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Marcel Kittel gibt nach seinem Sieg in Dubai Auskunft über die Radsport-Situation in Deutschland

VonSID

Publiziert 31/01/2017 um 17:42 GMT+1 Uhr

Marcel Kittel ist keiner, der Luftschlösser baut. "Ja, es ist viel Positives passiert. Wir haben von der Glaubwürdigkeit her einen großen Sprung gemacht", sagte der Thüringer über die Situation im deutschen Radsport am Beginn eines wegweisenden Jahres. Kittel betont aber auch: "Definitiv gibt es noch Leute, die sagen, das ist ein heißes Eisen. Es sind auch noch sehr viele Zweifel dabei."

Marcel Kittel

Fotocredit: SID

Der neunmalige Tour-Etappensieger Kittel startete am Dienstag bei der Dubai-Tour in den Arabischen Emiraten gleich siegreich in eine Saison, als deren Höhepunkt aus deutscher Sicht der Grand Départ der Tour de France in Düsseldorf alles überstrahlt. Der Auftakt des wichtigsten Radrennens der Welt ist das sichtbarste Zeichen des Aufwinds.
Kittel sieht ihn als weitere Chance für "einen Wachstumsimpuls, dass Leute sagen: Radfahren ist cool, und ich habe kein Problem, mein Kind da hinzuschicken".
So weit ist es allerdings noch nicht. Zwar gibt es erstmals seit längerer Zeit zwei Teams in der höchsten Radsport-Kategorie mit deutscher Lizenz (Bora-hansgrohe, Sunweb) und weitere hiesige Firmen (Alpecin, Lidl), die in ausländische Teams in größerem Umfang investieren.
Dazu weckt die 2018 geplante Wiederbelebung der Deutschland-Tour neue Hoffnungen. Und nicht zuletzt sorgen die zahlreichen Erfolge von Kittel, John Degenkolb, Tony Martin und André Greipel sowie ihre klare Haltung im Kampf gegen Doping für Auftrieb.
Es gibt jedoch ein Aber. Die "ARD" hat noch immer nicht offiziell bestätigt, dass sie die Tour auch dieses Jahr live überträgt. Es gibt aktuell keine einzige Rundfahrt mehr in Deutschland und nur wenige Eintagesrennen. Bewerber für Straßenmeisterschaften stehen beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) keineswegs Schlange, der diesjährige Ausrichter Chemnitz hat kräftige Bauchschmerzen wegen der finanziellen Last.
Ralph Denk, Teammanager von Bora-hansgrohe, fällte im SID-Gespräch ein differenziertes Urteil. "Wir haben das Potenzial, um an die glorreichen Zeiten anzuschließen. Die stille Begeisterung ist da, aber es braucht eine Initialzündung. Ich hoffe, dass das noch kommt, dass der Funke überspringt", sagte er.
Denk hat in Doppelweltmeister Peter Sagan den derzeit weltweit populärsten Rennfahrer unter Vertrag. Einen der vier deutschen Top-Fahrer, die dem Team hierzulande zu größerer Aufmerksamkeit verhelfen könnten, sucht man im Kader jedoch vergeblich. "Ich kann mir keinen Vorwurf machen, wir haben uns um alle Vier bemüht. Ich hätte sie gerne genommen", sagte Denk.
Stattdessen fahren Kittel und Co. in ausländischen Mannschaften. "Mit Flucht aus Deutschland hat es nichts zu tun. Am Ende geht es um die beste Perspektive für sich selbst", sagt etwa Degenkolb, der auch in Dubai die Saison beginnt und dort für das US-Team Trek-Segafredo debütiert.
Greipel fühlt sich bei der belgischen Equipe Lotto-Soudal "richtig wohl", und Martin, der am Mittwoch bei der Valencia-Rundfahrt in die Saison einsteigt, zog einen Wechsel zu Katjuscha-Alpecin vor, das unter Schweizer Lizenz firmiert.
Kittel, der für Quick-Step Floors aus Belgien fährt, findet es ohnehin nicht unbedingt "entscheidend, dass die deutschen Top-Fahrer in einem Team sind". Von dem Gedanken an eine Art deutscher Nationalmannschaft ist auch Zeitfahr-Weltmeister Martin "aktuell abgekommen. Auch in internationalen Teams macht es viel Spaß." Er betont vielmehr: "Wir bleiben einfach dran am Ball." Damit der Boom vielleicht doch noch kommt.
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