Tour de France: Fahrt durch die Hölle - die 5. Etappe auf den Spuren des 1. Weltkriegs
Update 01/04/2024 um 11:00 GMT+2 Uhr
Bilder sagen mehr als Worte - und auf der 5. Tour-Etappe durch die Somme erzählten sie eine grauenhafte Geschichte von über einer Million Toten.
Für viele Zuschauer ist die Tour ja gerade auch wegen der wunderbaren Bilder von Landschaften und Landsitzen so reizvoll, doch das Teilstück von Arras nach Amiens rückte ganz andere Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke ins Blickfeld.
Dem Etappenverlauf entsprechend, der teilweise der Frontlinie der Kämpfe des erste Weltkriegs folgte, waren es Soldatenfriedhöfe und Gedenkstätten für die Kämpfer aus aller Welt, die der Helikopter einfing. Besonders die Erinnerung an die gefallenen Soldaten aus den Ländern des Commonwealth stand im Fokus - und bewegte auch viele im Tour-Tross.
Die australische Mannschaft Orica erinnerte mit eigenen Trauer-Armbändern an die ANZAC-Kämpfer aus Australien und Neuseeland, die vor 100 Jahren mit in den Krieg in Europa zogen und zu Zehntausenden an der Somme starben.
Die neue Dimension jenes Welt-Krieges wurde im Verlauf der Etappe deutlich, denn auch Gedenkstätten für Kanadier, Neuseeländer, Südafrikaner und Australier säumten die Strecke.
Während beim Frühjahresklassiker Paris - Roubaix der Ursprung seines fragwürdigen Zusatznamens "Hölle des Nordens" kaum je sichtbar wird, ist das in dieser Region anders. Zumindest ein grausiger Hauch wird durch die fast allerorten verstreuten Kriegsgräber spürbar wie in Frankreich vielleicht so nur noch an den Landungsstränden der Normandie.
Die Tour gedachte dabei auch besonders der vielen im Krieg gefallenen Fahrer ihrer Anfangsjahre - allen voran Francois Faber. Der Luxemburger, 1909 als erster Nicht-Franzose Sieger der "grande boucle", starb fast auf den Tag genau vor 100 Jahren bei Kämpfen an der Somme.
Dass aus dem Feld der Tour 2015 an diesem besonderen Tag mit Michael Matthews ein Australier als "Kämpferischster Fahrer" ausgezeichnet wurde, mag nicht unbedingt Zufall gewesen sein (auch wenn es sich der von Stürzen gezeichnete und sich am Ende des Feldes mühende 24-Jährig redlich verdient hatte).
Doch vor allem lässt einen dieser Ehrentitel - angesichts der Gräberfelder wortwörtlicher Kämpfer - die Dinge endlich einmal wieder in die richtige Perspektive setzen: Die Botschaft dieser Etappe? Den Sport und seine Dramen nicht wichtiger zu machen und zu nehmen, als sie tatsächlich sind.
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