Wayne Rooney und Englands Kardinalfrage in der WM-Quali: Spielen oder nicht spielen?

Wayne Rooney ist ein Politikum in der englischen Nationalmannschaft. Soll er spielen? Darf er? Und wenn ja: wo? Die Legende von Manchester United ist erst 30, aber halt schon ewig im Geschäft - den Verschleiß kann er nicht kaschieren. Auf der Insel diskutieren sie deshalb die fußballerische Sein-oder-Nicht-Sein-Frage: Bringt's Rooney noch? Interimscoach Gareth Southgate offenbart eine Tendenz.

Wayne Rooney (l.) im Einsatz für England

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Vier gewinnt? Gareth Southgate würde das beliebte Gesellschaftsspiel gerne in seinen Berufsalltag integrieren - dann nämlich besäße Englands Interimstrainer gute Aussichten, dass aus der vorübergehenden eine unbefristete Stelle wird. Vier Chancen hat der 46-Jährige, um den Verband von seinen Qualitäten zu überzeugen, gegen Malta, Slowenien, Schottland und Spanien geht's auch um seine Zukunft.
Unvermittelt wurde der Ex-Nationalspieler (57 Länderspiele) zum Chef, , der nach 67 Amtstagen über illegale Tipps bei Transferbestimmungen stolperte - geäußert gegenüber Undercover-Journalisten des "Daily Telegraph". Shit happens.
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Gareth Southgate, Englands Interimscoach

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Eigentlich gilt Southgate als viel zu soft, um die titanischen Egos einer Eliteauswahl zu domestizieren. Dabei setzt er im Kontrast zur früheren Tätigkeit als U21-Nationaltrainer eher auf Routine denn Jugend: Seine Einschätzung: "Zuletzt sind die jüngeren Spieler mit Drucksituationen nicht immer fertig geworden."
Diskutabel ist nun natürlich, ob die älteren Spieler zuletzt besser mit Drucksituationen fertig wurden, speziell bei der EM, die blamabel gegen Zwerg Island endete. Einer, der schon traditionell zum Objekt öffentlicher Reibereien taugt, ist Wayne Rooney, 116 Länderspiele, 53 Tore, eine Ikone im Sinkflug. Und so philosophiert Großbritannien mal wieder - jedoch in geschärftem Ton - über die fußballerische Sein-oder-Nicht-Frage: Bringt's Rooney noch?
"Wayne ist ein herausragender Anführer geworden und hat alles, was man als Kapitän braucht", flötet Southgate, was ziemlich nett klingt und wahrscheinlich so gemeint ist. Ein Leader in der Kabine ist Rooney zweifellos, allein seine Vita beeindruckt. Aber jemand, der auf dem Feld voranmarschiert, im wahrsten Sinne - kann er das noch sein, mental, speziell körperlich?

Selbst Mourinho sägt Rooney nicht einfach ab

Rooney ist erst 30, was kaum zu glauben ist, so lange, wie dieser Name bereits auf der Landkarte blinkt. Mit 16 fing er beim FC Everton in der Premier League an, mit 18 wechselte er zu Manchester United, machte sich dort sehr reich und wichtig, aber in den vergangenen Jahren auch sehr umstritten. Weil der Angreifer angreifbar wurde, mit schwindender Dynamik und Torquote. Der Verschleiß spürbar.
Rooney, das Politikum. Das ist im Übrigen nicht zu unterschätzen. Neben einer beträchtlichen Anzahl an Streitlustigen formiert "Wazza" noch immer eine Heerschar an Unterstützern hinter sich: Sponsoren, Verbände, freundlich gesinnte Zeitungen.
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José Mourinho vertraut auf Wayne Rooney (M.)

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Selbst United-Coach José Mourinho, der sich bei Real Madrid nicht scherte, das Heiligtum Iker Casillas zu degradieren, verbiegt sich offenbar, um Rooney ins Team einzubauen. Als United kürzlich Meister Leicester City auseinandernahm - ohne Rooney - folgerte der "Guardian", jene Partie habe Mourinho ein "Mandat gegeben, Rooney auf die Bank zu setzen, wann immer er will".

Vardy, Sturridge, Rashford… Rooney?

So ähnlich gestaltet sich die Lage beim Nationalteam, das bei der EM und im einzigen Allardyce-Einsatz (1:0 in der Slowakei) bedenkliche Sturm-Schwächen entblößte. Für den WM-Quali-Doppelpack gegen Malta und Slowenien muss Southgate auf Harry Kane und Raheem Sterling verzichten, dafür berief er Marcus Rashford, den Allardayce nicht berücksichtigte. Nominell ist die Auswahl ja groß, Jamie Vardy, Daniel Sturridge, Dele Alli, Alex Oxlade-Chamberlain (nach einem Jahr Abstinenz), Andros Townsend und Debütant Jesse Lingard bieten Optionen.
Und dann ist da halt Rooney. Soll er spielen? Darf er? Und wenn ja: wo?
In den Qualifikationsturnieren zur EM 2016 und WM 2014 glänzte er mit insgesamt 14 Toren in 14 Auftritten; gegen die kleineren Fußballnationen reicht's noch. Von Southgate wird ein 4-2-3-1 oder 4-4-2 erwartet, in beiden Systemen wäre Platz für vier reinrassige Offensive. Unter Allardyce kam Rooney wie bei der EM mit Roy Hodgson aus dem Mittelfeld, in einer strategischen Rolle, die ihm wenig behagte.
Der englische Eurosport-Journalist Toby Keel stimmt zu: "Wenn man Rooney ranlässt, kann das nur in vorderster Front sein, ob als Stoßstürmer oder zentral hinter dem Angreifer."
In Southgates Trainingseinheiten tummelte sich Rooney im Mittelfeld…
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