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Protest gegen Rassismus in der Serie A: Sulley Muntari verlässt Spielfeld

Florian Bogner

Update 01/05/2017 um 10:25 GMT+2 Uhr

Sulley Muntari von Delfino Pescara hat im Serie-A-Spiel gegen Cagliari Calcio (0:1) ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt, in dem er das Feld aus Protest noch während des laufenden Spiels verließ. Der Ghanaer hatte sich laut italienischen Medien über die Schmährufe erst bei Schiedsrichter Daniele Minelli beschwert und war dann vom Platz gegangen.

Sulley Muntari a entendu des cris racistes lors de Cagliari-Pescara

Fotocredit: Getty Images

Erneuter Rassismus-Zwischenfall in der Serie A: Beim Spiel des nun endgültig als ersten Absteiger feststehenden Delfino Pescara gegen Cagliari Calcio (0:1) verließ Delfino-Profi Sulley Muntari in der 89. Minute den Platz, nachdem er rassistisch beleidigt wurde.
"Die Fans haben Unrecht getan und der Schiedsrichter hätte etwas anderes machen müssen, als mich zu beschuldigen", sagte Muntari:
Ich bin sicher, wenn Spiele gestoppt werden, dann passieren diese Dinge nicht mehr.

Muntari verlässt Spielfeld nach Beleidigungen

Was war passiert?
In der 88. Minute sah man Muntari während einer Spielunterbrechung lebhaft mit Schiedsrichter Daniele Minelli diskutieren - der Ghanaer fühlte sich aus dem Zuschauerbereich des Stadio Sant'Elia rassistisch beleidigt. Medienberichten zufolge waren rassistische Äußerungen gegenüber Muntari während des gesamten Spiels zu hören gewesen.
Zwei Cagliari-Spieler kamen hinzu; der offensichtlich aufgebrachte Muntari stieß einen der beiden Gegenspieler weg und deutete immer wieder auf die Zuschauerränge. Als das Spiel schon wieder weiter lief, setzte Muntari seinen Protest beim Linienrichter fort, wurde aber von diesem ignoriert.
Daraufhin verließ Muntari das Spielfeld, um Fans zu konfrontieren.
Als er sich kurz vor Ablauf der 90. Minute unter gellenden Pfiffen der Zuschauer erneut an Minelli wandte, zeigte ihm der Schiedsrichter Gelb, weil er das Spielfeld verlassen hatte.
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Sulley Muntari of Pescara react during the Serie A match between Cagliari Calcio and Pescara Calcio at Stadio Sant'Elia on April 30, 2017 in Cagliari, Italy.

Fotocredit: Getty Images

Ein Junge als Auslöser des Eklats

Medienberichte, wonach Minelli Muntari für das Verlassen des Feldes auch noch die Gelb-Rote Karte zeigte, bestätigten sich nicht. Im offiziellen Spielbericht ist eine zweite Gelbe Karte gegen den Spieler nicht vermerkt.
Muntari erklärte hinterher, er sei vor allem von einem Jungen permanent rassistisch beleidigt worden. Diesem zeigte er während seines Protest auch seinen linken Unterarm, schlug sich immer wieder drauf und sagte Berichten zufolge: "Ich bin schwarz, na und? Was willst Du? Ich bin schwarz..."
Nach der Partie sagte der 32-Jährige:
Dieser Junge hat mich die ganze erste Halbzeit beleidigt, also bin ich in der Pause hin und habe ihm mein Shirt gegeben, um ein gutes Vorbild zu sein. Aber er hat weitergemacht. Also bin ich zu dem Schiedsrichter gegangen, aber der hat mir nicht zugehört. Als ich das Spielfeld verließ, hat er mir Gelb gegeben. Da war ich sehr sauer auf den Schiedsrichter.
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Sulley Muntari (Delfino Pescara)

Fotocredit: Getty Images

Muntari kritisiert Schiedsrichter

Muntari hatte den Schiedsrichter nach eigener Aussage aufgefordert, das Spiel zu unterbrechen.
Er sollte nicht nur auf dem Feld stehen und in die Pfeife blasen. Er ist für alles zuständig. Er hätte ein Exempel statuieren müssen. Ich habe ihn gefragt, ob er die Beleidigungen gehört habe. Ich habe darauf bestanden, dass er die Courage haben muss, das Spiel zu stoppen."
Muntari bekam anschließend Rückendeckung von seinem Trainer Zdenek Zeman:
In Italien wird immer über Rassismus und seine Eindämmung schwadroniert, doch wenn etwas vorfällt, wird einfach darüber hinweg gesehen. Er hat den Schiedsrichter gebeten, einzuschreiten. Aber der hat weder was gehört noch gesehen.

Trainer Zeman hofft auf Umdenken

Zeman weiter:
Muntari war im Recht, aber er hätte das Feld nicht verlassen sollen. Es ist nicht unsere Aufgabe, für Gerechtigkeit zu sorgen. Wir können drüber sprechen, es anklagen, aber durchgreifen müssen andere. Das ist schon so oft passiert in Italien. Wir hoffen, dass sich diese Mentalität irgendwann ändert.
Rassistische Vorfälle sind in Italiens Profi-Fußball immer wieder an der Tagesordnung. Vor rund vier Jahren beendete beispielsweise Kevin-Prince Boateng ein Testspiel mit dem AC Mailand auf eigene Veranlassung vorzeitig, weil er rassistisch beleidigt wurde. Damals gingen seine Team-Kollegen mit ihm.
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