Olympia 2024 - Drei Dinge, die beim irren Deutschland-Sieg gegen Frankreich auffielen: Uscins, du Wahnsinniger!
Update 08/08/2024 um 08:40 GMT+2 Uhr
Die deutschen Handballer haben bei Olympia 2024 in Paris einen sensationellen Viertelfinalsieg gegen Gastgeber Frankreich gefeiert. Beim 35:34 (29:29, 14:17)-Erfolg nach Verlängerung ragte vor allem Renars Uscins heraus. Der Rückraumspieler rettete das deutsche Team kurz vor Schluss in die Verlängerung und erzielte dort das entscheidende Tor mit einem überragenden Schlagwurf zum Halbfinaleinzug.
Emotion pur! Handball-Drama bringt Deutschland ins Halbfinale
Quelle: Eurosport
Aufholjagd, Sekunden-Drama, Weltklasse-Uscins: Der Viertelfinalsieg der deutschen Nationalmannschaft hatte alles, was das Handball-Herz begehrt. Nach einer schwachen ersten Halbzeit, bei der das DHB-Team froh sein musste, nur mit drei Treffern in Rückstand zu liegen, holte Deutschland im Laufe der zweiten Halbzeit Stück für Stück auf.
Dabei begann auch die zweite Halbzeit schlecht: In der 32. Minute betrug der Rückstand fünf Tore. Danach bewies das Team um DHB-Kapitän Johannes Golla aber Kampfgeist und zeigte eine große Leistungssteigerung - auch weil Torwart David Späth einige Paraden sammelte.
Dass die Deutschen die Verlängerung spielen durften, glich trotzdem einem Wunder. Eine Minute vor Schluss erzielte Dika Mem den Treffer zum 29:27. Deutschland bekam 15 Sekunden vor dem Abpfiff noch einen Siebenmeter.
Den verwandelte erst Uscins, dann spielte Superstar Mem nach dem Anwurf einen katastrophalen Fehlpass, den Julian Köster abfing. Quasi mit dem Schlusspfiff erzielte Uscins den Ausgleich.
In der Verlängerung entschied Deutschland den Abnutzungskampf durch ein Sahnetor des überragenden Uscins und steht im Halbfinale.
Drei Dinge, die in Lille auffielen:
/origin-imgresizer.eurosport.com/2024/08/07/4021636-81570368-2560-1440.jpg)
Highlights: So gewann Deutschland den Krimi gegen Frankreich
Quelle: Eurosport
1.) uscins, du Teufelskerl!
Man kann im Angriff nicht besser spielen als Renars Uscins in diesem Wahnsinns-Viertelfinale. 14 Tore sind Weltklasse. Vier Tore erzielte der 22-Jährige in der Verlängerung. Uscins verwandelte alle drei Siebenmeter-Versuche - und ist wohlgemerkt nicht der etatmäßige Strafwurfschütze des DHB-Teams. Er schritt an die Linie, weil zuvor alle Siebenmeter der Deutschen von Frankreichs Torwart Vincent Gerard gehalten wurden.
Und dann diese beiden Treffer für die Geschichtsbücher: Das Tor nach Mems Blackout-Pass Sekunden vor dem Abpfiff und dieser Strahl ins linke Kreuzeck kurz vor Ende der Verlängerung. Es sind aber nicht nur die Zahlen und diese beiden Tore, die Uscins' Leistung beschreiben. Es ist auch seine Dauerpräsenz.
/origin-imgresizer.eurosport.com/2024/08/07/4021675-81571148-2560-1440.jpg)
"Seid ihr verrückt!" Uscins-Hammer entscheidet Verlängerung
Quelle: Eurosport
Denn dass Uscins der Go-to-Guy im deutschen Angriff ist, dürfte für die Franzosen keine Überraschung gewesen sein. Schließlich war er schon in der Vorrunde in allen Spielen der beste Angriffsspieler. Und trotzdem konnte Frankreich den Rückraum-Rechten nie stoppen.
Uscins war über Rückraumwürfe aus der Fernwurfzone abschlussstark, zudem zog er mit viel Schwung in die Lücken, spielte kluge Pässe zu den anderen Rückraumspielern und legte Assists für Rechtsaußen Christoph Steinert auf.
"Renars Uscins war überragend", sagte Bundestrainer Alfred Gislason im "ZDF". "Diese Würfe von Uscins kommen wie aus dem Nichts, die sieht der Torhüter kaum." Über 70 Minuten war Uscins nicht zu stoppen. Er spielte besser als sein Positionskollege Mem aufseiten der Franzosen. Und der spielte ebenfalls mindestens weltklasse.
