Wird's Michael van Praag? UEFA wählt Präsidenten erst nach der Europameisterschaft
VonSID
Publiziert 18/05/2016 um 19:59 GMT+2 Uhr
Den Segen für ihren "Plan B" holte sich die UEFA zwischen Kanzel und Orgel. Erst am 14. September, lange nach dem Abpfiff der EM in Frankreich, wird der neue Präsident gewählt werden - das verkündete das Exekutivkomitee am Mittwoch stilecht in einer Basler Kirche. Neben einer Clownsschule. Wer Nachfolger von Michel Platini (60) wird, ist offen - einen Kandidaten gibt es aber schon.
"Wir müssen die UEFA wieder in ruhigere Gewässer bringen, sie braucht einen Brückenbauer", kündigte der Niederländer Michael van Praag auf der Internetseite seines Verbandes KNVB an:
Ich will meine Erfahrung, mein Wissen und mein Netzwerk nutzen, um die Einheit der UEFA wiederherzustellen.
Im Amt bleiben würde der 68-Jährige nur bis 2019, um dann den Weg freizumachen für "einen neuen, jüngeren Präsidenten".
Der Wahlkongress wird im Rahmen der lange geplanten Exko-Sitzung in Athen stattfinden. "Ich stehe hinter dieser Entscheidung", sagte das deutsche Exko-Mitglied Wolfgang Niersbach (65), bevor der frühere DFB-Präsident um 11.30 Uhr in einer schwarzen Limousine vom Vorplatz gefahren wurde.
Van Praag ist Favorit
Die Bewerbungsfrist endet am 20. Juli, im Anschluss wird die UEFA die Kandidaten offiziell bekannt geben. Van Praag darf sich Stand heute als Favorit betrachten. Der Verband brauche keinen Revolutionen, sondern "Kontinuität, Stabilität und Glaubwürdigkeit", sagte der Niederländer.
Nach SID-Informationen formieren sich in den Hinterzimmern indessen verschiedene Blöcke. Einen "Konsens-Kandidaten" gibt es nicht, der "Ostblock" der UEFA ist einflussreich. "Es gibt verschiedene Stimmen", sagte der griechische UEFA-Interimsgeneralsekretär Theodore Theodoridis.
Ein einstimmig gewählter Präsident (auch van Praag) hätte theoretisch im Eilverfahren noch vor der EURO (10. Juni bis 10. Juli) berufen werden können. Nun bleibt in Frankreich der "Platz 1" auf den Tribünen verwaist. Offiziell vertreten wird die führungslose UEFA durch den bisherigen Vize Ángel María Villar Llona (66) aus Spanien und Theodoridis, der auch die Pressekonferenz am Mittwoch leitete. Villar Llona wird nach dem EM-Finale am 10. Juli auch den Pokal überreichen.
UEFA fährt Schlingerkurs
Einen Schlingerkurs fährt die UEFA seit Monaten. Schon als Platini längst suspendiert war, lächelte der Franzose wie selbstverständlich auf der Internetseite der Konföderation als Präsident in die Kameras. Die Nibelungentreue wurde am Mittwoch fast lächerlich, als UEFA-Rechtsdirektor Alasdair Bell verkündete:
Er ist nicht zurückgetreten. Er ist suspendiert, bleibt aber Präsident, bis es einen Nachfolger gibt.
Dabei hatte Platini seinen Rücktritt längst verkündet - unmittelbar nach dem sportrechtlich endgültigen Urteil durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS am 9. Mai, durch das der Franzose für vier Jahre aus dem Fußball verbannt wird. Eine "große Ungerechtigkeit", meinte Platini.
Neuanfang unter van Praag?
Jetzt kann es aber endlich weitergehen. Mit van Praag? "Ich persönlich kann über ihn nur Gutes erzählen. Er ist eine absolut integre Persönlichkeit mit einer hohen Glaubwürdigkeit", hatte Niersbach im vergangenen Jahr gesagt.
Dem Niederländer liegt das Funktionärswesen quasi im Blut. Schon sein Vater Jaap prägte als Boss bei Ajax Amsterdam eine Ära, ehe Michael van Praag den Traditionsverein Mitte der 90er Jahre an die Spitze des europäischen Fußballs zurückführte. Das brachte ihm Respekt ein - und viele Unterstützer.
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