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DFB bleibt trotz möglicher Millionen-Nachzahlung noch entspannt

VonSID

Publiziert 10/03/2017 um 15:08 GMT+1 Uhr

Als DFB-Boss Reinhard Grindel am Freitagvormittag mit seinen Kollegen die Zukunft plante, war das dunkelste Kapitel der jüngeren Verbandsvergangenheit mal wieder allgegenwärtig. In einem "besonders schweren Fall" sollen im Rahmen der Sommermärchen-Affäre Steuern hinterzogen worden sein, bis zu 25 Millionen Euro könnte das den DFB nachträglich kosten. Damit will sich der Verband nicht abfinden.

Zwanziger bezeichnet Neuentwicklungen als "Luftnummer"

Fotocredit: SID

"Die vorläufige Bewertung der Finanzverwaltung wird von den Fachanwälten des DFB nicht geteilt", lautete die Reaktion des weltgrößten Sportfachverbandes. Man werde daher "fristgerecht eine Stellungnahme abgeben" und die eigene Sicht der Dinge darlegen, die den Einschätzungen der Frankfurter Steuerfahnder entschieden widersprechen dürfte.
Die werfen dem DFB vor, den Fiskus bei der Rückzahlung des ominösen Darlehens von 6,7 Millionen Euro an den früheren adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus bewusst getäuscht zu haben. Die Summe, deren tatsächliche Verwendung noch immer nicht vollständig aufgedeckt ist, hatte der DFB in seiner Steuererklärung als Kostenbeitrag, also als "Betriebsausgabe", zu einer WM-Gala verbucht. Die Gala fand allerdings nie statt.
Laut Süddeutscher Zeitung, WDR, NDR und Bild-Zeitung gehen die Fahnder einem neunseitigen Vermerk vom 24. Januar dieses Jahres zufolge deshalb von schwerer Steuerhinterziehung aus. Die SZ zitiert in diesem Zusammenhang die Begriffe "Luftbuchungen" und "Scheingeschäfte". Vorwürfe, denen der DFB entschieden entgegentritt.
"Die Zahlung ist zwar wahrscheinlich unter einer falschen Bezeichnung angewiesen worden, aber das steht nach geltendem Steuerrecht dem Betriebsausgabenabzug nicht entgegen", hieß es in der DFB-Mitteilung. Laut DFB-Steueranwalt Jan Olaf Leisner seien die Nachforderungen daher "ungerechtfertigt", die getätigte Zahlung war demnach sehr wohl "betrieblich veranlasst".

Zwanziger: "Habe mir nichts vorzuwerfen"

Ähnlich sieht es der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger, der in den Steuerermittlungen der Frankfurter Staatswanwaltschaft ebenso wie sein längst zurückgetretener Nachfolger Wolfgang Niersbach und der ehemalige DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt als Beschuldigter gilt. "Es gibt keinen einzigen Anhaltspunkt dafür", sagte Zwanziger am Freitag dem SID, dass die Millionenzahlung an die FIFA aus dem Jahr 2005 "keine betriebliche Ausgabe gewesen ist".
Zwanziger habe sich "nichts vorzuwerfen", sagte er dem SID. Wegen "Persönlichkeitsverletzung" durch das vermeintlich ungerechtfertigte Vorgehen gegen ihn fordert der Jurist aus Altendiez 25.000 Euro Schmerzensgeld vom Land Hessen. Für Ende März ist eine Gerichtsverhandlung angesetzt, wie Zwanziger bestätigte.

20 bis 25-Millionen-Euro-Strafe droht

Wann die Entscheidung im Fall einer möglichen Nachzahlung fallen wird, ist indes offen. "Zwecks Wahrung des Steuergeheimnisses" erteilte die Oberfinanzdirektion Frankfurt auf SID-Anfrage diesbezüglich keine Auskünfte. Sollten die Steuerfahnder aber auf ihrer Forderung beharren, dürfte das selbst einen wohlhabenden Verband wie den DFB empfindlich treffen. Laut Bild betrüge die Steuernachzahlung zwar nur 2,72 Millionen Euro, durch Zinszahlungen sowie einer nachträglich für 2006 aberkannten Gemeinnützigkeit könnte die Summe aber auf 20 bis 25 Millionen Euro ansteigen.
Im Frankfurter Stadtwald, dort, wo Grindel und Co. am Freitag diskutierten, waren die jüngsten Entwicklungen offiziell zwar nicht Teil der Tagesordnung. Nach SID-Informationen wurde das Thema jedoch sehr wohl (zumindest ansatzweise) angesprochen. Weil es noch lange nicht zu Ende ist - und die Vergangenheit damit auch weiter die Zukunft beeinflusst.
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