Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Generationenkonflikt beim DFB: Die Jungen begehren auf

VonSID

Update 15/10/2018 um 17:12 GMT+2 Uhr

Jung gegen Alt: Der Nachwuchs begehrt in der DFB-Elf gegen die Etablierten auf. Nach dem WM-Desaster von Russland diskutierte die Fußball-Nation die vermeintliche Spaltung der deutschen Nationalmannschaft in "Kanaken" und "Kartoffeln". Doch vor dem so wichtigen Nations-League-Spiel bei Frankreich muss Bundestrainer Joachim Löw plötzlich das Aufbegehren der Jungen gegen die Alten moderieren.

Julian Draxler of Germany reacts during a training session of the German national team at Stadion auf dem Wurfplatz on October 9, 2018

Fotocredit: Getty Images

Dass Joachim Löw trotz des Sommer-Debakels starr an seiner längst gebrochenen Achse mit Manuel Neuer, dem in St. Denis verletzt fehlenden Jerome Boateng, Mats Hummels, Toni Kroos und Thomas Müller festhält, stößt beim Nachwuchs auf Unverständnis.
Bei der 0:3-Pleite in den Niederlanden sahen sich die Youngster in ihrer Meinung bestätigt, dass der Umbruch viel radikaler hätte ausfallen müssen. Neuer hat seinen Nimbus verloren, Boateng wirkte behäbig, Hummels machte Fehler, von Kroos kamen nach vollmundigen Ankündigungen keine Impulse, Müller sucht seit Jahren nach seiner Form.
Nach der Niederlage trat die Kluft zwischen den etablierten Weltmeistern von 2014 und Confed-Cup-Siegern offen zutage. Während Neuer und Co. öffentliche Kritik vermieden oder sich wie Hummels uneinsichtig gaben, redeten die Wortführer der jungen Generation Tacheles.

"Es geht mir alles zu langsam"

"Es ist die große Frage, warum wir es mit diesem Spielermaterial nicht schaffen, wieder attraktiven Fußball zu spielen", sagte Confed-Cup-Kapitän Julian Draxler: "Es geht mir alles zu langsam, es ist zu berechenbar. Es passiert viel zu wenig. Wir müssen jetzt endlich mal eine Lösung finden. Es fehlen die Ideen, das Risiko. So können wir nicht weitermachen!"
Joshua Kimmich pflichtete bei. "Schönreden bringt jetzt nichts mehr", sagte er:
Immer Pech ist kein Zufall, irgendwas steckt dahinter, dass wir immer diese Fehler machen und unsere Chancen auslassen.

Ist Löws Nibelungentreue noch angebracht?

"Das ist eine gute Frage, aber die kann ich leider nicht beantworten", sagte Draxler: "Dafür haben wir ein großes Trainerteam und Management und was auch immer dahinter."
Kimmich sprach im "kicker" allgemein über Hierarchien, seine Aussage passte aber gut zur Lage. "Wenn ein 33-Jähriger dir etwas erzählt und seine Leistung nicht bringt, ist es auch für einen 25-Jährigen schwierig, das zu akzeptieren", sagte er:
Die Basis für den Platz in der Hierarchie sollte immer die aktuelle Leistung sein, nicht die von vor zehn Jahren.
Der Münchner macht sich für einen Einsatz von Ausnahmetalent Leroy Sane stark. Bei dessen Einwechslung gegen Oranje habe man gesehen, "dass er ein absoluter Unterschiedsspieler sein kann und dass uns sein Tempo absolut gut tut".

Löw will weiterhin einen "guten Mix"

Doch während Löw weiter von einem "guten Mix" spricht und davor warnt, "Wunderdinge" von den Talenten zu erwarten, verteidigen die Arrivierten ihre Pfründe. "Man muss nicht den Umbruch erzwingen. Es muss einfach nur die beste Mannschaft auf dem Platz stehen", sagte Hummels.
Doch ist Löws Team überhaupt noch eine echte "Mannschaft", wie sie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seit 2015 vermarktet? Zweifel sind angebracht. "Ich glaube, dass man künftig sicher ein wenig enger zusammenrücken kann, zum Beispiel, indem wir bei der Nationalmannschaft abends als Team mal etwas zusammen unternehmen", sagte Timo Werner.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung