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Tour-Geschichte(n): Chris Froome joggt am Mont Ventoux, Joseba Beloki stürzt, Lance Armstrong fährt quer durchs Feld

Andreas Schulz

Publiziert 14/07/2023 um 14:33 GMT+2 Uhr

Die Geschichte der Tour de France steckt voller Highlights, Dramen, Tiefpunkte: Wir blicken in unserer täglichen Serie zurück auf besondere Momente, die sich am 14. Juli jähren und deren Bilder uns oft noch vor Augen sind - und auf spezielle Tour-Höhepunkte aus deutscher Sicht. Heute u.a. mit Linus Gerdemann und André Greipel, Lance Armstrong und Joseba Beloki sowie Chris Froome.

Tour-Klassiker: Froome joggt am Ventoux nach Sturz-Chaos

Der 14. Juli - kein Tour-Tag wie jeder andere:
Frankreichs Nationalfeiertag hat viele besondere Geschichten zu bieten, auch und gerade aus deutscher Sicht.
Die unglaublichste Geschichte zum 14. Juli ist aber die eines Läufers: Bei der Tour 2016 kommt es am Mont Ventoux zu Szenen, die es in der langen Historie der Tour noch nie gegeben hat.
Chris Froome erklimmt den Berg ohne Rad im Laufschritt, nachdem er und andere Fahrer auf ein Motorrad aufgefahren sind. Ein Bild für die Ewigkeit:
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Tour-Klassiker: Froome joggt am Ventoux nach Sturz-Chaos

Eine ebenfalls ausgesprochen dramatische Etappe ist das 9. Teilstück aus den Alpen heraus nach Gap im Jahr 2003. Eine starke Ausreißergruppe bestimmt lange den Tag, bevor es im Finale auf den letzten Hügeln zum Zielort richtig dramatisch wird. Alexander Winokurow greift an und siegt als Solist.
Hinter dem Kasachen aber kommt es zum Drama: Joseba Beloki, ärgster Rivale von Lance Armstrong bis dahin, stürzt schwer auf den von der Hitze aufgeweichten Asphalt. Armstrong kann gerade noch ausweichen, fährt ungewollt eine "Abkürzung" durch die Wiese. Dabei kommt er weder zu Fall noch fängt er sich einen Defekt ein, sondern ist sofort wieder in der Gruppe der Favoriten.
Beloki hingegen bleibt mit Brüchen zurück, getröstet von Teamchef Manolo Saiz und Mannschaftskamerad Jörg Jaksche. Er wird nie wieder sein altes Niveau erreichen.
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Als Armstrong durchs Feld raste: Der Sturz von Beloki bei der Tour 2003

Frankreichs Nationalfeiertag war nicht selten ein guter Tag für die deutschen Profis bei der Tour. Nach der 7. Etappe 2001 haben sie sogar die Führung in drei Sonderwertungen inne: Zum Grün von Erik Zabel und dem Weiß von Jörg Jaksche kommt in Colmar noch Jens Voigt in Gelb hinzu.
Allerdings ist das Triumvirat nur von kurzer Dauer: Schon nach der nächsten Etappe ist das "maillot jaune" bei Voigts Teamkollegen Stuart O'Grady - und auch in der Punktewertung geht der Australier an Zabel vorbei.
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"Wie ein Adelsschlag": Voigt erklärt den Mythos des Gelben Trikots

1998 kommt die Tour mit Erik Zabel in Gelb nach dem späten Start in Irland zum Nationalfeiertag nach Frankreich.
Doch Jens Heppner verhindert einen Heimsieg und sprintet in Lorient aus einer neunköpfigen Ausreißergruppe zum Sieg auf dem 3. Teilstück der Skandaltour. Von den drei Franzosen in der Fluchtgruppe kommt Xavier Jan als Zweiter dem Sieg noch am nächsten.
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Tour de France 1998, Jens Heppner und Xavier Jan in Lorient

