Yann Bisseck - ein Kölner erobert Mailand: auf Umwegen zu Inter und vielleicht zur deutschen Nationalmannschaft

Yann Bisseck hat sich bei Inter Mailand etabliert. Kürzlich verlängerte er seinen Vertrag bei den Nerazzurri bis 2029 und schickt sich an, einen Stammplatz zu erobern. Für die deutsche Nationalmannschaft wurde der Kölner (noch) nicht nominiert, in der Heimat fliegt er unter dem Radar. Das könnte am ungewöhnlichen Werdegang des 23-Jährigen liegen, der ihn auf Umwegen nach Mailand brachte.

Yann Aurel Bisseck von Inter Mailand

Fotocredit: Getty Images

Grinsend steht Yann Bisseck inmitten einer ganzen Riege goldener Pokale. Er reckt die Arme Richtung Kamera, freut sich. Dann wieder betrachtet er nachdenklich-motiviert die Trophäenauswahl.
Der Anlass dieser Inszenierung war die Vertragsverlängerung des Verteidigers bei Inter Mailand bis 2029. Ein Aufwand, den man bei den stolzen Nerazzurri wohl nicht für jeden Ergänzungsspieler betreiben würde, der seine Unterschrift beim Verein setzt.
Die Symbolik ist klar: Bisseck soll helfen, den Trophäenschrank bei Inter für den Rest dieses Jahrzehnts weiter zu füllen. Zwei Pokale gewann der 23-Jährige in seiner Premierensaison schon. Die Supercoppa und nach 2021 zum ersten Mal wieder den Scudetto, die italienische Meisterschaft.
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Die Verlängerung von Yann Bisseck wurde im Trophäenraum bekanntgegeben

Fotocredit: Getty Images

In dieser Saison ist er auf dem besten Weg, seine 20 Einsätze aus dem vergangenen Jahr zu übertreffen, vor der Länderspielpause stand er bereits bei elf. Apropos Länderspiele: in Deutschland hat man den kölschen Italien-Legionär so gut wie gar nicht auf dem Schirm.
Laut dem Portal "Transfermarkt" ist Bisseck der wertvollste Spieler, der noch nicht für die Nationalmannschaft nominiert wurde, zudem der Deutsche mit dem höchsten Marktwert der Serie A.

Von Köln nach Mailand - auf Umwegen

Dass er hierzulande bislang weniger Aufmerksamkeit erhielt, mag mit seinem recht ungewöhnlichen Werdegang zusammenhängen. Geboren und aufgewachsen in Köln, spielte er in der U17 des "Effzeh" - und überzeugte schnell.
Drei Tage vor seinem 17. Geburtstag - vor fast genau sieben Jahren - feierte er sein Bundesliga-Debüt. Drei Spiele hintereinander kam er zum Einsatz, allerdings in einer Saison zum Vergessen für die Geißböcke. Peter Stöger wurde während der Saison durch Stephan Ruthebeck ersetzt und die Mannschaft stieg mit nur 22 Punkten als Tabellenletzter ab.
Bisseck kam vorwiegend für die Regionalliga-Mannschaft und die U19 zum Einsatz. Es folgten mehrere Leihen: zu Holstein Kiel in die 2. Liga, zu Roda Kerkrade in die Niederlande und zu Vitória Guimarães nach Portugal. Dort konnte sich Bisseck nicht nachhaltig durchsetzen, das gelang erst bei seiner nächsten Station: Aarhus GF in Dänemark.
Der Innenverteidiger spielte sich in der Stammformation fest, absolvierte zwei erfolgreiche Jahre in der dänischen Superliga - und schließlich klopfte kein geringerer Klub als Inter Mailand an.
"Als er in Italien ankam, war er den meisten unbekannt", sagte Davide Bighiani von Eurosport Italien. "Es gab einige Skepsis, da er aus einer schwächeren Liga kam und Deutschland bei der U21-EM im Sommer nicht gut performt hat."

Nationalmannschaft als nächster Schritt?

Diese Zweifel konnte der Sieben-Millionen-Euro-Neuzugang schnell ausräumen. Er wurde zwar noch nicht zum Stammspieler, konnte sich aber als flexibel einsetzbarer Verteidiger in die Rotation spielen. Mit seinem Kopfball-Siegtor gegen Verfolger FC Bologna wuchtete er sich zusätzlich in die Herzen der Inter-Fans.
"Bisseck ist aktuell die erste Alternative in der Defensive", sagte Bighiani. "Er kann auf der rechten Seite der Dreierkette spielen, aber auch auf der linken Seite. Er hat gezeigt, dass er nicht nur physisch stark ist, sondern auch mit den Füßen brauchbar ist und die taktischen Anweisungen von Trainer Simone Inzaghi umsetzen kann."
Mit 1,96 Meter besitzt Bisseck die Lufthoheit und körperliche Stabilität, die von modernen Top-Verteidigern verlangt wird, gepaart mit einer hohen Beweglichkeit und Geschwindigkeit, die es ihm erlauben, in Inzaghis variablen System sogar auf die Außen auszuweichen.
Insbesondere in der Champions League sorgte der 23-Jährige zuletzt für Aufsehen. In vier Spielen mit ihm in der Startformation kassierten die Nerazzurri kein einziges Gegentor. Beim 1:0 gegen den FC Arsenal nahm er es mit Kai Havertz und Buyako Saka auf - und ging meist als Sieger aus den Duellen.
Übrigens vor den Augen von Bundestrainer Julian Nagelsmann.
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Nagelsmann zieht Bilanz: "Glaube, dass da viel entstehen kann"

Quelle: Perform


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