Deutsche Nationalmannschaft steht nach Blamage gegen Slowakei vor Abwehr-Chaos - Verteidigung als neue alte Baustelle

Nach dem verheerenden Auftritt der deutschen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation bei der Slowakei gerät nicht nur der Traum vom WM-Titel 2026 in weite Ferne. Die schwache Offensive wurde noch getoppt von der katastrophalen Defensivleistung von Antonio Rüdiger und Co. Auf Bundestrainer Julian Nagelsmann warten viele Fragen. Die größte: Wie kriegt er die Großbaustelle Abwehr in den Griff?

Baumann über Slowakei-Debakel: "Hat jeden getroffen"

Quelle: Perform

Auf der ewigen Baustelle Abwehr rannten selbst die "Vorarbeiter" kopflos herum. Derjenige, der kein Projektleiter mehr sein darf, stand kopfschüttelnd daneben.
"Nach einer Minute gibt es die erste Torchance!", schimpfte der fassungslose Joshua Kimmich nach der Blamage von Bratislava. Und was für eine! Was folgte, war aber noch schlimmer: In 90 Minuten kollektivem Tiefschlaf wurde die Verteidigung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft von mittelmäßigen Slowaken zerrissen.
Der bemitleidenswerte Debütant Nnamdi Collins - beim 0:2 (0:1) mit Knoten in den Beinen zur Halbzeit ausgewechselt. Antonio Rüdiger, vermeintlicher Top-Star von Real Madrid - stolperte herum, als stehe er in Bowling-Schuhen auf spiegelglattem Eis. Jonathan Tah, der erfahrene neue Bayern-Profi - nur minimal besser.
Im Netz ergoss sich rassistischer Hass über sie. Der DFB sah sich genötigt, in den Sozialen Medien ein Stoppschild zu setzen. Auf dem Platz war dies sportlich auch Kimmich, von rechts hinten auf die Sechs zurückversetzt, nicht gelungen. Die menschliche Flipperkugel im Taktik-Mäandern von Julian Nagelsmann fehlt immer dort, wo sie gerade nicht spielt.

Kimmich sieht Schuld bei der Mannschaft

"Da braucht man dann auch nicht über System, Taktik, Viererkette, Dreierkette oder sonst irgendwas zu sprechen", sagte der Kapitän zornig. Hohe Außen, tiefe Außen, alles Kokolores, es gehe "einzig und allein" um die Einstellung.
Das sollte vielleicht auch eine Entlastung für seinen Bundestrainer sein, ein "Wir waren schuld". Es zeigte aber doch nur, dass an diesem furchtbaren Fußballabend selbst grundlegende Anforderungen an Nationalspieler unerfüllt blieben.
Das fällt selbstverständlich auf Nagelsmann zurück, der innerlich kochte und seine Analyse durch die Zähne presste. "Wir haben an Zweikämpfen alles verloren, was es zu verlieren gab", hatte er richtig gesehen, "das gesamte Konstrukt war extrem instabil."
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Die deutsche Abwehr wackelte bedenklich

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Schweinsteiger kritisiert DFB-Team scharf

Bastian Schweinsteiger ruderte als TV-Experte der "ARD" ratlos mit den Händen, er wurde deutlich wie nie: "Das hat mit Verteidigen überhaupt nichts zu tun", kritisierte der Weltmeister von 2014 vernichtend. "Ich habe keine deutsche Fußball-Nationalmannschaft gesehen."
Die Verantwortung für mangelnde Struktur und Kreativität schob er dabei der Abwehrreihe zu – diese habe nie erkannt, wohin der Ball gespielt werden musste. Immerhin wird an der Verteidigung am Sonntag (20:45 Uhr im Liveticker) in Köln von Nordirland wohl weniger gerüttelt werden.
Besonders Antonio Rüdiger, seines Zeichens Stammspieler bei Real Madrid und eigentlicher Abwehrchef der DFB-Elf, bekam von Schweinsteiger eine Extrakritik ab: "Das hat nichts mit Verteidigen zu tun", analysierte er. Rüdiger sah bei beiden Treffern der Slowakei nicht gut aus.
Ein positives Beispiel fand der ehemalige DFB-Kapitän auch - das spielte allerdings im Nationaltrikot der Slowaken: "Schau dir den Skriniar an, bei den Slowaken hintendrin. Keiner von uns konnte dem das Wasser reichen", erklärte er.
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Bastian Schweinsteiger hat die DFB-Elf zerlegt

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Tah zeigt sich bedenklich ratlos

Alarmierend darf man die Worte von Jonathan Tah bewerten. Der Innenverteidiger, der wie Kollege Rüdiger einen rabenschwarzen Tag erwischte, wirkte im Interview nach dem Spiel fast schon ratlos.
"Insgesamt hatten wir sehr, sehr wenig Zugriff im Spiel. In allen Phasen. Mit dem Ball, wenn wir den Ball verloren haben. Das Umschalten defensiv. Es war ein sehr schwaches Spiel", sagte Tah deutlich.
Auf die Frage, was die Gründe waren, konnte der Spieler vom FC Bayern München kaum eine richtige Antwort formulieren: "Das ist schwierig zu erklären. Woran es lag, an was es uns gefehlt hat, dass wir das auf den Platz kriegen", erklärte er, ohne selbst eine Ursache für den desolaten Auftritt zu finden.
"Das war für uns alle glaube ich überraschend, dass es so gelaufen ist. Das ist nicht unser eigener Anspruch", befand der 38-malige Nationalspieler. Was genau für die am Ende böse Überraschung sorgte, konnte Tah nicht beantworten.
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Jonathan Tah zeigte sich nach dem Spiel ratlos

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Kimmich wieder rechts hinten?

Wie reagiert Nagelsmann? Der Bundestrainer hatte vorab ausführlich über sein "Herzstück" Mittelfeld doziert, in dem es keine großen Änderungen mehr geben werde, ja, geben dürfe bis zur WM. Doch nach dem Spiel öffnete er die Türe für eine neuerliche Abordnung Kimmichs auf die chaotische Abwehr-Baustelle. "Das ist immer eine Option", betonte er. Sinngemäß: Er könne sich ja keine Weltklassespieler backen.
Der Versuchsaufbau mit Collins war ihm explosiv um die Ohren geflogen. Ihn zum Sündenbock abzustempeln, war Nagelsmann aber mit Recht zu billig. Er wolle nicht auf dem Frankfurter "rumhacken", nehme das auf seine Kappe, sagte der Bundestrainer.
Er hatte in seiner Not sogar Maximilian Mittelstädt auf die ungewohnte rechte Seite beordert: Er wollte wohl Kimmich nicht schon nach 45 Minuten wieder verschieben.
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Joshua Kimmich könnte wieder hinten rechts spielen

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Rüdiger und Tah kassieren Note 6

Das Problem waren aber die Erfahrenen, die Collins keine starke Schulter boten. Auszug aus der Online-Einzelkritik des "Spiegel" über Rüdiger: "Extrem schwach, fahrig, im Zweikampf anfängerhaft, überfordert. Ein 90-minütiges Sicherheitsrisiko." Die Noten im üblicherweise eher zurückhaltenden "kicker": Collins 6, Rüdiger 6, Tah 6.
Julian Nagelsmann sollte sich besser einen Schutzhelm aufsetzen.
(SID)
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Isak: Möchte bei Liverpool "Geschichte schreiben"

Quelle: Perform


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