Evans: Das ist 'Racing'

Andy Schleck (Leopard-Trek): "Ich habe heute Morgen gesagt, dass ich in Paris nicht Vierter werden will. Ich wollte alles riskieren und hatte auch keine Angst, so früh anzugreifen. Ich habe mich super gefühlt und mir gesagt: Entweder es klappt, oder eben nicht. Ohne Maxime wäre das heute nicht möglich gewesen.

Am Ende war nicht mehr mehr möglich. Ich habe bis zum Zielstrich um jede Sekunde gekämpft und mich nur noch auf den Schmerz in meinen Beinen konzentriert, und der war wirklich groß. Es ist lange her, dass ich zum letzten Mal so gelitten habe. Ich wollte natürlich das Gelbe Trikot, aber ich bin nicht enttäuscht, dass es nicht geklappt hat. Ich habe noch zwei Tage, um es zu holen. Die Ausgangssituation für morgen ist jetzt optimal."

Fränk Schleck (Leopard-Trek): "Es lief alles perfekt. Andy hatte mir vorher gesagt, dass er früh angreifen will, damit ich die Tour gewinnen kann. Die anderen sollten arbeiten müssen, und wenn wir ihn eingeholt hätten, dann hätte ich es probiert. Aber dazu kam es nicht. Ich bin sehr stolz auf das Team, auf alle die da so viel Herzblut hineingesteckt haben, und natürlich auf meinen Bruder und mich."

Cadel Evans (BMC): "So sieht richtiges ‚Racing‘ aus. Das war ein mutiger und effektiver Schachzug von einem sehr, sehr starken Andy Schleck."

Thomas Voeckler (Europcar): "An den letzten Tagen habe ich auf viele Antritte reagiert, und das war nicht immer richtig. Heute habe ich mich auf Evans konzentriert. Er war sehr stark und ist jetzt der Favorit auf den Gesamtsieg. Ich hatte im Anstieg keine Ahnung, wie weit Andy noch weg war. Erst im Ziel habe ich erfahren, dass wir drei Kilometer vor dem Ziel noch drei Minuten zurücklagen. Ich musste am Galibier auf den Wind aufpassen, und auch auf die Zuschauer, die mich anfassen wollten. Sie berührten meinen Lenker mehrmals.

Ich habe sehr gelitten, aber ich konnte den Favoriten wieder folgen. Gelb zu verteidigen, war schon in Luz-Ardiden jenseits meiner Vorstellung, am Plateau de Beille dann wieder, und hier am Galibier. Ich kann den Fans nichts anderes garantieren, als dass ich auch morgen wieder kämpfe. Aber jeder weiß, dass Andy Schleck der stärkere Kletterer ist. Seine Form wird immer besser. Ich will gar nicht darüber nachdenken, was morgen passiert. Ich will mich nur ausruhen."

Alberto Contador (Saxo Bank): "An schlechten Tagen lernt man, die guten Tage mehr zu genießen. Ich habe mich heute schrecklich schwach gefühlt. Ich konnte zwar zunächst dranbleiben, aber dann habe ich mich entschieden, meinen eigenen Rhythmus zu fahren, um nicht völlig zu explodieren. Der Tour-Sieg ist für mich jetzt unmöglich. Andy ist sehr clever gefahren und hat eine große Etappe gezeigt. Aber nicht nur Andy Schleck, auch Evans hat heute Unglaubliches geleistet."

Bjarne Riis (Teamchef Saxo Bank): "Es ist jetzt natürlich sehr schwer, die Tour noch zu gewinnen. Alberto wollte heute angreifen, aber er hatte nicht die Beine dazu, und er litt wieder unter seinen Knieschmerzen."

Eddy Merckx (fünffacher Tour-Sieger): "So am Izoard anzugreifen, das ist nicht einfach. Es war riskant, vor allem mit dem Gegenwind auf dem Weg zum Lautaret und diesen ganzen großen Fahrern im Rücken. Aber was er gezeigt hat, war die Leistung eines Champions. Das war wirklich beeindruckend. Andy hat heute Radsport-Geschichte geschrieben."