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WM 2022: Oliver Bierhoff löst Vertrag mit dem DFB nach deutschem Vorrunden-Aus in Katar auf

Eurosport
VonEurosport

Update 06/12/2022 um 11:44 GMT+1 Uhr

Oliver Bierhoff verlässt den Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Konsequenz aus dem WM-Debakel nach 18 Jahren. Die Vertragsauflösung gab der DFB am Montagabend bekannt. Bierhoff war beim Verband zuletzt "Geschäftsführer Nationalmannschaften und Akademie", über die Nachfolgeregelung sollen laut der Mitteilung die DFB-Gremien beraten. Bierhoffs Vertrag lief bis 2024.

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Vier Tage nach dem WM-Desaster in Katar hat Oliver Bierhoff überraschend das Handtuch geworfen.
"Mit sofortiger Wirkung", teilte der 54 Jahre alte Geschäftsführer des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am späten Montagabend mit, habe er seinen Vertrag mit dem Verband nach einem Gespräch mit Präsident Bernd Neuendorf aufgelöst. "Ich mache damit den Weg frei für neue Weichenstellungen", schrieb er.
Der umstrittene Bierhoff räumte ein, dass er sich nicht ohne "die nötige Selbstkritik" zurückziehe.
"In den vergangenen vier Jahren haben wir es nicht geschafft, an frühere Erfolge anzuknüpfen und den Fans wieder Grund zum Jubeln zu geben", sagte er, "einige Entscheidungen, von denen wir überzeugt waren, haben sich nicht als die richtigen erwiesen." Dies bedauere "niemand" mehr als er, dafür übernehme er auch "die Verantwortung".

Flick muss alleine Stellung beziehen

Bierhoff war 18 Jahre für den DFB tätig, sein Vertrag lief noch bis zur Heim-EM 2024. Mit seinem selbstgewählten Rückzug kam er womöglich einer Entlassung zuvor.
Wohl am Mittwoch sollte er gemeinsam mit Bundestrainer Hansi Flick zu einer ersten Aufarbeitung des Scheiterns bei der WM mit Neuendorf und DFB-Vize Hans-Joachim Watzke zusammentreffen. Flick wird nun alleine Stellung beziehen müssen zum deutschen Vorrunden-Aus und den Perspektiven zunächst bis zur EM.
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OIiver Bierhoff (l.) und Hansi Flick (r.)

Fotocredit: Getty Images

Bierhoff betonte, dass sein Wirken stets getrieben war "von der Überzeugung, mein Bestes für den DFB und die Nationalmannschaften zu geben. Umso mehr schmerzt mich das Abschneiden der Männer-Nationalmannschaft bei den Weltmeisterschaften in Russland und Katar".
Es war die dritte Pleite nacheinander der DFB-Auswahl nach dem Aus in der Vorrunde bei der WM 2018 in Russland und dem Scheitern im EM-Achtelfinale gegen England.
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Watzke zollt Bierhoff seinen Respekt

"Oliver Bierhoff hat sich in den 18 Jahren seines Wirkens erhebliche Verdienste um den deutschen Fußball erworben", sagte Watzke dem "SID", "dafür gebühren ihm Respekt, Anerkennung und Dank."
Neuendorf betonte: "Auch wenn die letzten Turniere hinter den sportlichen Zielen zurückblieben", stehe Bierhoff "für große Momente", sein Wirken werde "für immer mit dem WM-Erfolg in Brasilien verbunden bleiben". Er habe zudem den DFB "nachhaltig geprägt".
Die Nachricht am Montagabend kurz nach dem Ende des WM-Achtelfinales zwischen Brasilien und Südkorea (4:1) kam aus heiterem Himmel. "Ich bin sehr überrascht, weil ich dachte, man geht jetzt in die sachliche Analyse und gibt sich bis Mittwoch Zeit", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg als Gast im "ZDF". "Ich habe die letzten Jahre engen Kontakt mit Oliver Bierhoff haben dürfen. Er war bei uns, hat unsere Themen aufgenommen und transportiert. Ich bin ein bisschen sprachlos."
Wer soll die Nachfolge von Oliver Bierhoff übernehmen?
Bierhoff war 2004 zeitgleich mit Bundestrainer Jürgen Klinsmann zum DFB gekommen. Zuvor hatte er 37 Tore in 70 Länderspielen geschossen und die DFB-Auswahl im EM-Finale 1996 mit seinen beiden Finaltoren, darunter dem ersten Golden Goal, zum Europameister gekrönt.
Zwei Jahre nach seinem letzten Länderspiel begann er als Manager der DFB-Auswahl. Ab 2015 übernahm er die Projektleitung für die DFB-Akademie. 2018 wurde er Direktor Nationalmannschaften und Akademie und 2022 Geschäftsführer Nationalmannschaften und Akademie der DFB GmbH & Co KG.
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Die Erklärung von Oliver Bierhoff zu seinem Rücktritt im Wortlaut

