert Newcastle

Eine launige Randgeschichte, die einen rundum gelungenen Abend abrundete. Liverpool hatte Newcastle United nach allen Regeln der Kunst dominiert, das Endergebnis (4:2) spiegelte dabei nicht ansatzweise wider, wie groß die Dominanz war. Vielmehr lieferten die Zahlen Aufschluss: 34:5 Torschüsse und ein schier unglaublicher Expected-Goals-Rekordwert von 7,11 (zum Vergleich: Newcastle kam auf 0,6) sprachen letztlich Bände.
"Ich muss mir solche Zahlen gar nicht erst anschauen", sagte Klopp mit Blick auf die erstaunliche Statistik. "Ich habe das schon im Spiel gesehen, das war wirklich außergewöhnlich." Neben Newcastle-Torhüter Martin Dubravka, den Klopp besonders lobte, habe die fehlende Kaltschnäuzigkeit dafür gesorgt, dass die Begegnung nicht deutlicher gewonnen wurde. Aber: "Wir haben nie aufgehört und das ist das Wichtigste überhaupt", freute sich der ehemalige BVB-Übungsleiter.
Mit dem imposanten Auftritt festigte Liverpool mit nun 45 Zählern nach 20 Spieltagen seinen Platz an der Tabellenspitze und hielt die Verfolger Aston Villa (42) und Manchester City (40 bei einem Spiel weniger) auf Distanz. Eine Entwicklung, die man dem Team angesichts der enttäuschenden Vorsaison (nur Platz 5) nicht unbedingt zugetraut hatte. Seinerzeit war vom verflixten siebten Jahr für Klopp die Rede, auch Spekulationen, dass das Feuer zwischen Mannschaft und Coach erloschen sein könnte, hielten sich medial hartnäckig.

Klopp strukturiert um - mit Erfolg

Klopp strafte die Kritiker Lügen und greift plötzlich nach der zweiten Meisterschaft unter seiner Ägide. Doch wie kam es zu der positiven Wende?
Neil Jones, seines Zeichens langjähriger LFC-Reporter beim "Liverpool Echo" und "Goal", liefert im Gespräch mit Eurosport Erklärungsansätze: "Die Saat wurde schon am Ende der vergangenen Spielzeit, nach dem 1:4 gegen Manchester City, gelegt", sagt Jones und schiebt nach: "Damals hat Klopp umgestaltet. Curtis Jones sollte für taktisches Gleichgewicht im Mittelfeld sorgen und Trent Alexander-Arnold schaffte in seiner neuen Hybrid-Rolle als Rechtsverteidiger und verkappte Sechs Überzahl im Zentrum."
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Dominik Szoboszlai feiert seinen Premierentreffer für den FC Liverpool gegen Aston Villa

Fotocredit: Getty Images

Besagtes Duo sei Jones zufolge "maßgeblich" daran beteiligt gewesen, dass Liverpool die Saison mit elf ungeschlagenen Partien immerhin noch einigermaßen versöhnlich beendete. Neben der Umstellung trugen auch die Transfers im vergangenen Sommer reichlich Früchte. Insbesondere die beiden Mittelfeldspieler Dominik Szoboszlai (RB Leipzig) und Weltmeister Alexis Mac Allister (Brighton and Hove Albion) schlugen sofort ein.
Auch Wataru Endo vom VfB Stuttgart entpuppt sich auf der Sechs immer mehr als echter Glücksgriff, der Japaner stand zuletzt viermal in Folge in der Startelf und erhielt beispielsweise nach dem spektakulären 4:3-Sieg über den FC Fulham Anfang Dezember ein Sonderlob von Klopp: "Was für ein Junge und was für ein Spieler", schwärmte der Trainer.

Salah on fire

Darüber hinaus kann sich Klopp dieser Tage auch auf Altbewährtes verlassen. Mohamed Salah präsentiert sich beispielsweise in bestechender Form, gegen Newcastle steuerte er nicht nur seine Premier-League-Tore 150 und 151 (Saisontreffer 13 und 14) im Liverpool-Dress, sondern auch eine sehenswerte Vorlage bei.
"Niemand sollte überrascht davon sein, dass Mo ein Spiel verändern oder sich während eines Spiels steigern kann, denn das hat er schon hunderte Male getan", lobte Klopp, der nun allerdings vor einem Problem steht, muss er doch in den kommenden Wochen auf seine "Tormaschine" verzichten.
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Mohamed Salah

Fotocredit: Getty Images

"Ägyptens König" Salah reist mit seiner Nationalmannschaft zum Afrika Cup an die Elfenbeinküste (13. Januar bis 11. Februar) und könnte Liverpool bei einem positiven Verlauf für den Rekordsieger bis zu acht Pflichtspiele fehlen. "Ich bin mir sicher, dass sie es auch ohne mich hinkriegen, Spiele zu gewinnen. Wir haben genug Spieler, die auf meiner Position spielen können", gab Salah vor seiner Abreise zu Protokoll.

Van Dijk glänzt wieder

Tatsächlich hat Klopp in der Offensive reichlich Qualität im Kader, dennoch bricht mit Salah freilich eine riesige Stütze weg. Apropos Stütze: Virgil van Dijk, in der Vorsaison nicht immer stabil, hat in eindrucksvoller Manier zurück zu alter Stärke gefunden und zeichnet neben Torhüter Alisson Becker hauptverantwortlich dafür, dass Liverpool mit nur 18 Gegentreffern die beste Defensive der Liga stellt.
"In der vergangenen Saison war die Restverteidigung bei Kontern ein großes Problem", sagt Liverpool-Experte Jones: "In dieser Spielzeit presst Liverpool auch dank der Neuzugänge besser im Kollektiv. Sie reagieren viel geschlossener, wenn sie den Ball verlieren und das bringt der letzten Linie um van Dijk mehr Ruhe." Jones ergänzt: "Van Dijk macht generell den Unterschied. Die Art und Weise und mit welch großer Ruhe er die Kette organisiert, ist wirklich beeindruckend."
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Mischung macht es also aktuell bei Liverpool. Auch der Umstand, dass Klopp trotz der mäßigen Spielzeit 2022/23 niemals auch nur ansatzweise zur Debatte stand, zahlt sich aus. Seine Mannschaft folgt ihm, das ist augenscheinlich.
Der Herr der Ringe, beziehungsweise des Eherings, hat noch längst nicht genug.
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