Jürgen Klopp erklärt Liverpool-Abschied - so lief die Pressekonferenz: Entscheidung torpediert Saison nicht

Es war eine Nachricht, die am Freitagvormittag völlig aus dem Nichts kam: Jürgen Klopp wird seinen Vertrag bis 2026 beim FC Liverpool nicht erfüllen und am Saisonende als Trainer der Reds aufhören.

"Mir geht die Energie aus. Ich wusste schon länger, dass ich es irgendwann ankündigen muss. Ich weiß, dass ich den Job nicht immer und immer wieder machen kann", sagte der 56-Jährige in einem Video, das die Reds am Freitag veröffentlichte.

Klopp ergänzte: "Ich kann verstehen, dass es für viele Menschen in diesem Moment ein Schock ist, wenn man es zum ersten Mal hört."

Er sollte Recht behalten. Als beispielsweise Bayern-Trainer Thomas Tuchel mit dem Klopp-Aus konfrontiert wurde, sagte er: "Das ist eine Hammer-Meldung. Das muss ich erst einmal verdauen."

Nach einer guten halben Stunde bedankt sich Klopp für die zahlreichen Fragen und verabschiedet sich von den Journalisten. Dem schließe ich mich an und bedanke mich für's Mitlesen. Auf Eurosport.de findet Ihr weitere News und Videos zum Abschied von Klopp. Vielen Dank und bis zum nächsten Mal!

"Ich werde eine Pause einlegen, die Jungs sind aber frei - und bereit", so Klopp über sein Trainerteam. Er sei überaus dankbar für ihre Unterstützung und werde sie in den kommenden Monaten und Jahren verfolgen und unterstützen, sofern es ihm möglich ist.

Vor seinem Amtsantritt habe sich Klopp nicht vorstellen können, was er erleben würde. "Das was wir erreicht haben, ist beeindruckend. Die Art und Weise, wie die Leute hier mit Problemen umgehen, ist vorbildlich", schwärmt er. Bis zum letzten Tag der Saison werde er alles geben - "zu 100 Prozent".

Angesprochen auf die Tatsache, dass Sir Alex Ferguson einst von seinem Rücktritt zurückgetreten war und doch noch weitergemacht hatte, reagiert Klopp: "Nein." Eine Umentscheidung sei für ihn ausgeschlossen. "Es ist ein guter Moment, das Amt an jemand anderes weiterzugeben. Das Letzte, was sie hier brauchen, ist ein Ratschlag des alten Mannes, der rausgeht und sagt: Übrigens, nehmt den."

Als Klopp vor knapp neun Jahren in Liverpool ankam, sei er ein "Normal Guy" gewesen - und auch heute noch fühlt er sich so. In diesem gesamten Zeitraum feierte die Mannschaft große Siege, doch musste auch schmerzhafte Niederlagen hinnehmen. Das alles habe wohl auch zu seiner Entscheidung beigetragen. Darüber hinaus verlieh er seinem vorangegangenen Versprechen Nachdruck: "Kein anderer englischer Verein jemals" werde in den Genuss von Klopps Qualitäten als Trainer kommen. "Auch dann nicht, wenn ich nichts mehr zu essen habe. Aber auch das wird - Liverpool sei Dank - nicht passieren."

Angesprochen auf die Vorbereitung im vergangenen Jahr, meint Klopp: "Es war ein schwieriger Sommer." Die Enttäuschungen der vorangegangene Saison, die Transferplanungen oder auch taktische Herausforderungen - die Zeit war belastend. "Das ist nichts gegen euch", richtet sich Klopp kurz an die Journalisten. "Aber es gibt so viele Dinge in diesem Job, die man machen muss und ich mir dabei denke: 'Schon wieder?'" Als er seinen Vertrag bis 2026 unterschrieben hatte, habe er nie daran gezweifelt, diesen zu erfüllen. Doch seine Reserven seine nicht endlos - und nun musste er eingreifen.

