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Yvonne Dathe will bei Red Bull X-Alps Geschichte schreiben

Christopher Köster

Update 04/07/2015 um 20:29 GMT+2 Uhr

Chiemsee, Zugspitz-Arena, St. Moritz, Matterhorn, Montblanc. Das sind nur fünf von zehn Punkten auf dem Weg von Salzburg nach Monaco. 1.038 Kilometer, mitten durch die Alpen. Nur mit dem Gleitschirm oder zu Fuß. Die Red Bull X-Alps gelten als eine der härtesten Extremsportveranstaltungen der Welt. Nun plant eine mutige Deutsche den historischen Coup. eurosport.de sprach mit Yvonne Dathe.

Yvonne Dathe - über den Wolken

Fotocredit: Eurosport

Man stelle sich vor, man fliegt mit dem Gleitschirm als Erster dem Ziel entgegen, der Sieg ist zum Greifen nah, eine große Belohnung wartet. Dann aber landet man zu früh, muss den restlichen Weg laufen und die Konkurrenten fliegen einem erbarmungslos über den Kopf hinweg.
So geschehen am Donnerstag beim Prolog der Red Bull X-Alps zwischen Fuschl und dem nahe gelegenen Wolfgangsee bei Salzburg. Der Italiener Aaron Durogati führte das Feld die meiste Zeit an, machte dann aber einen folgenschweren taktischen Fehler und musste sich am Ende mit Platz vier begnügen.
Nachtverbot umgehen
Ein Platz unter den ersten Drei wäre wichtig gewesen, bekommen diese doch einen zusätzlichen Nightpass.
Zur Erklärung: 32 Athleten aus 18 Nationen treten gegeneinander an und kämpfen darum, wer als Erster das Ziel in Monaco an der Côte d’Azur erreicht. Bei der bislang letzten Austragung vor zwei Jahren brauchte der Sieger knapp sieben Tage, es können aber auch bis zu zwei Wochen werden. Zwischen 22:30 Uhr und 5:00 Uhr muss der Athlet eine Regenerationspause einlegen. Und zwar genau an der Stelle, an der er sich um diese Zeit befindet.
Nur einmal im Rennen darf der Nightpass eingesetzt werden, mit dem auch nachts gelaufen werden darf. Fliegen ist in der Nacht grundsätzlich verboten. Ein zweiter Nightpass kann also Gold wert sein.
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Yvonne Dathe im Lechtal.

Fotocredit: Eurosport

"Idealerweise übernachten wir im Supportfahrzeug. Es kann aber auch sein, dass wir um halb elf auf dem Berg sind und in einer Hütte übernachten müssen", erklärt Yvonne Dathe im Gespräch mit eurosport.de. "Für den Extremfall haben wir auch die Ausrüstung für ein Biwak dabei und können draußen unter freiem Himmel schlafen. Aber das ist hoffentlich nur die Ausnahme."
Dathe ist eine von nur zwei Frauen, die in diesem Jahr teilnehmen. Seit 2005 hat sich keine Frau mehr an diese Herausforderung gewagt, in Monaco angekommen ist noch keine - Dathe könnte also Geschichte schreiben. Dennoch spielt die 38-Jährige diese Besonderheit herunter: "Die Geschlechterfrage ist mir eigentlich egal. Ich finde es schade, dass hier und auch bei anderen Wettbewerben so wenig Frauen dabei sind. Aber darüber denke ich im Rennen nicht wirklich nach."
Keine Chance ohne Unterstützung
Viel wichtiger ist für Dathe und die anderen Starter ohnehin der Begleiter, in ihrem Fall ihr Lebensgefährte Thomas Ide.
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Yvonne Dathe (l.) mit Lebensgefährte und Supporter Thomas Ide.

Fotocredit: Eurosport

"Ohne Supporter wäre ich gar nichts. Schon beim Aufstehen unterstützt er mich, begleitet mich danach mit zusätzlicher Ausrüstung auf den Berg hinauf. Ich muss meinen Schirm und die restliche Pflichtausrüstung tragen, mein Lebensgefährte bringt mir Wechselkleidung und Essen. Sonst würde ich wohl erfrieren und verhungern." Dathes Fazit: "Eigentlich ist der Supporter viel, viel wichtiger als der Athlet."
Auch über die Schwere der einzelnen Teilstücke können die Athleten im Vorfeld wenig sagen, wie Yvonne Dathe weiter ausführt: "Das Spannende an dem Rennen ist, dass man gar nichts vorhersagen kann. Idealerweise ist man jeden Morgen auf einem Berg, auf dem man starten kann. Das ist aber die Idealvorstellung, wahrscheinlich wird dies nicht so passieren." Und der Worst Case? "Wenn wir schlechtes Wetter haben können wir über die 4000er-Berge wie Matterhorn und Montblanc nicht hinwegfliegen sondern müssen alles laufen. Das wäre sehr hart", meint Dathe im Interview mit eurosport.de.
Tricks gegen gefährliche Konzentrationsfehler
Bei solchen oder anderen Unwägbarkeiten kann ihr Beruf als Mentaltrainerin von entscheidendem Vorteil sein. Gerade in heiklen Momenten oder wenn die Konzentration fürs Wesentliche mal nicht da sein sollte, hat die 38-Jährige ihre eigenen Techniken.
Ich wende immer gerne einen sogenannten Cross-Check an um den Gedankenfluss zu unterbrechen und mich neu zu fokussieren. Es kann schnell mal passieren, dass man beim Fliegen zu tief kommt. Man meint, man säuft ab und sieht nicht, wo es wieder hochgeht. Durch diesen Cross-Check und einen Rundumblick sehe ich dann wieder neue Möglichkeiten wie etwa einen Vogel, der gerade aufdreht, oder andere Piloten, die man vorher nicht wahrgenommen hat.
Nur etwa zwölf Prozent erreichen überhaupt das Ziel in Monaco, denn das Rennen wird 48 Stunden nachdem der Sieger angekommen ist beendet.
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Yvonne Dathe in herrlichem Alpenpanorama.

Fotocredit: Eurosport

"Wenn wir nur Annecy erreichen oder sogar noch weiter weg sind wäre es auch okay. Wir als Team haben zwei Ziele: Erstens natürlich gesund ankommen, das ist das Wichtigste. Und zweitens wollen wir Spaß haben, neue Gegenden erkunden und einfach jeden Kilometer in vollen Zügen genießen."
Im Idealfall wird es ein 1.038 Kilometer langer Genuss.
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