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U21-WM - Paul Drux exklusiv über Deutschland gegen Dänemark: DHB-Spieler im Viertelfinale mental im Vorteil

Robert Bauer

Update 29/06/2023 um 10:41 GMT+2 Uhr

Die deutschen U21-Handballer stehen im Viertelfinale der Heim-WM und setzen zum ganz großen Wurf an. Bevor jedoch an den dritten Weltmeisterschaftstitel nach 2009 und 2011 gedacht werden darf, muss auf dem Weg ins Halbfinale Dänemark aus dem Wettbewerb geworfen werden. A-Nationalspieler und Füchse-Star Paul Drux spricht bei Eurosport exklusiv über den Turnierverlauf und schwelgt in Erinnerungen.

Drux warnt DHB vor Dänemark: "Treten ähnlich wie das A-Team auf"

Fünf Spiele, fünf Siege - dank einer makellosen Bilanz steht die deutsche Nationalmannschaft im Viertelfinale der U21-WM im eigenen Land. Längst haben die Leistungen der aufstrebenden Youngster um Justus Fischer, Tim Freihöfer oder Renars Uscins für Euphorie in Deutschland gesorgt und Hunger nach der ultimativen Krönung geweckt.
Bis zum dritten U21-WM-Titel nach 2009 und 2011 ist es aber noch ein gutes Stück hin - und mit Dänemark steht der Truppe von Bundestrainer Martin Heuberger im Viertelfinale ein schwerer Brocken im Weg.
"Die dänischen Junioren treten ähnlich auf wie ihre A-Mannschaft", analysiert Nationalspieler Paul Drux die Spielweise des Nachwuchses von Weltmeister Dänemark im exklusiven Interview mit Eurosport.de.
Der Triumph bei der Heim-WM ist für den Rückraumspieler der Füchse Berlin zwar alles andere selbstverständlich, doch der 28-Jährige glaubt an die Qualitäten der deutschen Junioren.
Vor allem im mentalen Bereich könnten Fischer und Co. einen Vorteil haben: "Einige traten schon in engen Spielen bei hitziger Atmosphäre vor vielen Zuschauern auf. Daher gehe ich davon aus, dass sie diesem Druck gewachsen sind."
Herr Drux, die deutschen U21-Handballer stehen dank einer makellosen Bilanz von fünf Siegen aus fünf Spielen im Viertelfinale der WM, wo es nun gegen Dänemark geht. Wie bewerten Sie die Auftritte der DHB-Auswahl in der Vorrunde?
Paul Drux: Die drei Vorrundenspiele waren sehr überzeugend. In den beiden letzten Spielen haben sie es für die Zuschauer klassisch spannend gemacht. Über die meiste Zeit der Partien war Deutschland die bessere Mannschaft. Durch viele Fehlwürfe und einfache technische Fehler wurden die Spiele aber noch einmal spannend gemacht. Nichtsdestotrotz haben sie sehr souverän das Viertelfinale erreicht.
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Highlights: DHB-Team erst souverän, dann fahrig

