FC Bayern - FC Liverpool: 3 Dinge, die auffielen - planlose neue Bayern-Achse

Der FC Bayern München vergeigt seine Heim-Premiere der Saison 2017/18 ordentlich und verliert im Audi-Cup-Halbfinale gegen den FC Liverpool mit 0:3 (0:2). Bayerns neue Achse weist dabei strukturelle Schwächen auf, Rafinha verliert den Kampf auf rechts und James Rodríguez kann auch gemeinsam mit Thomas Müller nicht überzeugen. Was uns beim Test-Turnierauftakt in der Allianz Arena auffiel.

Die Bayern verlieren mit 0:3 gegen den FC Liverpool

Fotocredit: Getty Images

Aus der Allianz Arena berichtet Florian Bogner

Schwache neue Achse

Der FC Bayern hat im Sommer ein bisschen Geld in die Hand genommen und da standen sie also als Achse gemeinsam in der Startelf: Hinten der bisherige Rekordtransfer Javi Martínez (40 Mio./2012), im defensiven Mittelfeld der aktuelle, Corentin Tolisso (41,5 Mio./2017), und auf der Spielmacherposition der potenziell künftige, James Rodríguez, den die Bayern 2019 für kolportierte 49 Millionen fest verpflichten können. Obendrauf auf die zehn Millionen Euro Leihgebühr, versteht sich.
Nach 20 Minuten kam an Tolissos Seite auch Renato Sanches dazu, Kostenpunkt 2016: 35 Millionen Euro, auf die bereits fünf Millionen Bonuszahlungen draufkamen; weitere 20 Millionen sind möglich, sollte Sanches noch weiter bei Bayern spielen. Man weiß es nur nicht. Bayern kann sich weiterhin ein Leihgeschäft vorstellen.
Genug der Zahlenspiele, denn die neue Bayern-Achse spielte: schwach. Nein: planlos. Hilflos. Ohne Steuermann. Tolisso war es, der den Ballverlust vor dem 0:1 von Sadio Mané (7.) fabrizierte, Martínez kam nicht hinterher, ließ in der Folge mehrfach Tempo gegenüber den schnellen Liverpooler Angreifern Firmino, Mané und Mohamed Salah vermissen. Carlo Ancelotti sagte:
Der Bayern-Trainer ergänzte: "Wir kassieren zu viele Tore. Wir sind nicht daran gewöhnt, so viele Tore zu kassieren. Das Problem ist klar: wir brauchen mehr Balance im Spiel. Wir machen normalerweise viel Druck über die Außenverteidiger, aber im zentralen Mittelfeld müssen wir besser Acht geben."
Tolisso wirkte im Mittelfeld der Bayern seltsam verloren, teilweise sogar fahrig. Der in Lyon ausgebildete 22-Jährige war oft einen Schritt zu spät dran, so wie gegen Firmino (24.), was zu einem aussichtreichen Freistoß der "Reds" führte. Akzente setzte er nicht.
Den ins Spiel geworfenen Sanches sah man derweil schon nach wenigen Minuten mehrfach hilflos die Arme über den Kopf heben, er rannte viel, oft ins Nichts. Drollig indes seine auffälligste Szene: Weil Firmino ihm viel zu schnell zu entwischen und einen weiteren Liverpooler Konter einzuleiten drohte, hielt er ihn über mehrere Meter fest und sah zu Recht Gelb dafür (50.). James hatte unterdessen fast eine Stunde lang gar keine auffällige Szene und musste kurz danach runter.

Schwacher Rafinha

Joshua Kimmich ist bekanntlich auserkoren, den unersetzlichen Philipp Lahm auf der Rechtsverteidigerposition zu ersetzen, muss nach dem Confed Cup aber erst mal in Spielform kommen und wird beim Audi Cup erst am Mittwoch gegen den SSC Neapel eingesetzt. So versuchte sich, wie meist auch auf der Asien-Reise, der treue Lahm-Adjudant Rafinha, der zuletzt durchaus Ansprüche angemeldet hatte.
Doch gegen Liverpool nutzte Rafinha seine Chance erneut nicht, im Gegenteil. Führungstorschütze Mané lief ihm im ersten Durchgang teilweise Knoten in die Beine, auch das Liverpooler 2:0 durch Salah (35.) entstand auf Rafinhas Seite. In der zweiten Halbzeit verlud selbst der bisher unbekannte eingewechselte Ryan Kent den Deutsch-Brasilianer einmal böse (70.) und beim 0:3 durch Daniel Sturridge kam Rafinha auch nicht hinterher (83.).
Während David Alaba links durchaus offensiv Akzente setzte und seinen Kumpel Franck Ribéry sogar mehrfach außen überholte (jedoch – das alte Problem – seine Flanken nicht anbrachte), hielt sich Rafinha meist in der eigenen Hälfte auf.
Teilweise verschob sich das Bayern-System so zu einem linkslastigen Konstrukt mit Dreierkette, was Martínez und Mats Hummels mit sehr viel Wiese zum Verteidigen zurückließ. Das war wohlgemerkt nicht Rafinhas Fehler, eher ein taktischer.

Müller und James? Robben!

Carlo Ancelotti wählte die Aufstellung gegen Liverpool als Antithese derer, die meinen, James Rodríguez sei eine direkte Bedrohung für Thomas Müller – er ließ einfach beide spielen.
Müller wirbelte zu Beginn auf der rechten Seite und versuchte früh einen echten Thomas-Müller-Moment heraufzubeschwören, als er eine zu kurze Abwehr von Liverpool-Keeper Loris Karius aus 40 Metern direkt im Reds-Tor versenken wollte – ein Abwehrspielerkopf stand ihm jedoch im Weg.
James versuchte sich zunächst hinter der Spitze Robert Lewandowski auf seiner mutmaßlich besten Position, bekam aber kaum Bälle; später wechselte er mit Müller mehrfach die Position, ohne jedoch Torgefahr auszustrahlen. Einmal rannten sich beide im Strafraum gegenseitig über den Haufen. Müller zur schwachen Leistung der Bayern:
Während sich Müller ein bisschen mehr mühte, in Erscheinung zu treten, passierte bei James vieles aus dem Stand heraus. Seine auffälligste Szene war in Minute 59 ein Linksschuss am Tor vorbei, kurz darauf verließ er mit muskulären Problemen für Kingsley Coman das Feld (63.) – Heimpremiere misslungen.
Da auch Müller keine weiteren Pluspunkte mehr sammelte, heißt der Gewinner in diesem Fall: Arjen Robben. Der 33 Jahre alter Niederländer befindet sich nach einer Wadenblessur zwar erst wieder drei Tage im Training, sollte sich aber um seinen Stammplatz auf der rechten Seite keine größeren Sorgen machen – außer Coman dreht nochmal so richtig auf.
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