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Tour-Geschichte(n): Armstrongs Bluff, Sturz in den Abgrund, Sieg für Haussler und Aus für Doper

Andreas Schulz

Update 17/07/2023 um 00:44 GMT+2 Uhr

Die Geschichte der Tour de France steckt voller Highlights, Dramen, Tiefpunkte: Wir blicken in unserer täglichen Serie zurück auf besondere Momente, die sich heute jähren und deren Bilder uns oft noch vor Augen sind - und auf spezielle Tour-Höhepunkte aus deutscher Sicht - heute u.a. mit Thomas Voeckler, Lance Armstrong und einem fürchterlichen Unglück an der Tour-Strecke.

Lance Armstrong - Tour de France 2001

Fotocredit: Getty Images

Der 17. Juli - kein Tour-Tag wie jeder andere:
Der 17. Juli bleibt in der Tour-Historie für immer ganz besonders mit dem Jahr 1951 verbunden. Denn auf dem Weg von Dax nach Tarbes hat der Träger des Gelben Trikots, Wim van Est, riesiges Glück im Unglück.
Der Niederländer, am Tag zuvor Etappensieger und ins "maillot jaune" geschlüpft, stürzt in der Abfahrt vom Col d'Aubisque rund 20 Meter tief - bleibt aber wie durch ein Wunder fast unverletzt, wird durch ein aus Fahrradschläuchen zusammengeknotetes "Seil" wieder hoch zur Straße gezogen und fährt sogar kurz weiter.
Dann aber gibt er das Rennen auf, wird aber Gelb in seiner Karriere nochmals erobern und weitere Etappen gewinnen.
Wim van Est, Tour 1951
Eine Geschichte zum 17. Juli darf nicht fehlen: 1988 kommt auf der 14. Etappe ein Trio den letzten Anstieg nach Guzet Neige hinauf. Der Franzose Philippe Bouvatier sieht schon wie der Sieger aus, biegt dann aber 200m vor dem Ziel den Motorrädern folgend falsch ab. Bis er seinen Fehler bemerkt, sind seine Begleiter vorbei, ihm bleibt nur Rang drei hinter dem Italiener Ghirotto und dem Schotten Millar.
Als Trost erhält auch er den Sonderpreis für den Sieger, einen Peugeot.
Wer jahrelang bei den Duellen zwischen Jan Ullrich und Lance Armstrong mitgefiebert hat, dem wird der 17. Juli der Tour 2001 unvergessen sein.
Es geht nach Alpe d'Huez und Armstrong hat im Gesamtklassement bisher nur wenig Vorsprung auf seinen ärgsten Rivalen. Also greift er in die Trickkiste - auch, um sein Team zu schonen. Vor dem Schlussanstieg sind schon die schweren Bergwertungen zum Glandon und Madeleine zu erklimmen und plötzlich sieht man den Texaner am Ende der Favoritengruppe: Die Gesicht verzerrt, der Tritt mühsam, die Brille auf die Stirn geschoben.
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Lance Armstrong - Tour de France 2001

Fotocredit: Getty Images

Verwunderung bei den Beobachtern, gerade auch in den Teamfahrzeugen der Konkurrenz. Johan Bruyneel gibt sich im TV-Interview ahnungslos bis geschockt, der Plan von US Postal scheint aufzugehen. Telekom macht Tempo, erst mit Jens Heppner, dann mit Andreas Klöden und Kevin Livingston: Ullrichs Helfer lassen Kräfte vor dem Finale.
Dort zeigt Pokerface Armstrong, wie es wirklich um ihn steht: Mit Teamkollege Jose Luis Rubiera donnert er in die ersten Rampen hinauf nach Alpe d'Huez hinein, dreht sich noch einmal zu Ullrich um - und wird im Ziel 1:59 Minuten Vorsprung herausgeholt haben. Später sagt er, der berühmt gewordene "The Look" habe aber nur Rubiera gegolten...
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Tour de France 2001: Lance Armstrong taxiert Jan Ullrich vor seiner Attacke nach Alpe d'Huez

