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WM-Playoffs: Tschechien tritt Russland-Boykott bei und unterstützt polnischen und schwedischen Verband
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Publiziert 27/02/2022 um 12:19 GMT+1 Uhr
Boykott gegen Russland in den WM-Play-offs komplett: Der polnische, der schwedische und der tschechische Fußballverband wollen angesichts des weiteren Vorrückens russischer Truppen in der Ukraine nicht zu WM-Quali-Spielen gegen Russland antreten. Das teilten die Verbände am Wochenende mit. Nach dem Boykott-Vollzug von Polen und Schweden am Samstag zog Tschechien am Sonntag nach.
Auch die tschechische Nationalmannschaft will in den WM-Playoffs nicht gegen Russland antreten
Fotocredit: Getty Images
Der europäische Fußball zeigt Russland und dem Aggressor Wladimir Putin die Rote Karte: Weltfußballer Robert Lewandowski ging dabei mit einer klaren Haltung voran. "Russlands Fußballer und Fans" seien "nicht verantwortlich" für die Kriegstreiberei Putins, teilte der Torjäger von Bayern München via Twitter mit: "Aber wir können nicht so tun, als ob nichts passiert ist."
Deshalb ist es für den Kapitän der polnischen Nationalmannschaft selbstverständlich, dass sein Team in den WM-Play-offs am 24. März nicht gegen Russland antreten wird. "Aufgrund der Aggression Russlands in der Ukraine plant Polen nicht, gegen die russische Mannschaft anzutreten. Das ist die einzig richtige Entscheidung", sagte Polens Verbandspräsident Cezary Kulesza.
Auch Schweden und Tschechien kündigten einen Boykott der möglichen Partie gegen die Russen an. Die FIFA rang sich zu einem Ausschluss Russlands aber noch nicht durch, auch wenn sich der französische Verband dafür aussprach und die englische FA ankündigte, dass kein Nationalteam in "absehbarer Zukunft" gegen Russland spielen werde. Man habe die Positionen Polens, Schwedens und Tschechiens "aufmerksam zur Kenntnis genommen", teilte derweil der Weltverband am Sonntagabend mit. Man befinde sich mit den Verbänden "im Dialog" und werde "angemessene und akzeptable Lösungen finden".
Die FIFA verhängte zudem erste Sanktionen. Es werden keine internationalen Spiele in Russland mehr ausgetragen, Heimspiele finden auf neutralem Boden statt. Zudem wird bei Spielen der Nationalmannschaft die Hymne nicht mehr gespielt, auch die russische Fahne wird nicht zu sehen sein. Zudem darf die Nationalmannschaft nicht mehr unter dem Namen Russlands ihre Spiele bestreiten. Sie läuft künftig unter dem Namen ihres Verbandes RFU auf.
Fußball bekundet Solidarität
In fast allen Stadien in Europa demonstrierten Spieler und Fans und bekundeten Solidarität mit der Ukraine - auch in Deutschland. In Fürth versammelten sich Spieler der Gastgeber und des 1. FC Köln hinter einem blau-gelben Plakat mit der Aufschrift "Stop War - wir gegen Krieg". Ähnliche Szenen waren in vielen Arenen zu sehen.
Die Schweigeminute vor den Spielen im deutschen Profifußball dürfte vor allem Danilo Sikan von Hansa Rostock, einziger ukrainischer Spieler im deutschen Profifußball, sehr nahe gegangen sein. Er wurde von Hansa-Coach Jens Härtel gegen den 1. FC Nürnberg (0:2) von Anfang an aufgeboten: "Das hilft ihm, die Situation ein Stück weit auszublenden."
Die Europäische Fußball-Union (UEFA) ist offenbar gewillt, die Trennung vom russischen Großsponsor Gazprom durchzuziehen. Nach Informationen der englischen "Times" wird an einer Auflösung des millionenschweren Vertrags gearbeitet.
Die UEFA dementierte den Bericht auf "SID"-Anfrage nicht, teilte lediglich mit: "Weitere Sitzungen des Exekutiv-Komitees werden in Kürze stattfinden", bei diesen würden "zusätzliche Angelegenheiten" behandelt. Schon am Freitag wurde das Champions-League-Finale am 28. Mai von St. Petersburg ins Stade de France nach St. Denis verlegt.
Schalke entfernte Gazprom-Schriftzug
Die UEFA würde mit der Trennung von Gazprom wirtschaftlich durchaus ein großes Opfer bringen. Die seit zehn Jahren bestehende Zusammenarbeit läuft noch bis 2024, die EM-Endrunde in Deutschland eingeschlossen. Schätzungen zufolge kassierte die UEFA bislang zwischen 40 und 48 Millionen Euro pro Jahr von dem Gaskonzern.
Zweitligist Schalke 04 hatte schon am Donnerstag entschieden, den Schriftzug des Großsponsors Gazprom vom Trikot der Königsblauen zu entfernen. Beim 1:1 in Karlsruhe traten die Knappen stattdessen mit "Schalke 04" auf der Brust an.
Möglicherweise gibt es sogar eine Finanzhilfe von der Liga für die Königsblauen, um den Verlust auszugleichen. DFB-Interims-Präsident Hans-Joachim Watzke hatte "ZDF" eine Unterstützung der anderen Klubs für Schalke ins Gespräch gebracht. Er sei sehr froh, betonte Watzke, dass die neue Schalker Führung "jetzt klar Haltung beweist". Diese könne "am Ende nur darin münden, denke ich mal, dass man dieses Sponsoring beendet".
Leipzig-Spiel auf der Kippe
Der einstige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig brachte unterdessen eine "Demokratie- und Friedensabgabe" des deutschen Profifußballs ins Gespräch. "Angesichts der schwindenden gesellschaftlichen Akzeptanz des Fußballs wäre das aus meiner Sicht ein guter Schritt, um ein Zeichen zu setzen", sagte der 58-Jährige dem "SID".
DFB-Präsidentschaftskandidat Peter Peters verlieh indes der Forderung nach einem Ausschluss russischer Fußballteams aus sämtlichen Wettbewerben Nachdruck. "Ich kann mit nicht vorstellen, dass irgendeiner ein Spiel gegen eine russische Mannschaft spielen kann", sagte der 59-Jährige.
Dabei könnte ein Bundesligist davon betroffen sein, denn RB Leipzig wurde in der Europa League im Achtelfinale (10. und 17. März) dem russischen Vertreter Spartak Moskau zugelost. Dass das Duell wirklich stattfindet, wird von Tag zu Tag unwahrscheinlicher.
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(SID)
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Quelle: Perform
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