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Was macht eigentlich Ex-Bayern-Profi Roque Santa Cruz?

Dirk Adam

Update 29/12/2017 um 12:01 GMT+1 Uhr

Uli Hoeneß sagte Roque Santa Cruz eine glänzende Karriere voraus. Der Bayern-Boss war davon überzeugt, dass er einmal der beste Stürmer der Welt werden kann. Daraus wurde nichts, denn Verletzungen warfen Santa Cruz in seiner wechselvollen Karriere immer wieder zurück. Nach seiner Zeit bei Bayern ging's nach England, Spanien und Mexiko. Was macht der mittlerweile 35 Jahre alte Angreifer jetzt?

Roque Santa Cruz

Fotocredit: Imago

Für Roque Santa Cruz schließt sich der Kreis. Seit 2016 spielt er wieder bei seinem Heimatklub in Asunciòn. Dort begann alles - und dort wird er dieses Jahr seine Karriere beenden.
Wenn man an Santa Cruz zurückdenkt, fallen einem neben Bayern zwei Dinge ein. Sein freundliches Lächeln und ein besonderer Hit, der über München hinaus zum Chart-Erfolg wurde.
Das Lächeln und die Freundlichkeit hat sich Santa Cruz trotz aller Rückschläge in seiner sportlichen Karriere bewahrt. Und das Lied klingt fast allen immer noch in den Ohren.
"Ich, Roque!" - für diese Textzeile in einem der bekanntesten Songs der Sportfreunde Stiller brauchte Santa Cruz lediglich fünf Minuten, um diese Aufnahme im Tonstudio einzusingen - und sich damit ein musikalisches Denkmal zu setzen.
Mehmet Scholl hatte 2004 die Idee und fragte Santa Cruz, ob er Lust hätte, beim Lied der Sportfreunde Stiller mitzusingen. Der leidenschaftliche Gitarren-Spieler sagte sofort zu und war stolz, dass nach zweimaliger Probe alles klappte.
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Roque Santa Cruz 2001 beim FC Bayern München

Fotocredit: Imago

So glatt wie bei diesem Song lief's nicht immer für den Südamerikaner. Der von Uli Hoeneß prognostizierte Schritt zum besten Stürmer der Welt blieb ihm verwehrt. Hoeneß sagte sogar voraus, dass Santa Cruz besser als Ronaldo werden kann. Wäre er nicht so oft verletzt gewesen, hätte es vielleicht geklappt. Aber leider kam alles anders.

Verletzungen, Verletzungen, Verletzungen

Mit gerade einmal 17 Jahren wagte Santa Cruz den Schritt nach München. Von Club Olimpia in Asunción ging's 1999 für zehn Millionen Mark zum Rekordmeister. Beim FC Bayern absolvierte Santa Cruz in acht Jahren 155 Spiele (31 Tore), gewann einmal die Champions League (2001) und wurde fünf Mal Meister - aber richtig glücklich wurde er in München nicht.
Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. Bei einem Testspiel 2002 verletzte er sich am Sprunggelenk und fiel monatelang aus. In der folgenden Saison zog er sich gleich drei Verletzungen zu. Zum Saisonauftakt 2002/03 musste Trainer Ottmar Hitzfeld knapp zwei Monate auf Santa Cruz verzichten, weil er sich eine Sprunggelenksverletzung zugezogen hatte.
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Roque Santa Cruz 2001 beim FC Bayern München

Fotocredit: Imago

Nach einem weiteren Rückschlag im Bayern-Training drohte 2003 sogar das Karriereende. Santa Cruz ging nach einem Zweikampf zu Boden. Der Verdacht auf einen Innenbandriss im linken Knie bestätigte sich aber nicht. Zum Glück, denn der damals 21 Jahre alte Angreifer hatte sich bereits beim Wintertrainingslager in Marbella einen Innenbandriss im selben Knie zugezogen.
2005 folgte der nächste Schock. Beim Spiel gegen Köln erlitt der Südamerikaner einen Kreuzbandriss und einen Teilabriss des Innenbandes im rechten Knie. Trainer Felix Magath sprach damals von einer "Katastrophe". Bis zur WM 2006 in Deutschland rappelte sich Santa Cruz aber wieder auf und konnte für Paraguay spielen.
Aber seine Zeit beim FC Bayern München war abgelaufen. Aus dem Traum von Hoeneß wurde nichts. Viele schrieben den "Seuchenvogel" sogar schon ab, als er 2007 in die Premier League wechselte. Bei den Blackburn Rovers blühte der Stürmer in England aber regelrecht auf und erzielte in seiner ersten Saison sensationelle 19 Tore.