Fotocredit: Imago

Im Jahr 1966 geht die Tour am Nationalfeiertag schon zu Ende. Und sie endet, wie sie begonnen hatte - mit einem Sieg von Rudi Altig: Die Schlussetappe war ein langes Zeitfahren über 51,3 Kilometer, nachdem am Vormittag noch eine Halbetappe über 111km gefahren wurde. Mit sieben Sekunden Vorsprung auf den Belgier Ferdinand Bracke gewinnt Altig den Kampf gegen die Uhr und schiebt sich noch auf Rang zwölf der Gesamtwertung.
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Rudi Altig 1966

Fotocredit: Imago

Den letzten deutschen Triumph am 14.7. muss man nicht so lange suchen - kurz blättern im Geschichtsbuch, schon ist man bei Andre Greipels Sprintsieg in Cap d'Agde 2012. Dieser Erfolg ist aber kein "normaler" Sprintsieg, sondern ein Meisterstück des Kraftpakets:
Denn als einer der wenigen reinrassigen Sprinter kommt er über den steilen Mont Saint Clair wenige Kilometer vor dem Ziel und siegt vor Peter Sagan und Edvald Boasson Hagen aus einer Gruppe von nur 43 Fahrern heraus.
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Andre Greipel fuhr eine starke Tour de France 2012

Fotocredit: SID

Ein Deutscher in Gelb liegt ein wenig länger zurück: 2007 ist es die erste Bergetappe hinein in die Alpen mit Ziel in Le Grand Bornand, die den Franzosen den Namen Linus Gerdemann näherbringt. Der Münsteraner erwischt die richtige Fluchtgruppe (zusammen mit seinem westfälischen Nachbarn Fabian Wegmann), setzt sich am letzten Anstieg, dem Col de la Colombière, alleine ab und kommt als Solist an.
Gerdemann übernimmt Gelb von Prolog-Sieger Fabian Cancellara, verliert es aber bei der Bergankunft am nächsten Tag in Tignes gleich wieder um 43 Sekunden an einen entfesselten Michael Rasmussen.
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Tour de France 2007: Linus Gerdemann im Gelben Trikot

Fotocredit: Getty Images

Aus französischer Sicht ist die "Mutter aller Siege" der letzten Jahrzehnte (trotz Vincent Barteau beim Revolutions-Jubiläum 1989 oder Richard Virenque 2004) noch immer das Kommandounternehmen von Laurent Jalabert aus dem Jahr 1995.
Denn damals schien es für einen fiebrigen Nachmittag, als könne "Jaja" den unschlagbaren Miguel Indurain stürzen. Mit fast zehn Minuten Rückstand nach den Alpen geht Jalabert im Grünen Trikot zusammen mit mehreren Teamkollegen zum Generalangriff über. Und der Plan von ONCE-Boss Manolo Saiz funktioniert: Zwei Teamkollegen schließen zum Franzosen auf, immer weiter wächst der Vorsprung bis auf über zehn Minuten an.
Indurains Helfer sind zu einer wilden Aufholjagd gezwungen, die das Gelbe Trikot rettet. Doch Jalaberts Solosieg am Flugplatz von Mende geht in die Geschichte ein, der Anstieg trägt inzwischen seinen Namen - auch wenn sich große Fragen in Bezug auf die Sauberkeit seiner Siege stellen (und die vieler anderer Fahrer, nicht nur jener Jahre).
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Laurent Jalabert (Once) siegt in Mende bei der Tour de France 1995

Fotocredit: Imago

Zum Abschluss darf 1999 nicht fehlen, als erstmals seit über einem Jahrzehnt der Nationalfeiertag in Alpe d'Huez begangen wird. Team Telekom ist ohne Jan Ullrich unterwegs und auf Etappenjagd - und so löst sich Giuseppe Guerini auf den letzten Kilometern vom Feld.
Doch dann springt 500m vor dem Ziel ein fotografierender Fan zu spät aus der Bahn, der Italiener stürzt, bleibt aber unverletzt und auch die Rennmaschine ist nicht beschädigt. Guerini kann sein Solo vollenden, 21 Sekunden vor dem Russen Pavel Tonkov trägt er sich in die Siegerliste ein und bekommt als 21. Sieger die Ehrentafel in Kurve 1 kurz vor dem Ziel.
Der unachtsame Fan entschuldigt sich am Abend im Teamhotel...
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Chaos in Alpe d'Huez: Fan bringt Spitzenreiter zu Fall

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