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Poledance in Saudi-Arabien: Vorkämpferinnen wollen Tabu-Thema beseitigen - "Poledance macht glücklich"

Eurosport
VonEurosport

Publiziert 11/10/2022 um 14:17 GMT+2 Uhr

Poledance in Saudi-Arabien? Für viele im streng konservativen Königreich ist das immer noch unvorstellbar. Doch einige Frauen kämpfen für die Akzeptanz des Sports, unter ihnen auch Nada, die vor ein paar Jahren einen Pole-Dance-Kurs in einem Fitnessstudio für sich entdeckte. Trotz der schwierigen Rechtesituation für Frauen wollen die 28-Jährige und ihre Mitstreiterinnen das Tabu-Thema beseitigen.

Poledancing in Saudi-Arabien

Fotocredit: Getty Images

Wenn sich die Tür des kleinen Fitness-Studios in Riad hinter ihr geschlossen hat, ist Nada komplett in eine andere Welt abgetaucht. Die 28-Jährige, die ihren Nachnamen lieber nicht preisgibt, pflegt im streng konservativen Königreich Saudi-Arabien ein Hobby, dessen Ausübung in ihrem Heimatland eine Menge Courage erfordert: Poledance.
Einst als lasziver Stangentanz in Bars und Nachtklubs etabliert, hat es der Poledance in der westlichen Welt längst zu einem anerkannten Wettkampfsport gebracht. Daran ist in der muslimischen Welt nicht zu denken, Nada weiß ganz genau, dass sie ihrer Leidenschaft nur im Verborgenen nachgehen kann.
Und so übt sie regelmäßig nur für sich selbst und ihr eigenes Wohlbefinden. "Ich schäme mich nicht, meine Sinnlichkeit und Weiblichkeit anzunehmen, solange ich von niemandem die Gefühle verletze", sagte Nada der französischen Nachrichtenagentur AFP.
Als Persönlichkeit, so die ausgebildete Yogalehrerin weiter, habe sie sich durch die neue sportliche Herausforderung enorm weiterentwickelt: "Poledance macht glücklich, stärkt den Körper und das Selbstbewusstsein. Für mich ist das Wichtigste, dass eine Frau selbstbewusst ist."

Saudi-Arabien: Lockerungen beim Sport für Frauen

Dass Nadas Tun von der Obrigkeit zumindest geduldet wird, ist Teil einer Imagekampagne Saudi-Arabiens, nach wie vor ein Land, das wegen massiver Menschenrechtsverletzungen weltweit in der Kritik steht. Beim Sport für Frauen wurden deshalb zuletzt Lockerungen auf den Weg gebracht. So existiert mittlerweile im Fußball eine Nationalmannschaft, eine nationale Liga ist in der Planung.
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Poledancing in Saudi-Arabien

Fotocredit: Getty Images

May al-Youssef, in deren Fitness-Studio Nada trainiert, beobachtet derlei kleine Fortschritte mit vorsichtigem Optimismus: "Vor fünf bis zehn Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich einmal Poledance anbieten würde. Aber es ist jetzt schön zu beobachten, dass die Frauen mit der Zeit ihren Körper mehr lieben."
Noch aber gibt es in der Sieben-Millionen-Metropole Riad nur ganze drei Anlaufstellen für Poledance-Interessentinnen. Knapp 200 Studios hingegen sind aktuell in Deutschland registriert, seit 2015 gibt es als Dachverband den Deutschen Pole Sports e.V.
Und dass das Turnen an einer vertikalen Stange tatsächlich in einen Leistungssport münden kann, dafür steht Yvonne Haug als personifiziertes Beispiel. Die mittlerweile 56-Jährige war von 1981 bis 1983 die beste deutsche Kunstturnerin, seit 2014 holte die Berlinerin in diversen Altersklassen sechs Weltmeistertitel.
"Poledance ist mittlerweile mein Leben. Mein Traum ist es, dass dieser Sport irgendwann olympisch wird", sagt Haug. Doch die Chancen stehen schlecht: Denn von der Balance der Geschlechter, die das IOC für neue Disziplinen fordert, ist Poledance, vorsichtig formuliert, noch sehr weit entfernt.
(SID)
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