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Operation Aderlass: Mark S. legt im Doping-Fall Geständnis ab
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Publiziert 29/09/2020 um 12:54 GMT+2 Uhr
Im Prozess gegen den Erfurter Mediziner Mark S. hat der Hauptangeklagte ein Geständnis abgelegt und Blutdoping bei Sportlern eingeräumt. Weitere Athleten wurden durch die Erklärung allerdings nicht belastet. "Warum ich mich entschlossen habe, Eigenblutdoping zu betreiben, kann ich nicht mehr sagen", ließ S. vor dem Landgericht München II über seine Anwälte verlauten.
Doping | Epo - Feature
Fotocredit: Getty Images
Als seine Anwälte das mit Spannung erwartete Geständnis verlesen, gibt sich der Hauptangeklagte Mark S. äußerlich entspannt. In grauem Hemd und beiger Hose verfolgte der Erfurter Sportmediziner die halbstündige Erklärung seiner Verteidigung - doch auf weitere Namen beteiligter Sportler warteten die Zuhörer im Dopingprozess vor dem Landgericht München II am Dienstag vergeblich.
"Warum ich mich entschlossen habe, Eigenblutdoping zu betreiben, kann ich nicht mehr sagen", ließ S. in der Erklärung verlauten. Vielleicht sei es seine "Liebe zum Sport" gewesen: "Doping ist an der Tagesordnung, wenn man erfolgreich sein will."
Kein Doping bei Milram und Gerolsteiner
Er habe aus den Augen verloren, dass er damit dem Sport schaden könne, rechtfertigte sich der Sportmediziner, der zudem einige der ihm vorgeworfenen Punkte als "unzutreffend" bezeichnete. Zudem bestritt er, in seiner Zeit als Teamarzt des Radrennstalls Gerolsteiner Doping betrieben zu haben.
S. droht in dem bis kurz vor Weihnachten angesetzten Prozess eine mehrjährige Haftstrafe. Auf die Nachfrage der Vorsitzenden Richterin, ob die Ausführungen seiner Verteidigung so stimmen würden, antwortete S. nur mit einem Nicken. Es sei seinem Mandanten sehr wichtig, seinen Beitrag so gut wie möglich zu erleuchten, betonte Anwalt Juri Goldstein: "Zum jetzigen Zeitpunkt denken wir, dass es so ausreicht."
Dopingarzt: Wollte kein Geld verdienen
An den vorherigen Prozesstagen hatten insgesamt drei Beschuldigte, darunter der Vater von S., ihre Beteiligung eingeräumt. Nur der Angeklagte Q. äußerte sich bisher nicht zu den Vorwürfen.
S. widersprach der Darstellung, er habe mit dem Doping Geld verdienen wollen. Es sei eine "Plus-Minus-Null-Rechnung" für ihn gewesen. Die Arbeit im Hochleistungssport habe ihn fasziniert, es sei für ihn "ein Eintauchen in eine andere Welt" gewesen, eine Art "Hobby", so S., der die konkreten Arbeitsabläufe vor Gericht anhand verschiedener Geräte ausführlich demonstrierte. Normalerweise habe er für die Grundkosten nach dem Erstgespräch 5000 Euro pro Athlet erhalten.
Auch habe er immer darauf geachtet - beispielsweise bei der Einstellung des Hämatokritwertes -, dass es keine gesundheitlichen Schäden bei den Sportlern gebe: "Das war mir immer sehr wichtig." Meist seien die Athleten über Empfehlungen an ihn herangetreten, es habe eine hohe Nachfrage gegeben.
Die Einlassungen seiner Mitangeklagten bezeichnete er als "weitgehend" zutreffend. Allerdings habe er Diana So. und Sven M. nicht unter Druck gesetzt. Beide hätten "von sich aus nein sagen können". Die mitangeklagte Krankenschwester So. hatte von Geldproblemen berichtet und davon, dass sie sich nicht getraut habe, aufzuhören.
S. betonte zudem, wie leid es ihm täte, seinen Vater in die Vorgänge hineingezogen zu haben. Mit einer "Salamitaktik" habe er diesen in seine Tätigkeit eingeweiht. Sein Vater, Ansgard S., hatte in der vergangenen Woche erklärt, von den Dopingpraktiken seines Sohnes gewusst zu haben.
Aufgeflogen war das Dopingsystem durch spektakuläre Razzien im Februar 2019 während der nordischen Ski-WM in Seefeld und in Erfurt. Bekannt ist bisher die Verwicklung von 23 Sportlern aus acht Ländern.
(SID)
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Quelle: Eurosport
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