Werfen wir einen Blick voraus auf das Viertelfinale. Wie schätzen Sie Dänemark ein und wo genau liegen die Stärken des Gegners?
Drux: Ich habe die Teams im April gegeneinander spielen sehen und finde, dass die dänischen Junioren ähnlich auftreten wie ihre A-Mannschaft. Die Dänen spielen einen sehr schnellen Ball, lassen ihn fliegen und machen wenige technische Fehler. Gegen uns konnten sie sich damals aber nicht so richtig durchsetzen. Es bleibt zu sehen, was sie morgen auf die Platte bringen. Mit Thomas Arnoldsen haben sie ihren Top-Spieler dabei, der im Rückraum sicher den Unterschied machen kann. Nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass vor allem unser Innenblock dort richtig stark ist und ein Abwehrbollwerk stellen wird.
Eurosport-Experte Bob Hanning hat vor dem Turnier klar gesagt, dass er nichts weniger als WM-Gold erwartet. Ist für Sie der Titel in der Heimat genauso selbstverständlich oder überrascht Sie der gegenwärtige Erfolg des DHB-Teams bei der WM?
Drux: Für mich ist das keineswegs selbstverständlich. Trotzdem überrascht mich der deutsche Erfolg nicht, weil ich die Spieler bereits in der Vorbereitung gesehen hatte und von ihrer Leistung überzeugt war. Mit Martin Heuberger haben sie einen Trainer, der sie sehr gut auf die Herausforderungen einstellt und viel richtig macht. Nichtsdestotrotz muss man diese Spiele aber auch erst einmal gewinnen, gerade eine Partie wie gegen Dänemark. Ich hoffe, dass die Jungs dem Druck standhalten können, den sie sich wahrscheinlich selbst auferlegen, weil sie wissen, dass sie eine gute Mannschaft sind.
Ich bin mir sicher, dass die Spieler merken werden, was um sie herum geschieht und dass plötzlich der WM-Titel möglich ist.
Druck ist ein gutes Stichwort. Geben Sie uns doch einen Einblick, wie man als junger Spieler mit dieser Erwartungshaltung in Deutschland umgeht - und sind sie diesem psychischen Druck auch gewachsen?
Drux: Viele der Spieler konnten bereits Erfahrungen in der ersten und zweiten Liga sammeln - das ist ein Vorteil. Sie traten schon in engen Spielen bei hitziger Atmosphäre vor vielen Zuschauern auf. Daher gehe ich davon aus, dass sie diesem Druck gewachsen sind. Aber ich bin mir sicher, dass die Spieler merken werden, was um sie herum geschieht und dass plötzlich der WM-Titel möglich ist. Das Wichtigste dabei ist, sich abzulenken und im Team eine gewisse Ruhe zu bewahren. Und am besten wäre es, mit Spaß an die Sache ranzugehen und sich von der Welle in Deutschland treiben zu lassen.
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Drux traut dem DHB-Team Großes zu: "Von der Welle treiben lassen"

Wer hat sie im deutschen Team bislang personell am meisten überzeugt?
Drux: Unser Innenblock spielt extrem stark. Letztens gegen Kroatien habe ich es wieder beobachtet, wie geil sie verteidigen und es damit den Angreifern leichter machen. Und ich finde auch, dass ein Spieler wie Justus Fischer dabei echt vorangeht und bislang ein bärenstarkes Turnier spielt.
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Justus Fischer

Fotocredit: Getty Images

Im nächsten Jahr stehen für die A-Nationalmannschaft die EM sowie die Olympischen Spiele auf dem Programm. Haben die von ihnen genannten U21-Spieler das Zeug dazu, auch bei den "Großen" für Furore zu sorgen?
Drux: Wenn man die WM sieht, dann auf jeden Fall! Die Jungs machen das super. Natürlich sind sie noch jung, müssen an Erfahrung gewinnen und wahrscheinlich körperlich an der ein oder anderen Stelle etwas zulegen. Man sieht, was sie draufhaben und wo sie im internationalen Vergleich stehen. Darum mache ich mir keine Sorgen, dass sie in den nächsten Jahren in die A-Nationalmannschaft vorstoßen werden.
Sie selbst haben ebenso an einigen U-Turnieren teilgenommen - und das nicht gerade erfolglos. Welchen Stellenwert haben diese Erfolge für Sie heute noch?
Drux: Wenn man an sportliche Erfolge denkt, blickt man zunächst natürlich auf jene mit der A-Nationalmannschaft oder den Füchsen Berlin. Geht man aber etwas weiter zurück oder trifft auf seine Mitspieler von damals, kommen enorm viele schöne Erinnerungen hoch. In diesen Momenten vielleicht nicht so sehr in Bezug zum Handball, sondern hinsichtlich der gemeinsamen Erfahrungen und der Freundschaften, die sich damals entwickelt haben. Das bleibt einfach für immer und ist ein schönes Gefühl. Nichtsdestotrotz kann man stolz darauf sein, wenn man noch dazu eine Goldmedaille mit nach Hause gebracht hat.
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Highlights: Deutschland überwindet Fehlstart und schlägt Algerien deutlich