Klopp wirkt äußerst gefasst - ein weiteres Indiz dafür, dass die Entscheidung mit vollster Überzeugung getroffen wurde. In Liverpool sei in den achteineinhalb Jahren ein unglaubliches Konstrukt geschaffen worden. "Und deswegen kann ich jetzt gehen", unterstreicht Klopp.

Liverpool spielt nach wie vor um vier Titel - inwiefern wirkt sich Klopps Zukunftsentscheidung auf die Performance aus? "Es ist nur eine Ankündigung", habe Klopp seinen Spielern erklärt. Die Situation sei nicht mit einem plötzlichen Rauswurf zu vergleichen, Klopp sei nach wie vor mit ganzem Herzen dabei. "Destabilisierung kommt immer von außen", führt Klopp weiter aus und hebt hervor, dass Spieler und Trainer womöglich noch enger zusammenwachsen könnten. Ein Leistungseinbruch würde nur geschehen, wenn man es zulässt - und das hat man in Liverpool nicht vor.

Als er die Entscheidung getroffen hatte, verspürte Klopp eine gewisse Erleichterung. "Heute sind die Emotionen aber etwas gemischt." Besonders das Gespräch mit seinen Spielern stand im Fokus, über die Reaktion seiner Schützlinge zeigte sich der Reds-Coach erfreut. "Ihre Reaktion war top", schildert er. Nach achteinhalb gemeinsamen Jahren sei es die richtige Art und Weise gewesen, der Verein braucht laut Klopp genügend Zeit, um sich neu zu orientieren.

Die Pressekonferenz beginnt mit einer kleinen Verspätung. Liverpool nimmt Platz - und wird direkt mit der ersten Frage nach seinem Abschied konfrontiert. "Man muss in diesem Job immer Höchstleistung bringen", beginnt der 56-Jährige. "Und ich mache das schon seit 24 Jahren." Nun habe Klopp aber gemerkt, dass seine Ressourcen nicht unerschöpflich sind. "Wir sind einfach keine jungen Hasen mehr", bediente er sich einer Metapher. Sein Rücktritt sei daher nur die logische Konsequenz.

Ein Karriereende will Klopp zum aktuellen Zeitpunkt nicht ausschließen. "Wenn man mich fragt, ob ich jemals wieder als Trainer arbeiten werde, würde ich jetzt Nein sagen. Aber ich weiß ja nicht, wie sich das anfühlt", sagte der ehemalige Dortmunder. Er werde mindestens ein Jahr lang "keinen Verein und keine Nationalmannschaft" übernehmen. Darüber hinaus ließ es sich zu einem Versprechen hinreißen. Klopp werde "nie, nie wieder einen anderen Klub in England trainieren, zu 100 Prozent. Das ist doch nicht möglich. Meine Liebe zu diesem Verein, mein Respekt vor den Menschen ist zu groß. Das könnte ich nicht."

Der Zeitpunkt der Bekanntgabe von Klopps anstehendem Abschied hatte die Fußballwelt durchaus überrascht. Aktuell tanzen die Reds noch auf vier Hochzeiten, sowohl in der Premier League als auch in FA Cup, League Cup und Europa League rechnet sich Liverpool zurecht Chancen aus. Klopp selbst weiß um den ungewöhnlichen Moment. "In einer idealen Welt hätte ich bis zum Ende der Saison zu niemandem etwas gesagt, alles gewonnen und mich dann verabschiedet. Das ist aber nicht möglich", erklärte er im Statement des Vereins. "Der Verein braucht Zeit."

Herzlich willkommen zur Pressekonferenz des FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp. Ab 16:00 Uhr MESZ wird der gebürtige Stuttgarter erklären, warum er die Reds trotz eines langfristigen Vertrags bereits im Sommer verlässt. Christoph Niederkofler wird die PK live im Ticker begleiten.