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WM 2022 - Holger Badstuber-Kolumne: Es liegt ein Schatten auf dem Turnier - die FIFA hat es verbockt

Holger Badstuber

Update 24/11/2022 um 17:53 GMT+1 Uhr

Eurosport-Experte Holger Badstuber spricht in seiner Kolumne Klartext zum Eklat bei der WM 2022 rund um die "One-Love"-Kapitänsbinde: "Die Diskussionen lassen alle schlecht aussehen - vor allem die FIFA." Des Weiteren äußert sich der ehemalige Nationalspieler über die Stärken und Schwächen der DFB-Elf und positioniert sich im Fall Kimmich: "Es ist wurscht, wo Joshua spielt."

Eurosport-Experte Holger Badstuber analysiert die Rolle von Joshua Kimich im DFB-Team

Fotocredit: Getty Images

Servus Fußball-Freunde!
Ich wollte mich zu Beginn in dieser Kolumne eigentlich voll auf das Sportliche konzentrieren. Auf den Fußball, den Sport an sich, auf die Taktik, die Athletik.
Ich habe mich auf Top-Spiele gefreut. Einfach auf alles, was mich mein ganzes Leben begeistert hat. Doch die Entwicklungen zum Start dieses umstrittenen Turniers in Katar lassen auch für mich keine andere Möglichkeit zu, als mit einem politischen Thema zu beginnen. Auf dieser WM liegt ein dunkler Schatten.
Die Diskussionen um die "One-Love“-Kapitänsbinde lassen alle schlecht aussehen - vor allem die FIFA. Die Binde plötzlich zu verbieten und gleichzeitig mit Sanktionen bei Missachtung der Ansage zu drohen, ist nicht nachvollziehbar und nicht im Sinne des Fußballs. Die FIFA hat es verbockt - und das schon vor zwölf Jahren bei der WM-Vergabe.
Wenn überhaupt irgendetwas gut ist an der aktuellen Situation, dann dass das Thema Menschenrechte nicht kleiner wird und diese WM stetig begleiten wird.
Die Spieler zu kritisieren, halte ich indes für falsch und nicht fair ihnen gegenüber. Als Spieler willst du in erster Linie ein gutes Turnier spielen, gut performen, dich voll fokussieren. Denn nur so kannst du deine Top-Leistung bringen.
Natürlich beeinflusst dich der Wirbel von außen, das geht nicht spurlos an einem vorbei. Ich bin mir sicher, dass auch die deutschen Nationalspieler gegen Japan im Kopf nicht komplett frei sein werden.
Deutschland kann schnell spielen, tief stehen, hoch pressen, sowohl Ballbesitz-Fußball als auch Konter- und Umschaltspiel auf höchstem Niveau bieten. Die Frage ist: Was kann Deutschland besonders gut? Schon gegen Japan wird sich zeigen, ob die Mannschaft das hat, was eine gute Turniermannschaft zu einem Favoriten werden lässt: Die Balance. Zu einem erfolgreichen Abschneiden gehört eine gute Struktur, eine gute Aufteilung mit stabiler Achse.
Dabei ist es wurscht, wo Joshua Kimmich spielt. Ob als Sechser oder in der Viererkette - es ist nur wichtig, dass er spielt.
Er wird überall zu den Leistungsträgern gehören und seiner Führungsrolle gerecht werden.
Ein Schlüssel zum Erfolg werden die Defensivspieler sein. Angeführt von Manuel Neuer im Tor, über die Innenverteidiger und das defensive Mittelfeld müssen sie dafür sorgen, dass die vielen guten Kreativspieler im Angriff auch konsequent mit nach hinten arbeiten. Sie müssen ein Klima erzeugen, in dem es für jeden selbstverständlich ist, defensiv zu arbeiten. In den erfolgreichen Turnieren der Vergangenheit hat uns das immer ausgezeichnet.
Auf dem anstrengenden Weg nach hinten zu malochen und aggressiv zu verteidigen ist einerseits die größte Herausforderung, andererseits die entscheidende Antwort auf die Frage, wie weit es für die DFB-Elf in Katar gehen kann.
Es ist viel möglich und eine Struktur kann auch von Spiel zu Spiel wachsen, aber im Vergleich zu den Leistungen in den Testspielen müssen alle noch eine Schippe drauflegen!
Dort war das Gebilde noch zu labil - vor allem über außen. Es wurden zu viele Großchancen zugelassen. Alles kann selbst Neuer als bester Torhüter der Welt nicht retten.
In der Offensive ist die Qualität generell unglaublich, da mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Klar, der Ausfall von Leroy Sané ist sehr bitter. Aber er soll sich jetzt erholen und lieber beim nächsten Spiel voll am Start sein. Es gibt genug Möglichkeiten, den Ausfall zu kompensieren. Wichtig ist, dass die vielen schnellen Spieler sich gut ergänzen und einen Flow finden.
Trotz des dunklen Schattens auf diesem Turnier, hoffe ich, dass es sportlich noch das eine oder andere Highlight gibt. Ich bleibe gespannt auf den Auftakt der deutschen Mannschaft und werde meine Eindrücke am Donnerstag hier teilen.
Bis dahin, Euer
Holger Badstuber

Zur Person Holger Badstuber:

Holger Badstuber spielte von 2010 bis 2015 insgesamt 31 Mal für die deutsche Nationalmannschaft. Mit dem FC Bayern München wurde er sechsmal Deutscher Meister und gewann 2013 die Champions League. Für Eurosport ist er Experte für die WM 2022 in Katar.
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