Merckx fuhr mit Herzfehler

Das schreibt zumindest der Journalist Daniel Friebe in seinem Buch "Der Kannibale" über den mittlerweile 66-jährigen Belgier. "Er hätte jeden Moment tot umfallen können", erklärt der britische Autor im "Spiegel"-Interview. "Merckx litt an einer gefährlichen Erkrankung, die Wände der Herzkammern waren zu dick", führt Friebe weiter aus.

Schon bei Merckx' erstem Erfolg beim Giro d'Italia im Jahr 1968 soll es laut Friebe die verheerende Diagnose gegeben haben, die der Belgier und sein Umfeld lange verheimlichten. Spezielle Tests, die Merckx' Teamarzt Enrico Peracino beim damals führenden Herzspezialisten Giancarlo Lavezzaro in Auftrag gegeben hatte, förderten alarmierende Ergebnisse zu Tage. "Sein Herz war eine tickende Zeitbombe", beschreibt Friebe die Situation fünfmalige Tour- und Giro-Siegers mit drastischer Klarheit. "Das Leben hing an einem seidenen Faden", sagt der Journalist. "Heutzutage bekäme kein Radfahrer mit der Diagnose eine Profi-Lizenz."

Trotz aller Anzeichen, dass Merckx bei jedem Rennen mit seinem Leben spielen würde, blieb der "Kannibale" weiter im Sattel - gegen den Rat des Spezialisten. "Lavezzaro warnte Merckx' Ärzte in Belgien, aber denen war das egal", offenbart Friebe die Erkenntnisse seiner Recherche. "Merckx und sein Rennstall ignorierten das Risiko, und sie verschwiegen es. Zu viele Menschen hatten zu viel Geld und zu viele Emotionen investiert. Das Ende seiner Karriere wäre für sie das Ende der Welt gewesen."