Santa Cruz lehnte HSV-Angebot ab

Das glückliche Intermezzo währte nicht lange. Nach zwei Jahren bei den Rovers ging Santa Cruz 2009 zu Manchester City. Eine folgenschwere Entscheidung. Kurz darauf änderte der Klub seine Transferpolitik. Mit dem frischen Geld der Scheichs wurden Superstars wie Sergio Agüero, Emanuel Adebayor, Carlos Tévez und Mario Balotelli verpflichtet.
Während Santa Cruz versuchte, sich nach einer erneuten Knieverletzung wieder heranzukämpen, übernahmen andere Spieler seinen Platz. Was blieb, waren 20 Spiele und drei Tore in zwei Jahren. Santa Cruz suchte das Weite, weil er nicht auf der Bank sitzen wollte. Über Blackburn ging's nach Sevilla und später nach Málaga, wo ihn das Glück 2012 wieder küsste.
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Roque Santa Cruz 2016 im Malaga-Trikot

Fotocredit: Getty Images

Zumindest, was das Glück seiner Familie betrifft. Weil seine Frau in Deutschland nicht glücklich wurde, entschied sich Santa Cruz im Jahr 2013 gegen ein Angebot des Hamburger SV. Seine Familie fühlte sich wohl und wollte Málaga nicht verlassen. Seine Frau hatte viele Freundinnen in Spanien gefunden. Drei seiner vier Kinder gingen dort zur Schule.
Nach seiner Zeit in Málaga klebte Santa Cruz das Pech aus sportlicher Sicht weiter an den Fersen. Nach seinen Stationen in der Bundesliga, der Premier League und der Primera Division ging's nach Mexiko, weil Málaga sein Gehalt nicht mehr zahlen konnte. 2014 unterzeichnete er einen Zwei-Jahres-Vertrag bei CD Cruz Azúl, wo er nur zehn Spiele absolvierte.
Sechs Monate nach seiner Ankunft in Mexiko hatte sich Santa Cruz wieder eine schwere Muskelverletzung zugezogen. Santa Cruz wurde zurück nach Málaga verliehen, wo er in der spielfreien Zeit von CD Cruz Azúl wieder fit werden und Spielpraxis sammeln sollte. Ein kurzer Anruf genügte und er war zurück in Spanien.

Legendäre Schafkopfrunden bei Bayern

Noch einmal 17 Spiele und zwei Tore für Málaga, dann war auch dieses Kapitel beendet. Eine Rückkehr nach Mexiko gab's nicht mehr. Der 35-Jährige entschied sich 2016 für seinen Heimatklub in Asunción. Bei Club Olimpia schnürt Santa Cruz, der im vergangenen Jahr seine Nationalmannschaftskarriere (112 Spielen, 32 Tore) beendete, zum letzten Mal seine Fußballschuhe.
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Roque Santa Cruz (l.)

Fotocredit: Imago

Zwar verlängerte er seinen Vertrag bei Club Olimpia um ein halbes Jahr bis Dezember 2017, danach ist aber Schluss.
Santa Cruz erklärte:
Ich habe Lust weiterzumachen, auch wenn es immer schwerer wird unter der Woche im Training mit den Jungs mitzuhalten. Bis Ende des Jahres will ich mein Niveau halten, voll durchziehen. Diese sechs Monate werde ich nochmal alles geben, es stehen wichtige Aufgaben an für den Klub.
Der 35-Jährige weiter:
Das Wichtigste ist mir, dass sich die Leute an meinem Spiel erfreuen und dass ich Spaß am Spiel habe. Deshalb werden das meine letzten sechs Monate als Spieler für den Klub und überhaupt in meiner Karriere.
Sein ganz großer Wunsch ist, dass Olimpia wieder die Meisterschaft in Paraguay gewinnt, so wie mit ihm 1997, 1998 und 1999.
Was als Erinnerung an seine Zeit beim FC Bayern München bleibt? Neben Vaterfigur Hoeneß vor allem seine Schafkopfrunden mit den Bayern-Spielern. Während Hoeneß mit Mehmet Scholl, Markus Babbel und Jens Jeremies spielte, saß Santa Cruz mit Bernd Dreher, Alexander Zickler, Hasan Salihamidzic, Giovane Elber und Claudio Pizarro am Tisch.
Zu einigen Spielern hat Santa Cruz noch immer Kontakt - wie zu Thomas Linke, den er zuletzt einmal traf. Trotz aller Verletzungen überwiegt die Freude über seine Karriere. Santa Cruz blickt nicht verbittert zurück. Vielmehr wirkt der einstmals schmächtige Junge gestärkt. Die schweren Zeiten haben ihn abgehärtet. Sein Lächeln hat er aber immer behalten.
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