Was sind Ihre Erinnerungen daran, als Sie mit der Nationalmannschaft zum ersten Mal deutschlandweit im Scheinwerferlicht standen?
Drux: Das war alles ein bisschen holterdiepolter, weil alles relativ schnell ging. 2014 habe ich mein erstes A-Spiel gemacht und durfte 2015 gleich mit zur WM in Katar reisen - das war für mich eine riesige Ehre. Auf einmal kamen sehr viele Eindrücke dazu, der Medienrummel war etwas größer als erwartet. Mit Silvio (Heinevetter, Anm.d.Red.) hatte ich damals einen Gefährten an meiner Seite, der mich wieder eingefangen und an die Hand genommen hat. Das hat mir sehr geholfen. Und wie gesagt - das Schönste an dieser Zeit waren die Freundschaften, die sich entwickelt haben und bei manchen auch über die aktive Zeit hinausgehen. Daher ist es toll, wenn man sich ab und zu in Handball-Deutschland wiedersieht.
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Paul Drux im Nationaltrikot

Fotocredit: Getty Images

Im Vorfeld des Turniers wurde vermehrt das "Jahrzehnt des Handballs" ausgerufen und die "fetten Jahre des deutschen Handballs" angekündigt. Würden Sie mit dieser These mitgehen oder ist diese Lobeshymne aus Ihrer Sicht noch etwas verfrüht?
Drux: Wir haben alle Chancen dafür, müssen aber hart arbeiten, um diese auch nutzen zu können. Die U-Mannschaften haben sehr viel Potenzial, erzielen super Ergebnisse. Nichtsdestotrotz müssen wir es auch einmal bei den großen Turnieren abliefern und zeigen, das wir es können. Im Januar steht mit der Europameisterschaft in Deutschland ein riesiges Spektakel an. Da können wir sehr viel gewinnen - nicht nur an Medaillen, sondern auch darüber hinaus. Dafür muss aber noch viel gearbeitet werden und jeder noch ein paar Prozent draufpacken.
Über mein Comeback kann ich bislang nur so viel sagen, dass es eine kältere Jahreszeit sein wird als jetzt.
Kommen wir abschließend noch zu Ihnen persönlich: Sie haben sich im Länderspiel gegen Schweden Ende April die Achillessehne gerissen und arbeiten aktuell an Ihrem Comeback. Wie geht es in der Reha voran und können Sie schon eine Prognose über eine Rückkehr abgeben?
Drux: Aktuell geht es mir soweit ganz gut. Letztens war ich bei meinem Operateur, der den Fortschritt ebenso für gut befunden hat. Ich hoffe, dass es auch so weiterläuft. Meine Reha ist momentan relativ eingeschränkt, weil ich noch nicht viel mit dem Fuß arbeiten kann. Das wird in den nächsten Wochen aber wieder mehr werden. Über mein Comeback kann ich bislang nur so viel sagen, dass es eine kältere Jahreszeit sein wird als jetzt.
Einen konkreten Zeitraum können Sie also noch nicht nennen?
Drux: Das ist schwer abzusehen. Die Achillessehne ist eine kleine Zicke, wurde mir gesagt. Manchmal kann es schneller gehen, manchmal aber eben auch langsamer. Ich versuche, mir und meinem Körper so wenig Druck wie möglich zu machen - sogar wenn mir das oft schwerfällt. Für den Heilungsverlauf ist das aber das Beste.
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Drux über Combackplan: "Wird eine kältere Jahreszeit werden"

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