2.) Das Nationalteam hat sein 2007er-Erlebnis
Für deutsche Handball-Fans ist es DAS Spiel der Spiele: Das Halbfinale bei der Heim-WM 2007 gegen Frankreich im Tollhaus LanxessArena in Köln. Zweimal Verlängerung, der unwiderstehliche Mimi Kraus, Kempa-Tor und am Ende Henning Fritz, der den letzten Ball hält und mit eben jenem jubelnd durch die Halle rennt.
Die neue DHB-Generation hat Handball-Deutschland ein neues 2007er-Erlebnis geschenkt. Dafür kann man in seinen Social-Media-Feed schauen oder einfach den Herzschlagverlauf des Spiels analysieren. Oder man hört den Protagonisten zu. "Das war so ein Hin und Her, ich glaube, beide Seiten hatten zwischendurch schon dreimal aufgegeben und wieder dran geglaubt", sagte Rune Dahmke. "Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie das am Ende passiert ist."
Wieder ging es gegen favorisierte Franzosen, wieder ein K.o.-Spiel in einem Hexenkessel, wieder Verlängerung, wieder ein Herzschlagfinale. Mit Uscins, der mit diesem Spiel zum neuen deutschen Handball-Liebling aufsteigen dürfte.
Wie das DHB-Team in der Schlussminute zwei Tore aufholte und einen schier unmöglichen Ausgleich erzielte, war heldenhaft. Vor allem, nachdem die Deutschen zuvor größte Probleme gegen Frankreich hatten. "Es ist phänomenal", sagte Trainer Gislason. "Gerade, wenn bedenkt, wie unerfahren unsere Mannschaft ist, ist es wahnsinnig, so eine Leistung unter diesen Umständen zu bringen.“
2007 holte sich das DHB-Team nach dem Frankreich-Krimi den WM-Titel. Schreibt es dieses Mal das Märchen mit Olympia-Gold zu Ende, ist die Geschichte perfekt.
3.) Im Rückraum endlich weltklasse
Dieser Krimi-Sieg gegen Frankreich ist der letzte Beweis: Deutschland ist zurück in der Weltspitze angekommen. Und das liegt daran, dass mit dem Rückraum der letzte Mannschaftsteil Weltklasse-Niveau erreicht hat.
Auf der Torhüterposition ist Deutschland seit Jahren stark besetzt. Auf den Außen je nach Tagesform ebenfalls. Und Kreisläufer Johannes Golla zeigte mit einer überragenden Leistung in der Abwehr und seinen fünf Treffern im Angriff ebenfalls, dass es auf seiner Position kaum einen Besseren gibt. Das Sorgenkind bei den vergangenen Turnieren war häufig der Rückraum.
Klar, Juri Knorr zeigte in der Vergangenheit starke Spiele. Aber zum einen waren seine Leistungen zu inkonstant und zum anderen war er häufig auf sich allein gestellt. Gegen Frankreich spielten mit Knorr, Uscins und Sebastian Heymann drei Spieler überragend. Dazu kommt Julian Köster, der zwar unter seinen Möglichkeiten spielte und trotzdem wichtige Akzente setzte.
/origin-imgresizer.eurosport.com/2024/08/07/4021540-81568453-2560-1440.jpg)
Blindes Verständnis: Knorr findet Köster zum Kempa
Quelle: Eurosport
Neben dem überragenden Uscins bekam Frankreich auch Heymanns Wucht (sechs Treffer) kaum in den Griff, Knorr (fünf Tore) traf sehr viele richtige Entscheidungen und bediente Golla am Kreis mustergültig.
"Juri spielte ein sehr starkes Spiel, Uscins überragend, Golla phänomenal hinten wie vorne", lobte Gislason. "Ganz wichtig war heute auch die Leistung von Heymann, der reinkam und sehr wichtige Tore erzielte."
Früher mussten andere Mannschaftsteile eine ausbaufähige deutsche Rückraumleistung kompensieren. Gegen Frankreich war der Rückraum der Schlüssel zum Sieg.
Das könnte Dich auch interessieren: Pressestimmen zum Handball-Krimi: "6-Sekunden-Krimi"
Die Olympischen Spiele 2024 in Paris live bei discovery+ | Hol dir ein Abo ab 3,99 Euro und verpasse keinen Moment aller Events der Sommerspiele in Paris. Direkt zu unserer Streaming-Plattform discovery+.
/origin-imgresizer.eurosport.com/2024/08/07/4021644-81570528-2560-1440.jpg)
Live bei Eurosport: Deutschland schlägt Frankreich - Hens rastet aus
Quelle: Eurosport
Ähnliche Themen
Werbung
Werbung