Egan Bernal will sich bei der Tour nicht für Froome oder Thomas opfern

Sollte die Tour de France in diesem Jahr tatsächlich am 29. August in Nizza starten, dann dürfte das Team Ineos mit gleich drei Sieg-Anwärtern an den Start gehen: Titelverteidiger Egan Bernal, dem vierfachen Tour-Sieger Chris Froome und dem Sieger von 2018, Geraint Thomas. Die Rollenverteilung könnte dabei für Unruhe sorgen, das machte Bernal im exklusiven Eurosport-Interview schon jetzt deutlich.

Im Jahr 2018 war Egan Bernal noch eindeutig als Helfer für Chris Froome und Geraint Thomas eingeteilt. In diesem Jahr könnte die Rollenverteilung anders aussehen

Fotocredit: Getty Images

Egan Bernal sagte im Gespräch mit Eurosport Spanien: "Ich verstehe die Situation in der Mannschaft. Für Ineos könnte es interessant sein, Chris‘ fünften Tour-Sieg zu holen oder den zweiten Erfolg mit Geraint Thomas. Das sind zwei britische Fahrer in einem britischen Team. Das ist für das Team wichtig und ich verstehe diese Position."
Auch die Sichtweisen seiner Kollegen kann der Kolumbianer nachvollziehen: "Ich verstehe Geraint Thomas, der seine zweite Tour gewinnen will. In den beiden vergangenen Austragungen war er Erster und Zweiter, ihn muss man also dazuzählen. Ich verstehe auch Chris Froome, der seine fünfte Tour gewinnen will. Wenn man sieht, was ihm passiert ist, wäre dies die beste Art zurückzukehren."
Für Froome wäre die Tour 2020 die erste Grand Tour nach seinem schweren Trainingsunfall im Juni 2019, bei dem er sich schwere Verletzungen zuzog. Erst Anfang dieses Jahres kehrte der 34-Jährige ins Renngeschehen zurück.
Bernal deutete aber an, deshalb nicht zurückstecken zu wollen. Immerhin ist er der Titelverteidiger. "Ich bringe mich auch in Position. Ich bin jung, ich habe die Tour de France bereits gewonnen und ich werde die Möglichkeit, die Tour erneut zu gewinnen, ganz sicher nicht wegwerfen", so der 23-Jährige. Er stellte klar: "Wenn ich bei 100 Prozent bin, werde ich mich nicht aufopfern. Das würden sie auch nicht machen, keiner würde das tun."

Bernal: Rollenverteilung erst während der Tour

Wer bei Ineos bei der Tour am Ende um den Gesamtsieg fahren darf, dass dürfte sich laut Bernal erst im Rennen selbst entscheiden. "Ich denke, wir werden erstmal abwarten, wie die Fahrer bei der Tour ankommen. Wir haben keine Rennen bestritten, daher wissen wir nicht, wie wir ankommen. Aus meiner Sicht macht es das Team sehr gut, erst einmal abzuwarten. Es klingt vielleicht abgedroschen, aber das Geschehen auf der Straße wird die Rollen verteilen", so Bernal.
Er ergänzte: "Wenn die ersten Etappen gefahren wurden, werden wir schnell sehen, wo Froome, Thomas und ich liegen. So wird die Perspektive Stück für Stück klarer. Aktuell kann auch ich als Titelverteidiger nicht zum Team gehen und eine alleinige Führungsrolle einfordern. Denn, wie bereits erwähnt, ich verstehe die Position von Geraint, Chris und dem Team."

Volle Konzentration aufs Training

Deshalb konzentriert sich Bernal zur Zeit vor allem auf die Vorbereitung: "Momentan geht es darum, ruhig zu bleiben, sich aufs Training zu fokussieren, alle Dinge so gut wie möglich umzusetzen, um dann zur Tour zu fahren."
Aufgrund der Corona-Pandemie steht die Radsport-Welt aktuell, abgesehen von einigen eRaces, komplett still.
Der Welt-Radsport-Verband UCI veröffentlichte diese Woche den neuen Rennkalender für 2020. Ab dem 1. August sollen bis in den Spätherbst hinein zahlreiche World-Tour-Rennen, inklusive aller drei Grand Tours und den fünf Radsport-Monumenten ausgetragen werden. Die Tour de France soll demnach am 29. August in Nizza starten und am 20. September in Paris enden.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung