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Eiszeit zwischen Bolt und Gatlin

VonSID

Publiziert 03/05/2015 um 11:50 GMT+2 Uhr

Im Hintergrund flimmerten die letzten Mayweather/Pacquiao-Vorberichte über die Bildschirme, als Usain Bolt und Justin Gatlin kurz vergaßen, in welcher Sportart sie Schwergewichte sind. Wie zwei sich hassende Boxer saßen Bolt und Gatlin auf der Pressekonferenz nach dem Staffel-Showdown auf den Bahamas zwei Meter voneinander entfernt und starrten mit finsterem Blick vor sich hin.

Usain Bolt (l.) und Justin Gatlin (r.)

Fotocredit: AFP

Die Abneigung zwischen den beiden Sprint-Superstars war mit Händen greifbar. "Ich habe nicht zum ersten Mal verloren. Ohnehin zählt nur die WM. So what?", sagte Bolt nach der saftigen Pleite mit Jamaikas 4x100-m-Team bei den World Relays in Nassau gegen Gatlins Amerikaner und bemühte sich um Lockerheit.
Vergeblich, denn Weltrekordler Bolt war gehörig durch den Wind: "Wir müssen jetzt eben hart arbeiten, um in Berlin in Topform zu sein", sagte der 28-Jährige. Den Hinweis, dass der Saisonhöhepunkt doch vielmehr in Peking stattfinde, ließ Bolts Laune noch weiter in den Keller sinken.
Zwischen dem schnellsten Mensch der Geschichte und dem umstrittensten Sprinter des Planeten herrscht Eiszeit. Und diese heizt einen Zweikampf an, der zum größten Hass-Duell unter Sprintern seit der Fehde zwischen Carl Lewis und Ben Johnson Ende der Achtziger werden könnte.
Kampf Gut vs. Böse
Wie damals sind die Rollen eindeutig verteilt: Hier Bolt, der mutmaßlich makellose Überflieger, als der auch Lewis seinerzeit noch galt. Und in der Johnson-Bösewicht-Rolle Gatlin, zweimal überführter Doper: 2001 wurde er mit Amphetamin im Blut erwischt, 2006 mit Testosteron.
Dazwischen holte Gatlin 2004 Olympia-Gold über 100 m, 2005 WM-Titel über 100 und 200 m. Statt lebenslang gesperrt zu sein, läuft Gatlin heute als angeblich sauberer 33-Jähriger schneller als mit 24 unter nachgewiesenem Chemie-Einfluss. Dass er zuletzt auch noch mit einem lukrativen Nike-Sponsorendeal belohnt wurde, sorgte in der Szene für mittleres Entsetzen.
Auch Bolt stinkt die Causa Gatlin gewaltig. "Ich will ein netter Mensch sein und nichts Unhöfliches sagen... Er läuft gut, und damit hat es sich", ließ er unlängst in einem seiner wenigen Kommentare über den Kontrahenten verlauten. In Nassau sagte Bolt lediglich: "Er hat seine Sperre abgesessen." Und Gatlin? Der redete auf den Bahamas gewohnt viel, aber kaum über Bolt. "Ich habe Respekt vor ihm", sagte er lediglich bei der gemeinsamen Presserunde nach dem Staffel-Duell.
Nächstes Duell bei der WM in Peking
Am 29. August 2013 traten Bolt und Gatlin letztmals gegeneinander an. In Zürich siegte damals Bolt, wie schon bei der WM zwei Wochen zuvor. 2014 aber, als der große Jamaikaner verletzt nahezu komplett ausfiel, dominierte Gatlin. Über 100 m blieb er ungeschlagen, lief im gesetzten Sprinteralter persönliche Bestzeiten über 100 m (9,77) und 200 m (19,68). Marken, die in diesem Doppelpack sonst nur Bolt liefert - dessen Weltrekorde: 9,58 und 19,19.
Früher oder später werden Bolt und Gatlin ihren Zwist auf der Laufbahn austragen. Bei einem Meeting wird dies nicht der Fall sein - kein Direktor kann die Summe aufbringen, um beide vor den Weltmeisterschaften gegeneinander laufen zu lassen. In Peking werden sie es müssen, zwei Jahre nach dem letzten Aufeinandertreffen - ein Duell in Mayweather-Pacquiao-Dimensionen.
"Wenn es dazu kommt, dann geht kein Weg an Usain Bolt vorbei", sagte Michael Johnson, Gatlins Landsmann, in Nassau: "Auf seinem besten Level kann ihn niemand schlagen."
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