Elber im Interview

Giovane Elber weiß, wie man die Champions League gewinnt. Vor zehn Jahren holte der Brasilianer den Henkelpott mit dem FC Bayern. Der Ex-Stürmer blickt im Exklusiv-Interview auf das Finale zwischen Barcelona und Manchester und erklärt, warum die favorisierten Katalanen noch lange nicht durch sind.

2011 Giovane Elber Champions League exklusiv

Fotocredit: Imago

Das Interview führte Thomas Janz
Es ist kein Geheimnis, dass der FC Barcelona als großer Favorit in das Endspiel von London geht. Aber kann man wirklich vom Außenseiter Manchester United reden?
Giovane Elber: Nein. Sowohl Barcelona als auch Manchester sind verdientermaßen in das Finale der "Königsklasse" eingezogen. Aus meiner Sicht sind die Katalanen spielerisch einen Tick besser. Es ist unheimlich schwer gegen "Barca" zu spielen, weil sie immer einen sehr hohen Anteil in puncto Ballbesitz haben. So läufst du eigentlich nur hinterher und versuchst an den Ball zu kommen. Aber ich denke, die Chancen von United stehen ebenfalls nicht schlecht. Mit Wayne Rooney und Nani verfügt Coach Sir Alex Ferguson ebenfalls über sehr gute Spieler. Ich freue mich auf ein interessantes Match.
Der FC Bayern ist vor zehn Jahren in Mailand gegen den FC Valencia ebenfalls als großer Favorit ins Rennen gegangen, hat sich aber letztendlich schwer getan. Kann man das mit den Gegebenheiten am Samstagabend vergleichen?
Elber: Ja, da kann man durchaus einen Vergleich ziehen. Ich weiß, dass es eine abgedroschene Phrase ist: Aber ein Spiel dauert nun mal mindestens 90 Minuten, wie es die Trainer immer sagen. Und vor dem Spiel ist immer ein Team favorisiert. Aber das muss nicht heißen, dass Barcelona schon gewonnen hat. Darum muss gespielt werden.
Wie groß ist der Vorteil für United, dass die Partie auf englischem Boden im Wembley-Stadion ausgetragen wird?
Elber: Aus der Sicht von Manchester ist das natürlich hervorragend. So wird das Champions-League-Finale zum Heimspiel. Die meisten Fans in der Arena werden auf Seiten der "Red Devils" stehen.
Ferguson hat gesagt, seine Elf müsse Messi kaltstellen. Wie lautet Ihr Rezept für dieses Vorhaben?
Elber: Es ist nicht nur Messi alleine. Da laufen auch noch Xavi und Iniesta auf, die im Mittelfeld das Spiel machen. Es sind also mindestens drei Jungs, die man "kaltstellen" muss.
Mit welchen Mitteln kann man den Tempo-Fußball des FC Barcelona in den Griff bekommen, ohne wie Jose Mourinho mit Real Madrid einzig auf Zerstören aus zu sein?
Elber: Eines ist klar, man muss dagegenhalten. Das Spiel so zu gestalten, wie der FC Barcelona ist nicht möglich. Man muss andererseits aber auch versuchen, nach vorne zu agieren.
Große Spiele werden zumeist über die Abwehr entschieden und in diesem Bereich steht Manchester United dem spanischen Meister in nichts nach.
Elber: Wenn ich mir die einzelnen Mannschaftsteile ansehe, gewinnt Barcelona. Was aber in letzter Konsequenz zählt, ist die Mannschaftsleistung. Wenn es bei Barca an diesem Abend läuft, sind die Spanier unschlagbar. Die Defensive von Barca um Carles Puyol, Gerard Pique, Dani Alves und Eric Abidal ist zwar Weltklasse, aber auch solch herausragenden Profis unterlaufen Fehler. Wenn Manchester seine Chancen nutzt, traue ich den Engländern einiges zu.
Mit Ryan Giggs und Paul Scholes sind zwei Spieler im Kader, die 1999 in Barcelona den FC Bayern im Finale in letzter Sekunde besiegten. Kapitän Giggs ist nach wie vor der Kopf der Mannschaft. Wie beurteilen Sie seine Leistungen im hohen Fußballer-Alter?
Elber: Giggs ist super! Was der Mann leistet, ist unglaublich. Ich weiß, wie schwer es ist, das Tempo mitzuhalten. Und noch viel mehr, wenn man bedenkt, dass Giggs bereits 37 Jahre alt ist. Er bringt nach wie vor Topleistungen und spielt des verdientermaßen bei solch einem tollen Klub wie United.
Ein Beziehungs-Skandal sorgte diese Wochen in den Medien für großen Wirbel um Giggs. Beeinflussen Themen wie dieses die Mannschaft in der Vorbereitung auf das Spiel des Jahres?
Elber: Das interessiert keinen Menschen. Steht man erst einmal auf dem Platz, ist alles Drumherum sowie alle Probleme vergessen. Man will einfach nur spielen und gewinnen. Sollte Manchester das Finale verlieren, wäre dieser Vorfall sicher keine Entschuldigung.
Barca-Trainer Pep Guardiola hat mit 40 Jahren schon alles gewonnen, der 69-jährige Ferguson gilt als Taktik-Fuchs. Was für ein Spiel können wir erwarten – ein offensives Hin- und Her oder eher ein taktisches Geplänkel?
Elber: Das Finale wird zuerst einmal von der Taktik geprägt sein. Keine der beiden Mannschaften wird gleich von der ersten Sekunde weg versuchen, das erste Tor mit aller Macht zu erzwingen. Es verbleiben 90 Minuten plus eine eventuelle Verlängerung, um das Spiel zu entscheiden.
Wie lautet Ihr Tipp?
Elber: Der FC Barcelona gewinnt 2:1.
TV-Tipp:
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