"Nach 18 Jahren in verantwortlichen Positionen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) habe ich mit sofortiger Wirkung meine Tätigkeit als Geschäftsführer Nationalmannschaften & Akademie beendet. Darauf habe ich mich heute mit Präsident Bernd Neuendorf verständigt. Ich mache damit den Weg frei für neue Weichenstellungen.
Es war eine intensive, spannende und lehrreiche Zeit, in der wir gemeinsam große Erfolge feiern konnten, Rückschläge verarbeiten mussten und außergewöhnliche Projekte umsetzen durften. Meine Aufgabe war vom ersten bis zum letzten Tag Teamwork. Ich danke all den Menschen von Herzen, die mir in dieser Zeit mit ihrem Einsatz, ihren Ideen und ihrer Leidenschaft zur Seite gestanden haben. Ich bin stolz auf das, was ich gemeinsam mit meinen Mitarbeitern, unseren Nationaltrainerinnen und Nationaltrainern und den Betreuerstäben geleistet habe. Solche Teams um sich zu haben, war ein Privileg.
Mein Wirken war stets getrieben von der Überzeugung, mein Bestes für den DFB und die Nationalmannschaften zu geben. Umso mehr schmerzt mich das Abschneiden der Männer Nationalmannschaft bei den Weltmeisterschaften in Russland und Katar. Ich gehe deshalb auch nicht ohne die nötige Selbstkritik. In den vergangenen vier Jahren haben wir es nicht geschafft, an frühere Erfolge anzuknüpfen und den Fans wieder Grund zum Jubeln zu geben. Einige Entscheidungen, von denen wir überzeugt waren, haben sich nicht als die richtigen erwiesen. Das bedauert niemand mehr als ich. Dafür übernehme ich die Verantwortung.
Voller Stolz blicke ich auf die Fortschritte und die Arbeit der DFB-Akademie. Ich bin überzeugt davon, dass sie einen maßgebenden Beitrag zur Entwicklung des deutschen Fußballs leisten wird. Dass ich dieses ehrgeizige Großprojekt von der Idee bis zur Realisierung über Jahrzehnte hinweg unter hohem persönlichem Einsatz begleiten durfte, war eine einzigartige Erfahrung. Dass nun unsere Nationalmannschaften auf dem neuen DFB-Campus eine Heimat gefunden haben, macht mich glücklich.
Ich wünsche dem DFB, seinen vielen engagierten Mitarbeitern, allen unter seinem Dach versammelten Verbänden und Klubs, Einrichtungen und Initiativen sowie unseren Nationalmannschaften viel Erfolg bei ihren wichtigen Aufgaben. Ich wünsche mir, dass die Fußball Fans unsere Teams - ob Frauen, Männer oder Junioren - auch in Zukunft voller Leidenschaft unterstützen. Das gilt insbesondere für unsere Männer-Nationalmannschaft bei der Heim-Europameisterschaft 2024, bei der wir zehn Jahre nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft in Brasilien wieder erfolgreich sein können.
Der Fußball hat mein Leben geprägt und wird mich weiter begleiten. Es war mir eine große Ehre, so lange für den deutschen Fußball gearbeitet zu haben."
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(SID)
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Schlussstrich nach WM-Debakel: Bierhoff löst Vertrag auf

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