Fotocredit: Eurosport

Endgültig in die Herzen der Fans fährt sich 2004 zum Plateau de Beille ein junger Franzose. Wie ein Löwe kämpft Thomas Voeckler um sein vor Tagen als Ausreißer erobertes Gelbes Trikot und kann es tatsächlich, unterstützt von seinem Team Brioches La Boulangère, noch einmal gegen die Asse verteidigen. Um 22 Sekunden verpasst Etappensieger Lance Armstrong den Sprung an die Spitze, exakt 4:42 Minuten hinter dem Texaner kommt Voeckler als 13. der Etappe ins Ziel.
Damit verbringt Frankreichs Meister auch den zweiten Tour-Ruhetag in Gelb und muss es erst in den Alpen abgeben.
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Thomas Voeckler, Tour de France 2004

Fotocredit: Imago

Historisch ist der 17. Juli bei der Tour 1993 aus deutscher Sicht: Bei der zweiten Teilnahme kann Team Telekom auf der 13. Etappe nach Montpellier den ersten Sieg feiern - Olaf Ludwig lässt die Sprintelite hinter sich und erlöst den Rennstall.
Der erste Erfolg für Telekom ist gleichzeitig der letzte für den Olympiasieger von 1988. Die Magenta-Truppe wird zwei Jahre warten müssen, bis Erik Zabel wieder für einen Tagessieg ihrer Farben bei der "grande boucle" sorgt.
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Olaf Ludwig bei der Tour de France 1993

Fotocredit: Getty Images

Doppelt erinnerungswürdig ist die Fahrt der Tour durch die verregneten Vogesen am 17. Juli 2009. Auf der Achterbahnfahrt über die mittelschweren Anstiege schießt ein Unbekannter auf die Fahrer, verletzt mit seiner Luftpistole Oscar Freire und Julian Dean zum Glück nur leicht.
Im Ziel in Colmar ist es derweil Heinrich Haussler, der seinen Tränen freien Lauf lässt.
Der Deutsch-Australier, damals im benachbarten Freiburg daheim, vollendet ein Solo zu seinem größten Sieg.
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Tränenreicher Triumph: Das Regen-Solo von Haussler in Colmar

Ein Jahr zuvor ist es der Start der Etappe, der am 17. Juli für den meisten Wirbel sorgt. Denn im Startort Lavelanet kommt es zu tumultartigen Szenen, als die erste ganz große Dopingaffäre dieser Tour platzt: Der Etappensieger Riccardo Ricco und später auch Mannschaftskamerad Leonardo Piepoli vom Team Saunier Duval sind positiv getestet worden und werden von der Polizei in Gewahrsam genommen.
Der spanische Rennstall zieht sich zurück, mit nur noch 159 Fahrern geht das Feld auf die Strecke nach Narbonne.
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Tour de France 2008: Riccardo Ricco wird abgeführt

Fotocredit: Imago

Die Abreise der Saunier-Duval-Mannschaft sorgt dafür, dass Zeitfahr-Spezialist Sebastian Lang zum Träger des Bergtrikots aufrückt. Der Gerolsteiner-Profi hatte am Sonntag zuvor bei der großen Pyrenäen-Etappe über Peyresourde und Aspin mächtig Punkte gesammelt und hätte das Teilstück wohl auch gewonnen, wäre nicht auf den letzten Kilometern des Anstieges ein entfesselter Ricco an ihm vorbeigeflogen.
Lang trägt das Sondertrikot einige Tage bis zum Abstecher der Tour nach Italien, wo es Teamkollege Bernhard Kohl übernimmt - und die nächste Geschichte beginnt.
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Sebastian Lang (Gerolsteiner) im Bergtrikot der Tour de France 2008

Fotocredit: Getty Images

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